Deflation, Crash, hohe Inflation oder neuer Goldstandard?

Was kommt in in den nächsten Jahren auf die Welt zu, ein deflationärer Crash aufgrund der immensen globalen Schulden, eine inflationäre Geldentwertung oder ein neuer Goldstandard? Statt noch lange in der wirtschaftlichen Depression gefangen zu sein, könnte es durch die protektionistische Wirtschaftspolitik, die Donald Trump durchsetzen will, möglicherweise schneller zu einer globalen Übereinkunft zur Beseitigung der Überschuldung kommen, als heute absehbar erscheint.

Deflation, hohe Inflation oder neuer Goldstandard

12.01.2017: Der Westen befindet sich seit 1971 in einem Geldsystem, dass sich zu einem Schneeballsystem entwickelt hat, auch wenn es vermutlich nach dem Ende der Golddeckung des US-Dollar nicht von vorn herein darauf ausgerichtet gewesen sein mag. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 hat sich die Verschuldung der westlichen Welt vervielfacht. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) stieg die reale Verschuldung der Nicht-Finanz-Unternehmen um den Faktor drei, die der Staaten um den Faktor vier und die der privaten Haushalte um den Faktor sechs.

Seit 2008 hat sich der Trend trotz niedriger Zinsen und lockerer Geldpolitik weiter beschleunigt. Die Unternehmensberatung McKinsey hat die durchschnittliche Neuverschuldung für den Zeitraum von 2007 bis 2016 berechnet; hiernach haben sich die Staaten mit 9,3 Prozent, die privaten Haushalte mit 2,8 Prozent und die Unternehmen außerhalb des Finanzsektors mit 5,9 Prozent jedes Jahr zusätzlich verschuldet, während das Wirtschaftswachstum im gleichen Zeitraum durchschnittlich nur bei 2 Prozent lag.

Geldsystem wurde zu einem Schneeballsystem

Wenn immer mehr Schulden nur noch dazu dienen, die Illusion der Bedienung bereits bestehender Schulden aufrecht zu erhalten, fehlt zwangsläufig immer mehr Geld für Investitionen in die Realwirtschaft. Infolgedessen geht das Wirtschaftswachstum zurück und erhöht damit den deflationären Druck. Ein Kollaps ist nur noch durch äußerst niedrige Zinsen zu verhindern. Die Politik ist sich in der Bewertung unsicher und zögert deshalb unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation der Überschuldung zu entschärfen, weshalb die Weltwirtschaft trotz der massiven Interventionen der Notenbanken immer mehr stagniert.

Deflation und Crash, hohe Inflation oder neuer Goldstandard?

Mittelfristig scheinen wir auf zwei Szenarien zuzulaufen: Chaos durch Deflation und anschließende Depression, oder hohe Inflation, und wenn die nicht anspringt droht die Enteignung breiter Bevölkerungsschichten durch Bargeld-Abschaffung und hohe Negativzinsen. Je länger es nicht gelingt, die Inflation zu erzeugen, desto größer wird die Gefahr für einen unkontrollierten Crash und Deflation. Wie gut das gerade ein Donald Trump die US-Wahl gewonnen hat und für zwischenzeitliche Euphorie an den Finanzmärkten sorgte.

Die Überschuldung ist jedoch nicht nur ein Problem von Europa, sondern ein weltweites Problem. Neben Japan, das nach fast dreißig Jahren Stagnation nun die Monetarisierung der Schulden über die Notenbankbilanz vorbereitet, leiden auch die USA, Kanada, Australien, weite Teile Südamerikas und Europas sowie China unter zu hohen Schulden. Doch wie kam es dazu und wie kann die Überschuldung beseitigt werden?

Vier Szenarien zum Abbau der Überschuldung

Am effektivsten wäre ein geordneter Schuldenschnitt, der mit einer entsprechenden Besteuerung und Vermögensabgaben verbunden sein müsste. Schließlich stehen den Schulden spiegelbildlich ebenso hohe Vermögen gegenüber. Jedoch wird eine solche Lösung von der Finanzelite und den Reichen abgelehnt, die stattdessen die Bürger zur Kasse bitten wollen, wie sich an ihrer Anti-Bargeld-Kampagne mehr als deutlich zeigt. Es ist auch anzunehmen, dass sich der neue US-Präsident Donald Trump nicht mit der Wallstreet anlegen wird, wie schon die Besetzung seiner Regierung erkennen lässt.

Die Entwertung der Schulden durch Inflation ist eine Lösung, die von der Politik schon mehrfach angewandt wurde, weil sich dieser Prozess schleichend vollzieht und von den Wählern erst spät erkannt wird. Doch wenn Inflation kontrolliert herbeizuführen wäre, hätten wir sie schon. Eine lockere Geldpolitik, die Inflation erzeugen soll, wirkt jedoch in einer Phase der Überschuldung kaum, weil die Kreditvergabe, die mit der Geldpolitik stimuliert werden soll, durch fehlende Bonität der Schuldner oder Investitionszurückhaltung nicht in Schwung zu bringen ist. Die faulen Schulden, Überkapazitäten und Geldhortung erhöhen deshalb den deflationären Druck, da hilft auch immer mehr Zentralbankgeld nicht, das der bekannte Ökonom Larry Summers fordert. Nicht ohne Grund werden Lösungen wie Helikopter-Geld oder ein Bargeldverbot diskutiert, um die Inflation stärker anzuheizen.

Möglich ist auch ein unkontrollierter Crash durch eine sich verstärkt in Gang setzende Deflationsspirale. Auslöser dafür könnten entweder Bankenpleiten trotz Einlagensicherung oder eine sich verstärkende politische Radikalisierung sein, die dazu führt, dass beispielsweise in Italien oder Frankreich eine Euro-kritische Regierung an die Macht kommt, die den Euro-Austritt durchsetzt, in der Hoffnung, mit einer eigenen Währung und einem Schuldenschnitt der schlechten ökonomischen Lage zu entkommen. Das Ergebnis wäre eine tiefe Rezession in der Eurozone, die durchaus so dramatisch ausfallen könnte, wie die große Depression der 1930er-Jahre, die der Nobelpreisträger Robert Shiller befürchtet. Ein Zerfall der EU wäre infolgedessen sehr wahrscheinlich.

Temporär bietet sich deshalb ein neuer Goldstandard wie durch das System von Bretton-Woods an, um in einem ersten Schritt den Druck aus dem System zu nehmen und einem drohenden Kollaps durch Überschuldung zu entkommen. Im zweiten Schritt könnte eine neue Weltleitwährung auf Basis der Sonderziehungsrechte des IWF angestrebt werden.

Neuer Goldstandard als Lösung?

Nachdem viele Notenbanken bis heute Goldreserven halten und Russland und China ihre Bestände an Gold in den letzten Jahren sogar deutlich erhöht haben, könnten die großen Notenbanken quasi über Nacht und in einer konzertierten Aktion alles Gold der Welt außerbörslich mit neu gedrucktem Geld aufkaufen und ihre Goldbestände damit aufwerten. Würde eine 100prozentige Deckung des Geldes durch Gold angestrebt, müsste der neue Goldpreis deutlich über 10.000 Dollar je Feinunze festgelegt werden, um die Staatsverschuldung vieler Länder sinnvoll reduzieren zu können.

Neuer Goldstandard und seine Folgen

Die Aufwertung von Gold und die Ausschüttung des damit verursachten zusätzlichen Notenbankgewinns hätte für die USA folgenden Effekt: Die Schulden, die sich allein in den acht Jahren der Amtszeit von Barack Obama verdoppelt haben, wären deutlich gesenkt. Aber wenn Gold aufwertet wird Geld über einen gewissen Zeitraum in dem selben Maß abwerten, also seine Kaufkraft sukzessive verlieren und daurch auch die sehr hohen privaten Schulden ebenfalls entwerten. Damit wäre die Basis gelegt für eine nachhaltige Erholung der Weltwirtschaft, allerdings auf Kosten der Halter von Geldvermögen besonders außerhalb der USA, die diese Aufwertung des Goldes mit einer sinkenden Kaufkraft ihrer Geldforderungen finanzieren würden.

Ein neuer Goldstandard mit einer Aufwertung von über 10.000 Dollar pro Feinunze, würde es allen, die vor dessen Einführung mindestens 10% ihres Vermögens in Gold halten, ermöglichen, die Kaufkraft ihres Vermögens zu erhalten und in das neue goldgedeckte Geldsystem zu transferieren. Ein Goldstandard kann jedoch nur eine zeitlich begrenzte Übergangslösung darstellen, denn die Goldmenge kann nicht ebenso schnell wachsen wie die Produktivität, weshalb es schon nach wenigen Jahren zu rückläufiger Kreditnachfrage, Deflation und wirtschaftlichem Stillstand käme.

Neuer Goldstandard als Kompromiss

Der Goldstandard wäre jedoch ein Kompromiss, der sowohl den Interessen der hoch verschuldeten Staaten, Unternehmen und privaten Haushalte als auch den Interessen der Reichen dient, die ansonsten befürchten müssen, Anteile ihres Vermögen durch einen Kollaps des Systems zu verlieren, wodurch der in solchen Phasen schon mehrmals beschrittene Weg, einen neuen Krieg anzuzetteln, vermieden werden könnte.

Ein Blick in die USA zeigt, dass ein neuer Goldstandard keine spekulative Überlegung ist: Der frühere Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve, Alan Greenspan erklärte im Juli 2016, dass es im Zuge der massiven Ausweitung der Geldmenge in den letzten Jahren zwangsläufig und in sehr kurzer Zeit zu einer deutlich steigenden Inflation kommen werde, auch wenn diese bisher nicht zu erkennen sei. Doch sie werde kommen und es gebe Möglichkeiten, sich vor Inflation und einen möglichen Zusammenbruch des Finanzsystems zu schützen. Dazu müsse es ein solideres Geld geben, als das von den Banken selbst geschöpfte Kreditgeld (siehe Geldschöpfung), weshalb letztlich die Rückkehr zu einem Goldstandard notwendig wäre, den es bis zum Jahre 1913 gegeben habe, so Greenspan.

Neuer Goldstandard mit Donald Trump?

Die Partei der Republikaner, die mit Donald Trump nun den neuen US-Präsidenten stellt, verfügt über einen starken Flügel von Verfechtern des Goldstandards, zu denen auch der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Kongressabgeordnete Ron Paul zählt. Ein gesundes und nicht beliebig vermehrbares Geld gehörte früher sogar zu den Kernforderungen der republikanischen Partei.

Diese Forderung ist in den vergangenen Jahren zwar etwas in Vergessenheit geraten, aber es gibt in den Reihen der Republikaner ein großes Misstrauen gegenüber der privaten US-Notenbank Federal Reserve (FED) und deren Geldpolitik, die am einfachsten und wirkungsvollsten durch einen neuen Goldstandard gezügelt werden könnte.

Der neu gewählte US-Präsident Donald Trump scheint dieser Denkweise nahe zu stehen. Denn er hat sich bereits mehrmals sehr positiv über einen Goldstandard geäußert. Mit Judy Shelton hat er sich zudem eine Frau in seinen Beraterstab geholt, die sich ausdrücklich für einen neuen Goldstandard einsetzt. Judy Shelton ist Vorstandmitglied des 2009 gegründeten Sound Money Project, das sich für die Aufklärung der Schwächen des bestehenden Geldsystems und für eine Abkehr von der Geldschöpfung der privaten Banken (Kreditgeld) einsetzt.

In einem Interview sagte Shelton: „Ich glaube wir brauchen eine fundamentale Neugestaltung der weltweiten Geldordnung.“ Ein erster Schritt könne sein, mit Gold gedeckte Staatsanleihen ausgeben, so Shelton. Damit könnten sich Anleger gegen eine neue große Finanzkrise absichern. Shelton glaubt darüber hinaus, dass auch China Interesse daran hätte, wenn Gold wieder als Währungsanker fungieren würde. „China dürfte eine solche Entwicklung begrüßen, weil es den Dollar vermutlich stabilisieren und den Wert ihrer Dollar-Reserven schützen würde“. Wenn auch China solche goldbesicherten Bonds ausgäbe, dann hätten diese praktisch den selben Wert wie die US-amerikanischen und das fördere die Entstehung stabiler Wechselkurse, so Judy Shelton weiter.

Das erklärte Ziel von Donald Trump ist, die USA wieder zu alter Stärke zurückbringen. Als Pragmatiker, dessen wirtschaftliches Denken nicht durch neokeynesianische Ideologien verwirrt wurde, dürfte ihm deshalb bewusst sein, dass er dazu ein gesundes und kein krankes Geldsystem braucht. Als Machtmensch der Donald Trump nun einmal offenkundig ist, wird er deshalb wenig begeistert davon sein, wenn sein wirtschaftspolitischer Handlungsspielraum als US-Präsident weitgehend von der FED bestimmt wird, und er zusehen muss, wie die Goldreserven der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) weiter zunehmen. Die Möglichkeit, den Dollar als Weltleitwährung zu erhalten, wird für die USA dadurch zunehmend unwahrscheinlicher. Was liegt also näher als einen neuen Goldstandard einzuführen, solange der Westen über die größeren Goldreserven verfügt und damit gleichzeitig seine massive Überschuldung abbauen und einen Crash noch rechtzeitig verhindern kann.

Vor diesem Hintergrund muss auch der Protektionismus in der angekündigten Politik von Donald Trump gesehen werden, denn wenn China und die in Dollar hoch verschuldeten Schwellenländer erst einmal die Folgen der Abschottung für die eigene Wirtschaft zu spüren bekommen haben, lässt sich ein neuer Goldstandard mit dem Dollar als Weltleitwährung, viel besser durchsetzen, so wie schon 1944 bei den Geheimverhandlungen in Bretton-Woods.

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Deflation, Crash, hohe Inflation oder neuer Goldstandard
Kurzbeschreibung:
Was kommt auf die Welt zu, Deflation und Crash, hohe Inflation oder ein neuer Goldstandard, der einen Krieg zur Erhaltung von Vermögen verhindern könnte?
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