Finanzsystem

Allgemeines über das Finanzsystem

Das Finanzsystem ist wesensbedingt ein System, das Zahlungsströme zwischen den Teilnehmern des Systems ermöglicht. Es kann aus volkswirtschaftlicher Sicht auf globaler, nationaler und regionaler Ebene sowie aus betriebswirtschaftlicher Sicht eines Unternehmens betrachtet werden. Die wesentlichen Elemente eines Finanzsystems sind typischerweise Personen, Haushalte, Abteilungen, Unternehmen, Staaten und Organisationen, die untereinander Zahlungen auslösen.

Das Finanzsystem (Inflationsschutzbrief Erläuterung)Ein wesentlicher Bestandteil des Finanzsystems ist der Finanzsektor, dem alle Institutionen und Systeme angehören, die finanzielle Leistungen für eine Volkswirtschaft erbringen. Dazu zählen insbesondere Finanzmärkte (Geldmarkt, Kapitalmarkt und Devisenmarkt) und Finanzintermediäre (Banken, Versicherungen usw.) Die wichtigsten Funktionen des Finanzsektors sind die Geldfunktion, Lenkungsfunktion, Koordination des finanziellen Mittelflusses zwischen Kreditgebern (Gläubiger) und Kreditnehmern (Schuldner) und die Versicherungsfunktion, also die Begrenzung der mit der Überlassung von finanziellen Mitteln verbundenen Risiken. Bedeutende staatliche und (teil-)private Institutionen im Finanzsystem sind die Zentral- oder Notenbanken, supranationale Banken (Weltbank, Entwicklungsbanken und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ), der Internationale Währungsfonds (IWF) und verschiedene Aufsichtsbehörden.

Probleme des Finanzsystems

Seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems in 1971 (wodurch die Teildeckung des US-Dollar mit Gold und feste Wechselkurse zum US-Dollar aufgegeben wurden) lässt sich eine zunehmende Internationalisierung des Finanzhandels beobachten. Das Volumen der grenzüberschreitenden Wertpapier-Transaktionen zwischen den USA, Deutschland und Japan ist von durchschnittlich 15 Prozent des jeweiligen BIP in den Jahren 1975-79 auf knapp 600 Prozent in den Jahren 1995-2000 gestiegen. Seit 1990 haben auch die Kapitalströme in Schwellen- und Entwicklungsländern erheblich zugenommen, aber der überwiegende Anteil der Finanztransaktionen findet nach wie vor zwischen den Industrieländern statt. Deutlich wird die Zunahme der internationalen Finanztransaktionen auch am Verhältnis von weltweiten Devisen- und Exportumsätzen. 1979 hatten die weltweiten Devisenumsätze ein Volumen von 17,5 Billionen Dollar, während die weltweiten Exporte einen Umfang von 1,5 Billionen Dollar hatten. Das entsprach einem Verhältnis von 12:1. Im Jahr 1998 betrug dieses Verhältnis bereits 69:1 (Devisen: 372 Billionen Dollar, Exporte: 5,4 Billionen Dollar). In 2012 ist das Verhältnis weiter auf 106:1 angestiegen (Devisen 1.908 Billionen Dollar, Exporte 18,2 Billionen Dollar).

Unter Geldsystem haben wir den Prozess der Konzentration beschrieben, der nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems in 1971 durch die Ausweitung der Geldmenge einsetzte. An folgendem Beispiel wird das Problem des herrschenden Geld- und Finanzsystems durch die Geldschöpfung aus dem Nichts, die diese Ausweitung der Geldmenge erst ermöglichte, deutlich:

22 Banken bildeten zwischen 2008 und 2010 den innersten Kreis der Finanzkrise. Sie waren über Kreditbeziehungen, wechselseitige Beteiligungen und finanzielle Abhängigkeiten so stark miteinander vernetzt, dass die Zahlungsschwierigkeiten jeder einzelnen Bank das gesamte Finanzsystem gefährdete. 804 Milliarden Dollar betrug im November 2008 der Höchstwert der Notkredite, welche die amerikanische Zentralbank Fed (Federal Reserve Syste) diesen Banken zur Verfügung stellte, um das amerikanische Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Position dieser 22 Banken war innerhalb des Netzwerks aller Finanzinstitute so zentral, dass die US-Zentralbank (FED) diese Finanzinstitute nicht ohne gravierende Folgen für die Wirtschaft hätte fallen lassen können.

Paradoxon – too big to fail

Mit diesem Begriff werden Banken bezeichnet, deren Systemrelevanz zu groß ist, um untergehen zu dürfen. Systemrelevant oder „too big to fail“ wird eine Bank dann, wenn entweder ihre Dienstleistungen unersetzlich sind und/oder ihre Insolvenz die Volkswirtschaft mehr kosten würde, als sie durch den Staat zu retten. Die Größe einer Bank ist jedoch nicht entscheidend für ihr systemisches Risiko. Entscheidend ist, wie stark sie mit anderen Finanzinstituten vernetzt ist, sodaß ihr Zusammenbruch eine Kettenreaktion auslöst, die auch die anderen Banken gefährdet.

Die FED hatte von 2007 bis 2010 jene Finanzinstitute in den USA mit billigem Geld versorgt, die von akuten Zahlungsausfällen bedroht waren. Auf dem Höhepunkt der Krise kletterte der Gesamtbetrag der ausgeliehenen Kredite auf sagenhafte 1,2 Billionen Dollar. Die Zahlen der FED wurden publik, als der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten der Agentur Bloomberg das Recht auf Dateneinsicht zugesprochen hatte, weil das amerikanische Finanzsystem mit öffentlichen Mitteln saniert worden war.

Die Daten der FED, die Bloomberg veröffentlichte, zeigten die ausstehenden Restschulden und die Marktkapitalisierung von insgesamt 407 Banken. Der Umfang der Kredite gibt Hinweise auf den jeweiligen Verschuldungsgrad einer Bank sowie auf potenzielle Zahlungsschwierigkeiten oder Zahlungsausfälle. Die Auswertung dieser Daten zeigte, dass die verschiedenen Banken zwar zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Not gerieten und dass auf dem Höhepunkt der Krise rund 30 Banken gleichzeitig die Spitze ihrer Notlage erreichten. Hiernach gab es 22 Institutionen, die während der gesamten Krisenperiode im Durchschnitt mehr als 5 Milliarden US-Dollar an Notfallkrediten erhalten hatten.

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