FED-Goldbestände und Gold-Leasing: Ein Spiel auf Zeit

Wie lange kann das Gold-Leasing der Federal Reserve und anderer Notenbanken noch gutgehen, wenn die physische Menge an Gold im Verhältnis zu den Wetten die an den Börsen gehandelt werden immer weiter abnimmt? Zu Engpässen bei Goldlieferungen wird es immer häufiger kommen und deshalb Betrug erzwingen, erläutert der Ökonom James Rickards in seinem Buch. Das Umfeld sei reif für einen Lieferausfall und der werde hohe Wellen schlagen, davor hatten wir schon im Januar 2016 gewarnt. Ist es bald soweit?

Goldbestände und Gold-Leasing: Spiel auf Zeit

Gold ist das am wenigsten verstandene Anlagegut der Welt. Das liegt daran, dass Gold wie ein Rohstoff gehandelt wird. Gold ist aber kein Rohstoff, es ist Geld. Obwohl fast alle Länder der Welt Tonnen an Gold in ihren Tresoren halten, bemühen sie sich, diesen Unterschied zu verschleiern. Denn der Umstand, dass mehrere zehntausend Tonnen Gold in staatlichen Tresoren lagern, ist Beleg genug für die monetäre Funktion des Goldes, ungeachtet aller offiziellen Darstellungen.

Selbst der IWF, der seinen Mitgliedstaaten 1974 eine Golddeckung ihrer Währungen offiziell untersagte, hält 2800 Tonnen an Gold. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel (BIZ), auch die „Zentralbank der Zentralbanken“ genannt, hält einen Goldbestand von 108 Tonnen. Zentralbanken halten jedoch keine anderen Metalle, aber warum halten sie dann Gold? Die einzige Erklärung dafür ist offensichtlich – Gold ist Geld, alles andere ist Kredit.

Goldbestände und Gold-Leasing: Ein Spiel auf Zeit

James Rickards ist Ökonom, Investmentbanker und gerade wegen seiner 35 jährigen Erfahrung an der Wall Street ein Verfechter des Goldstandards. Darüber hinaus berät er auch Unternehmen weltweit zu Währungsrisiken. In seinem Buch „Der Weg ins Verderben. Wie die Eliten die nächste Krise vorbereiten und wie Sie sich davor schützen können“, setzt er sich umfassend mit Gold und Geld auseinander. In diesem Beitrag wollen wir einige seiner Thesen aufgreifen.

Die wahre Funktion des Goldes

Die Tatsache, dass die Zentralbanken eigene und die Schuldscheine von privaten Banken als Dollars oder Euros auf Papier oder elektronisch in Umlauf bringen können, erfordert es, die wahre Rolle von Gold zu verschleiern. Der Grund dafür ist, dass Zentralbanken und private Banken gemeinsam das Monopol an diesem – nur durch eigene Schuldscheine gedeckten – Geld halten und dieses Monopol auch behalten wollen. Was sie bisher jedoch nicht haben, ist das Monopol auf Gold.

Eine Folge der Verwirrung über das Wesen des Goldes ist einerseits die weit verbreitete Unkenntnis, wie das herrschende Geldsystem funktioniert, andererseits die Art und Weise wie Gold durch Derivate (Futures) gehandelt und der Goldpreis dadurch kontrolliert wird.

Physisches Gold im Handel nimmt ab

In den USA ist gesetzlich geregelt, dass ein Terminverkauf von physischem Gold innerhalb von 28 Tagen durch eine entsprechende Lieferung ausgeglichen werden muss. Andernfalls wird ein solcher Verkauf als Terminkontrakt eingestuft, der nur unter Auflagen zulässig und an einer regulierten Warenterminbörse wie der Comex gehandelt werden muss. Angesichts der angespannten Lage am Markt für physisches Gold wird diese Vorschrift jedoch ständig mißachtet, da viele Händler Probleme haben, innerhalb dieser 28 Tage-Frist zu liefern. Die US-Regierung scheint deshalb auch wenig Interesse daran zu haben, diese Vorschrift durchzusetzen. Solche – die gesetzlich Frist überschreitenden – Terminverkäufe müssten aber von den Warenterminbörsen als Open-Interest-Positionen erfasst werden, um die Größe der Blase von Goldderivaten ermessen zu können, die nur noch durch einen immer kleiner werdenden Bestand an physischem Gold gedeckt ist.

Denn der Großteil des physischen Goldes steht dem Handel nicht zur Verfügung sondern wird mittlerweile in privaten Tresoren gehortet oder ist als Schmuck in Umlauf. Nimmt der an den Warenterminbörsen gehandelte Bestand an physischem Gold weiter ab, weil einerseits die gehorteten Goldbestände aber auch das Volumen der Derivate-Wetten auf Gold zunimmt, erhöht beides die Gefahr, dass ein Engpass bei der Auslieferung von physischem Gold eine Käuferpanik am Goldmarkt auslöst. Im Januar 2016 war der Bestand an Gold der US-Warenterminbörse Comex auf historisch niedrige 0,2 Prozent des gehandelten Derivate-Volumens gesunken.

Das Spiel der FED mit dem Gold-Leasing

Das Gold in den Tresoren der Zentralbanken des Westens ist Teil des umlaufenden Bestandes und wird verleast (vermietet), damit der Goldpreis durch Derivate, an denen einige wenige Großbanken quasi das Monopol halten, einerseits kontrolliert und das Schuldgeldsystem aufrecht erhalten werden kann, andererseits durch die Kosten dieser Wett-Produkte auch Gewinne anfallen. Die Käufer können mit den Derivaten (Futures) an der Entwicklung des Goldpreises partizipieren, haben aber keinen Anspruch auf physisches Gold. Ohne es zu wissen unterstützen die Käufer von Derivaten damit das Monopol der Geldschöpfung der privaten Banken, die 95% der umlaufenden Geldmenge durch Giralgeld erzeugen und den darauf anfallenden Geldschöpfungsgewinn einstreichen.

So können mit einer Tonne des deutschen Goldes, das in der Federal Reserve Bank of New York verwahrt wird und durch Vermittlung der BIZ an JP Morgan Sachs verleast wird, Terminverkäufe über zehn Tonnen Gold am Markt abgedeckt werden. Abhängig von der Vertragsgestaltung können physische Goldbestände auch mehrfach verleast werden, genauso wie auch Sicherheiten, die bei Banken hinterlegt werden, mit einer Nachrangvereinbarung mehrfach abgetreten werden können. Das Prinzip funktioniert ähnlich dem Mindestreservesystem bei der Geldschöpfung der privaten Banken, die für neue Kredite über 100 Millionen nur max. 3 Millionen Zentralbankgeld auf ihrem Konto bei der Notenbank vorhalten müssen.

Wenn die Chinesen hingegen physisches Gold am Markt aufkaufen, steht es für Leasing-Zwecke nicht mehr zur Verfügung und verringert damit den umlaufenden Goldbestand der an den Warenterminbörsen gehandelt werden kann. Das gleiche gilt auch, wenn Länder wie Deutschland oder die Niederlande ihr bei der Federal Reserve Bank of New York verwahrtes physisches Gold abziehen und es in Frankfurt oder Amsterdam einlagern. Deshalb dürfte 2017 das vorerst letzte Jahr gewesen sein, in welchem die Bundesbank Gold von der FED bekommen hat, denn das Verlagern von Gold nach Deutschland verringert den umlaufenden Bestand an physischem Gold, wodurch sich die Umlaufgeschwindigkeit der restlichen Goldbestände erhöhen muss. Der umlaufende Goldbestand wird auch dadurch kleiner, wenn Anleger ihr physisches Gold von den Großbanken abziehen und bei privaten Verwahrungsstellen einlagern lassen.

Ein Beweis dafür, dass das deutsche Gold bei der FED Teil des im Handel umlaufenden Goldbestandes war, ist die Tatsache, dass die Bundesbank die erhaltenen Goldbarren anschließend einschmelzen ließ, um die Praxis des Gold-Leasing durch die FED zu decken, und mögliche Ansprüche Dritter von vorn herein abblocken zu können, wenn das Spiel einmal auffliegen sollte.

Lieferengpässe bei Gold eine Frage der Zeit

Die abnehmenden COMEX-Goldbestände, die Verlagerung von Gold nach Europa, der fortgesetzte Erwerb von Gold durch China und die zunehmende Tendenz Gold außerhalb des Bankensystems verwahren zu lassen, all das wird den Ersatz von Goldbarren durch Fälschungen beschleunigen und irgendwann auffliegen. Bis dahin wird die Blase an Goldderivaten weiter anwachsen, während der Bestand an umlaufendem physischen Gold für den Handel immer kleiner wird.

Es ist nur eine Frage der Zeit bis es zu einem Lieferausfall kommt, und dann werden sämtliche Anleger, die einen vertraglichen Anspruch auf Gold haben, zur selben Zeit physisches Gold verlangen. Der Goldpreis dürfte dadurch erheblich steigen und die Großbanken werden verzweifelt versuchen, immer knapper werdendes physisches Gold zu kaufen, um die versprochenen Lieferungen noch erfüllen zu können.

Es steht jedoch zu vermuten, dass wenn es zu einer Kaskade an Lieferausfällen kommt, der Handel an den Goldbörsen erst teilweise ausgesetzt, letztendlich aber eingestellt werden muss. Sämtliche offenen Kontrakte könnten dann zum letzten Schlusskurs nur noch in Dollar beglichen werden. Die Frage ist, ob die US-Notenbank (FED) für dieses absehbare Szenario schon einen Notfallplan wie einen neuen temporären Goldstandard hat, oder ob sie die Situation mangels Alternativen bis zum Zusammenbruch des Goldhandels auf sich zukommen lässt und wie sich das auf das Finanzsystem auswirkt. Eines dürfte jedoch sehr wahrscheinlich sein: Die Besitzer von physischem Gold und Silber werden die Kaufkraft ihrer Investments erhalten oder sogar steigern, während die Halter von Währungen wie Dollar und Euro im Vergleich an Kaufkraft verlieren dürften.

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Titel:
FED-Goldbestände und Gold-Leasing: Ein Spiel auf Zeit
Kurzbeschreibung:
Wie lange kann das Spiel der FED und anderer Zentralbanken mit dem Gold-Leasing gut gehen, wenn die physische Menge der Goldbestände am Markt weiter sinkt?
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