Silber: JP Morgan und China lösen Aufwärtstrend aus

Silber ist seit Ende Januar bereits um ca. 20 Prozent gestiegen. Warum steigt der Silberpreis, der sich seit 2011 in einer Korrekturphase befindet? Ist das nur ein Ausbruch in einem intakten Abwärtstrend, oder gibt es gute Gründe für einen neuen Aufwärtstrend bei Silber?

Silber - JP Morgan und China verursachen Aufwärtstrend

Der Silberpreis hat in den letzten Wochen deutlich gegenüber dem Goldpreis aufgeholt. Zwischen Ende Januar und Ende April ist der Silberpreis um über 20 Prozent von 14 auf über 17 Dollar / Unze gestiegen und könnte bis Ende 2016 weitere 30 Prozent zulegen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

JP Morgan und China haben massiv physisches Silber gekauft

Während die Silberbestände der New Yorker Terminbörse Comex von ihrem Hoch bei 184 Mio. Unzen im Juli 2015 auf derzeit 154 Mio. Unzen gesunken sind, entwickelten sich die Lagerbestände der Shanghai Futures Exchange (SHFE) genau umgekehrt.

JP Morgan, die Großbank, die im Auftrag der US-Terminbörse Comex die weltweit größten Silber-Bestände verwahrt, hatte im April 2012 eigene Silber-Bestände in Höhe von nur 4 Mio. Unzen. Während der Silberpreis in vier Jahren bis auf ein 5-Jahrestief von 13,14 Dollar / Feinunze fiel, erhöhte JP Morgan kontinuierlich seine eigenen Bestände bis auf 69,4 Mio Unzen. Das war nur möglich, weil große Spekulanten in diesem Zeitraum massiv auf einen fallenden Silberpreis wetteten, während JP Morgan günstig physisches Silber einkaufte. Neben dem Silbermarkt hat JP Morgan auch großen Einfluss auf den Goldmarkt.

Silber-Bestände von JP Morgan / Comex zu Shanghaui Futures Exchange

JP Morgan und China lösen Silber-Aufwärtstrend aus

Den Chinesen muss in 2015 klar geworden sein, welches Spiel auf dem Silbermarkt abläuft, und sie begannen ebenfalls in großem Stil Silber zu kaufen. Die Bestände der Shanghai Futures Exchange sind dadurch in nur acht Monaten von 7,5 Mio. Unzen auf ein Rekordniveau von 54,7 Mio. Unzen (1.706 Tonnen) gestiegen.

Lange reagierte der Silberpreis nicht auf den massiven Aufkauf von physischem Silber durch JP Morgan sowie durch die Chinesen. Erst in den letzten vier Monaten, als die Shanghai Futures Exchange ihre Silber-Bestände noch stärker als zuvor erhöhte, begannen zuerst die Aktien der Gold- und Silberminen, dann der Goldpreis und mit Verzögerung auch der Silberpreis zu steigen. Der massive Kauf von Aktien vieler Gold- und Silberminen im Dezember 2015 legt es nahe, dass China auch hier als Investor tätig wurde.

Shanghai Futures Exchange: Silber-Bestände 2015 - 2016

Spekulation auf fallende Silber- und Goldpreise am Ende

Die Spekulation auf fallende Kurse bei Gold und Silber funktioniert nur, solange es Marktteilnehmer gibt, die bereit sind, physisches Gold und Silber bei fallenden Kursen zu verkaufen. Finden sich nicht mehr genug Verkäufer, weil die meisten Anleger ihre Gold- und Silber-Bestände infolge des mehrjährigen Abwärtstrends bereits verkauft haben, und die hart gesottenen Investoren ihre physischen Bestände nicht abgeben, müssen sich die Spekulanten zu höheren Preisen mit physischem Silber oder Gold eindecken und müssen die Wetten auf fallende Kurse aufgeben. Dieser Punkt scheint bei Gold im Dezember 2015, bei Silber hingegen im Januar 2016 erreicht worden zu sein. Hier nachlesen, warum Silber bereits seit mehreren Jahren unterbewertet ist.

China Construction Bank nimmt am Silber-Fixing teil

Die Möglichkeit schnell und günstig große Mengen an Silber aufzukaufen, hat es China ähnlich wie bei Gold ermöglicht, den Zugang zu dem Kartell zu erhalten, das den Silbermarkt und damit den Silberpreis bestimmt. Im März 2016 war es dann soweit; die Londoner CME Group informierte darüber, dass die China Construction Bank künftig eng mit der britischen HSBC, der amerikanischen Großbank JP Morgan, den beiden kanadischen Instituten The Bank of Nova Scotia und Toronto Dominion Bank sowie der Schweizer UBS zusammenarbeiten und am Silber-Fixing (Verfahren zur Ermittlung des Einheitspreises) teilnehmen werde.

In Fachkreisen wird bereits gemunkelt, dass die China Construction Bank bald auf Yuan lautende Terminkontrakte für physisches Silber in London anbieten will. Durch solche Kontrakte wäre es erstmals möglich, dass physisches Silber in Yuan gehandelt werden kann. Das würde jedoch voraussetzen, dass China genug physisches Silber vorhalten muss und nicht in die Produktion geben darf, um die Terminkontrakte abdecken und bei Bedarf Gegenpositionen aufbauen zu können.

Silber für riesige Solarparks

Für die massive Erhöhung der Silber-Bestände könnte auch gesprochen haben, dass China und Indien innerhalb der nächsten Jahre den Aufbau vieler großer Solarparks zur Stromerzeugung planen. Beide Länder scheinen mit Hilfe der Solarenergie in 4 – 6 Jahren jeweils 110 GW Strom erzeugen zu wollen. Nachdem die Solarmodule dazu in China gefertigt werden, ist dafür eine ganze Menge Silber nötigt, weshalb die Regierung von China in 2015 auch die Importsperre auf Silberkonzentrate aufgehoben hatte, wie aus einer Direktive des chinesischen Handelsministeriums vom 10. November hervorgeht. Als Gründe für die Aufhebung wurde angegeben, dass die Produkte die Auflagen der Industriepolitik erfüllen, nicht aus sehr energieintensiven oder stark umweltschädlichen Industriezweigen stammen und relativ große Bedeutung für den Technologiesektor des Landes hätten.

Silber und Gold als Versicherung

Der Ausbau der Silber- und Gold-Bestände schützt China und andere große Investoren auch vor Risiken im globalen Finanzsystem, die seit Anfang 2015 wieder erheblich zugenommen haben. Zudem sorgen neue Entwicklungen, wie die sich abzeichnende Begrenzung des Bargeldes bis hin zu einem Bargeldverbot dafür, dass die physische Nachfrage nach Silber und Gold sowie die Spekulation auf steigende Kurse zunimmt. Erst wenn der Silber- und Goldpreis wieder deutlich gestiegen sind, wird die massive Spekulation auf fallende Preise erneut einsetzen.

Deshalb spricht der positive Ausbruch der Aktien vieler Gold- und Silberminen Ende 2015, die Überschreitung des Gold-Silber-Ratio von 1 : 80, der rückläufige Abbau, sowie die hohe physische Nachfrage bei einem gleichzeitig sinkendem Angebot an physischem Silber dafür, dass es sich bei dem Anstieg des Silberpreises nicht um eine kurzfristige Gegenbewegung in einem weiterhin intakten Abwärtstrend handelt, sondern vielmehr um eine neuen Aufwärtstrend. Das hatten wir in unserer Gold- und Silber-Prognose für 2016 bereits angedeutet.

Zusammenfassung:
Titel:
Silber: JP Morgan und China lösen Aufwärtstrend aus
Kurzbeschreibung:
Silber ist seit Januar 2016 um 20 % gestiegen. Haben JP Morgan und China zuviel physisches Silber aufgekauft und damit einen neuen Aufwärtstrend ausgelöst?
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Inflationsschutzbrief © 2016