Goldpreis fällt obwohl die Gold-Nachfrage steigt

Nach aktuellen Daten des World Gold Council ist die Gold-Nachfrage vor allem in den USA, China und Deutschland gestiegen. Wer jedoch glaubt, dass der Goldpreis steigen müsse, weil die physische Gold-Nachfrage steigt, der irrt. Denn trotz der gestiegenen Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren ist der Goldpreis gefallen. Warum?

Goldpreis fällt obwohl Gold-Nachfrage steigt

Der World Gold Council (WGC), eine Interessenvertretung der Minenbetreiber die Gold fördern, hat im November 2015 seinen Goldmarkt-Bericht „Gold Demand Trends“ für das 3. Quartal 2015 veröffentlicht. Zuvor hatte auch Thomson Reuters den GFMS-Bericht mit Daten über die Gold-Nachfrage veröffentlicht. Video zur gestiegenen Gold-Nachfrage ansehen.

World Gold Council: physische Gold-Nachfrage gestiegen

Die Zahlen des World Gold Council liegen hierbei um 1,4 Prozent höher und beziffern die weltweite Gold-Nachfrage im 3. Quartal mit 1.120,9 Tonnen. Das entspricht einem Anstieg von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut dem GFMS-Bericht waren es hingegen nur 1.074 Tonnen (+6,6 Prozent). Für das 2. Quartal hatte der World Gold Council noch eine um 12 Prozent gesunkene Gold-Nachfrage im Vergleich zum Vorjahresquartal gemeldet.

Nach den veröffentlichten Zahlen des World Gold Council, ist die Gold-Nachfrage in China erheblich angestiegen. Verglichen mit dem 3. Quartal 2014 wurden 52,3 Tonnen Anlagegold zusätzlich nachgefragt, was einem Anstieg von 70 Prozent entspricht. Gegenüber dem 2. Quartal 2015 stieg die Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren in China damit noch einmal um 26 Prozent.

Den größten Anstieg der Gold-Nachfrage haben im 3. Quartal 2015 jedoch die USA zu verzeichnen. Mit 32,7 Tonnen an Goldmünzen und Goldbarren kletterte die Nachfrage um 207 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und um 265 Prozent gegenüber dem 2. Quartal.

Gold-Nachfrage: US-Mint Verkaufszahlen "Golden Eagle" (2013-2015)

Auf den Plätzen 3 bis 5 der größten Käufer von physischem Gold im 3. Quartal 2015 sind Deutschland mit 31,7 Tonnen (+33 %), Thailand mit 20,5 Tonnen (-20 %) und die Schweiz mit 13,5 Tonnen (+29 %).

Goldpreis fällt obwohl die Gold-Nachfrage steigt

Am vergangenen Freitag ist der Goldpreis in Dollar auf den niedrigsten Wert seit Februar 2010 gefallen. Wie ist das möglich, wo doch gerade in den USA die Gold-Nachfrage in den letzten Monaten massiv gestiegen ist? Der Unterschied des Gold-Marktes zu vielen anderen Märkten ist, dass das Volumen des auf dem Papier gehandelten Goldes (Papiergold genannt) mindestens hundertmal größer ist als die verfügbare physische Goldmenge. Das erklärt auch, warum die angestiegene Nachfrage nach physischem Gold den Goldpreis nicht entscheidend beeinflussen kann, denn die gestiegene Nachfrage ist geringer als 1 Prozent des Handelsvolumens.

Legt man auf eine Balkenwaage links 100 Gramm und rechts 1 Gramm, müssten rechts 99 Gramm nachgelegt werden, um die Waage ins Gleichgewicht zu bringen. Nachdem 99 Prozent des auf dem Goldmarkt gehandelten Goldes in Papier gehandelt wird (Derivate wie Futures, Optionen und ETF’s), wird der Goldpreis auch von diesem Papiergold an den Terminmärkten und nicht von der verfügbaren physischen Goldmenge bestimmt. Das gilt jedoch nur solange, wie die Comex (größte Warentermin- bzw. Rohstoffbörse der Welt mit Sitz in New York) in der Lage ist, die Auslieferung physischer Rohstoffe wie Edelmetalle zu gewährleisten. Anfang 2014 sowie im Juni 2015 soll die Comex ernste Probleme gehabt haben, soviel Gold auszuliefern wie benötigt wurde.

Wie wird sich der Goldpreis entwickeln?

Wie sich der Goldpreis in den kommenden Monaten entwickelt, hängt weitgehend davon ab, ob er auf Euro- oder Dollarbasis bewertet wird. Sollte die US-Notenbank FED am 16. Dezember 2015 die angekündigte Leitzins-Erhöhung beschließen, dürfte der Goldpreis in Dollar weiter unter Druck geraten, je nachdem, wie stark die Leitzins-Erhöhung ausfällt und weitere Anhebungen in Aussicht gestellt werden. Die Entwicklung des Goldpreises in Dollar hängt, wie erwähnt, maßgeblich von der Spekulation in Papiergold an den Terminmärkten ab, die vor allem von der Charttechnik bestimmt wird. Die charttechnische Lage muss jedoch als äußerst ungünstig bezeichnet werden, denn Gold befindet sich weiterhin in einem intakten Abwärtstrend und hat am vergangenen Freitag auch die im Bereich von 1.070 Dollar verlaufende Unterstützungszone unterschritten.

Nachdem seit Monaten von der US-Notenbank FED die Leitzins-Erhöhung in Aussicht gestellt wurde, wird diese den Goldpreis nur dann beeinflussen, wenn die Erwartungen entweder positiv oder negativ übertroffen werden. Aus Gründen des Vertrauens in die Geldpolitik der eigenen Notenbank, dürfte Janet Yellen, die Präsidentin der FED, die Erwartungshaltung jedoch ohne Überraschungen erfüllen, indem die Erhöhung des Leitzinses nur gering ausfällt. Anleger in der Eurozone sollten sich jedoch nicht an dem Goldpreis in Dollar sondern an dem Goldpreis in Euro orientieren, da sieht es derzeit völlig anders aus.

Goldpreis in Euro (2012-2015)

Der Goldpreis in Euro hängt natürlich ebenso von der Spekulation in Papiergold an den Terminmärkten ab, wird im Gegensatz zu den USA gegenwärtig aber stärker von der Geldpolitik der EZB bestimmt, die den Euro weiter schwächen und die Banken in der Eurozone zu einer stärkeren Kreditvergabe anregen will, um dadurch Wirtschaftswachstum und Inflation (Teuerung) zu erzeugen. Die EZB nimmt dafür anscheinend sogar eine Parität des Euro zum Dollar in Kauf. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass der Goldpreis in Euro, so wie in den letzten 24 Monaten (siehe Grafik: ca. +10 Prozent), auch in den nächsten Monaten, anders als der Goldpreis in Dollar, weiter steigt, weil der Euro-Dollar-Kurs weiter fällt.

Gold und Silber als Versicherung

Anleger, die mit Edelmetallen wie Gold und Silber vor allem Kursgewinne erzielen wollen, sollten nicht in physische Edelmetalle investieren, denn Gold und Silber dienen vor allem dem Erhalt der Kaufkraft und als Schutz vor dem Kollaps des Finanzsystems, so wie es Prof. Dr. Thomas Mayer hier ausgeführt hat. Auch ist die Finanzkrise bis heute nicht überwunden, und eine Lösung der Überschuldung nicht in Sicht!

Dass Anleger, die physische Edelmetalle halten, selbst dann, wenn die Kurse von Gold und Silber fallen, trotzdem eine sehr attraktive Verzinsung erhalten können, zeigt unsere erfolgreiche Anlagestrategie „Vermögensaufbau-Strategie“! Lesen Sie auch, ob Anleger die aktuelle Situation nutzen und Edelmetalle wie Gold und/oder Silber jetzt kaufen sollten.