Yale Prof. Robert Shiller fürchtet Trump-Blase wie 1929

Nobelpreisträger Prof. Robert Shiller befürchtet eine „Trump-Blase“ an den Finanzmärkten. Selbst erfahrene Anleger und Börsenexperten würden die Wirtschaftspolitik von Donald Trump für den Beginn eines neuen Aufschwungs wie unter Ronald Reagan halten, sagte der Ökonom kürzlich in einem Interview. Doch das sei ein Irrtum, auch wenn es noch einige Zeit dauern könne, bis die sich weiter aufblähende Blase endgültig platzen werde.

Prof. Robert Shiller befürchtet Trump-Blase wie 1929

10.12.2016: Robert Shiller ist nicht nur in Fachkreisen ein hoch angesehener Wirtschaftswissenschaftler. Der Professor der Yale University machte sich einen Namen, als er frühzeitig vor der Technologieblase um die Jahrtausendwende und auch vor der Immobilienblase 2007 warnte. Vor drei Jahren erhielt er auch den Wirtschaftsnobelpreis für seine „empirische Analyse von Kapitalmarktpreisen“, die als „Shiller PE Ratio“ oder „Shiller-KGV“ (Verhältnis zwischen Aktienkurs und Gewinn) bekannt ist.

Prof. Robert Shiller sieht post-faktische Börsen-Euphorie

Vor wenigen Tagen warnte Robert Shiller erneut in einem Interview vor der euphorischen Reaktion der Börsen auf den Wahlsieg von Donald Trump, die völlig überzogen sei. Er kritisierte die Art und Weise, wie Trump den Kurznachrichtendienst Twitter dazu genutzt habe, um gewisse Themen zu fokussieren und von wesentlichen Themen abzulenken. Viele Medienunternehmen würden so einen Tweet von Trump medial häufig prominenter platzieren als wichtige Themen. Da das Internet mittlerweile jedem die Möglichkeit biete, Artikel zu veröffentlichen die sehr emotional, subjektiv oder schlicht falsch seien, wäre es für die traditionellen Medien sehr schwer, sich mit reinen Fakten noch Gehör zu verschaffen. Auch die Börsen seien von Emotionen getrieben, so Shiller, weshalb Anleger und Investoren dazu neigen würden, die Pläne von Trump offenbar sehr optimistisch zu bewerten. Auch ein Phänomen des post-faktischen?

Donald Trump spreche immer wieder davon, dass man sich verhalten solle, wie ein Geschäftsmann, auch als Präsident wolle er sein Land wie ein Unternehmen führen. Shiller glaubt, dass diese Rhetorik in der USA zu einer Welle von Unternehmensgründungen führen könnte. So eine Gründungswelle würde auch tatsächlich die schwache US-Wirtschaft stärken.

Es sei auch zu erwarten, dass die Regierung Trump Regulierungen abbauen werde, vor allem im Bereich des Umweltschutzes, was den Unternehmen helfe, die umweltschädigend produzieren. Auch das würde das Wirtschaftswachstum stärken, allerdings auf Kosten der Umwelt, so der Nobelpreisträger. Trump hatte auch angekündigt, die Körperschaftsteuer von 35 Prozent auf 15 Prozent zu senken, was zu steigenden Gewinnen der Unternehmen führt. Alles Gründe dafür, weshalb die Aktienkurse steigen, obwohl das allein weder der Volkswirtschaft helfe noch zusätzliche Arbeitsplätze schaffe.

Shiller KGV auf dritthöchstem Niveau

Der US-Ökonom Robert Shiller kann sich gut vorstellen, dass die Begeisterung der Märkte für Trump noch eine Weile anhalten könne, obwohl er bisher sehr skeptisch gewesen sei, was Investitionen am US-Aktienmarkt anging. Denn die Aktien seien nach seiner Ansicht schon sehr hoch bewertet, das ergebe sich aus der von ihm entwickelten Methode zur Analyse von Kapitalmarktpreisen. Das „Shiller PE Ratio“ für den US-Aktienindex S&P 500 hat mit 27,94 das dritthöchste jemals ermittelte Niveau aus hohen Aktienkursen bei gleichzeitig niedrigen Unternehmensgewinnen erreicht. Nur vor den Börsencrashs von 1929 und 2000 war das Mißverhältnis beider Parameter noch größer. Ein möglicher Grund dafür, weshalb George Soros im Juli eine Milliarde Dollar auf einen Börsencrash des S&P 500 gewettet hat, als das Shiller-KGV die Marke von 27,05 erreichte und damit das Niveau bei Ausbruch der Finanzkrise in 2008 übersprungen hatte (siehe Grafik).

Robert Shiller PE Ratio / Shiller-KGV: Vergleich Reagan und Trump Ära / Blase wie 1929Nobelpreisträger Robert Shiller fürchtet Trump-Blase platzt

Der Trump-Effekt könne wegen der Vielzahl der angekündigten Maßnahmen, und der Zeit die für deren Umsetzung erforderlich ist, an den Finanzmärkten eine gewaltige Blase bilden, eine Trump-Blase, wie sie Robert Shiller nennt. Die Trump-Ära sei keineswegs mit der Reagan-Ära zu vergleichen, denn damals lag das Shiller-KGV noch unter 9, während es heute beinahe 28 erreicht habe. Trotzdem fragt sich Robert Shiller, ob es gerade deshalb nicht eine gute Zeit sei, zeitlich begrenzt in US-Aktien zu investieren.

Der neue Präsident Donald Trump würde Robert Shiller stark an den früheren US-Präsidenten Calvin Coolidge erinnern, der 1923 ins Amt gewählt wurde. Coolidge sei so wie auch Trump unternehmensorientiert und regulierungsfeindlich gewesen. Auch als der US-Aktienmarkt in 1928 schon ein sehr hohes Kursniveau erreicht hatte, habe Coolidge damals nichts gegen die ausufernde Spekulation an den Börsen unternommen. Die Blase am Aktienmarkt, die sich in seiner Amtszeit aufgepumpt hatte, platzte schließlich 1929 – ein Ereignis, das als Auslöser der Weltwirtschaftskrise gilt (siehe folgende Video-Doku 42 Min.). Auch die Kreditblase, die sich gerade entwickeln würde, könne so wie in 1929 böse enden und eine neue große Depression auslösen, warnt Shiller. Er bestätigt damit in weiten Teilen das, was wir vor einem Monat in dem Beitrag Trump besiegt Clinton – Folgen für USA, Weltwirtschaft und Börsen beschrieben hatten.

Video: Robert Shiller fürchtet Trump-Blase neue große Depression (1929)

Zusammenfassung:
Titel:
Prof. Robert Shiller fürchtet Trump-Blase wie 1929
Kurzbeschreibung:
Nobelpreisträger Robert Shiller fürchtet, Donald Trump könnte eine Blase wie 1929 an den Finanzmärkten erzeugen und eine neue große Depression auslösen.
Autor:
veröffentlicht von:
Inflationsschutzbrief © 2016