BlackRock-Chef Larry Fink: US-Börsen mehr Risiken als Chancen

BlackRock-Chef Larry Fink sieht die Entwicklung von Wirtschaft und Börsen in den USA kritischer als die Mehrheit der Experten. Er glaubt sogar, dass die Zinsen nicht steigen sondern wieder sinken könnten. Geht diese Einschätzung auf das mächtige Analysetool „Aladdin“ zurück, welches BlackRock in der Einschätzung zukünftiger Entwicklungen an den Börsen einen möglichen strategischen Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern verschafft?

BlackRock-Chef Larry Fink: US-Börsen mehr Risiken als Chancen

12.02.2017: Der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, sieht der Entwicklung an den Börsen in 2017 mit gemischten Gefühlen entgegen. Laurence Douglas Fink kurz „Larry Fink“ beklagt zwar, dass die privaten Anleger und Investoren grundsätzlich zu viel Bargeld horten und zu wenig Aktien kaufen würden, aber gerade jetzt wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt Aktien zu verkaufen, sagte er vor wenigen Tagen auf der Veranstaltung  „Yahoo Finance All Markets Summit“ in New York. Das gelte vor allem für Leute, die ihr Geld in den nächsten drei Jahren für größere Investitionen wie etwas den Erwerb eines Hauses brauchen würden. Denn als 2008 die Finanzkrise ausbrach, waren sowohl der Aktienindex S&P 500 als auch das Verbrauchervertrauen (gemessen von der Universität Michigan) auf einem niedrigeren Niveau.

BlackRock-Chef Larry Fink: Börsen 2017 mehr Risiken als Chancen

Seine Sorge ist, dass das Vertrauen der Anleger meist parallel zu den Aktienkursen steigt, sodass sie sich gerade dann den Börsen zuwenden, wenn die Kurse hoch sind. Zurzeit sei der Aktienmarkt sich selbst voraus, so Fink. Aus seinen Gesprächen mit Unternehmenschefs wisse er, dass sie enthusiastisch auf eine Steuerreform warten – trotzdem investiere derzeit niemand.

Fink steht mit seiner Skepsis über die Entwicklung der Börsen nicht allein da. Auch andere Ökonomen sind von den ersten Wochen der Trump-Amtszeit enttäuscht, die sich auf protektionistische Maßnahmen wie Zölle auf ausländische Produkte und den Einreisestopp für bestimmte muslimische Länder statt auf eine Steuerreform konzentriert haben. Aber Fink blickt doch noch etwas negativer auf die zukünftige Entwicklung der Börsen als andere institutionelle Anleger wie Abby Cohen, die bekannte Investment-Strategin von Goldman Sachs. Denn Cohen setzt trotz selbst analysierter Risiken immer noch auf Aktien und hält sie auch für angemessen bewertet.

Larry Fink: fallende Zinsen gegen neue große Depression

Larry Fink glaubt als einer der wenigen auch, dass die Zinsen wieder fallen könnten, wenn Trump nicht das liefere was die Aktienmärkte vorweggenommen hätten und der Protektionismus das Ende der Globalisierung beschleunige. Das würde zu Deflation und zu einer neuen lockeren Geldpolitik mit wieder niedrigeren Zinsen führen, befürchtet Fink mit Blick auf die aggressive Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump. Auch Claudio Borio von der Bank für internationalen Zahlungsausgleich in Basel (BIZ) hat nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten vor der Endphase der Globalisierung und einer neuen großen Depression gewarnt. Neben Larry Fink und Claudio Borio sieht auch der Yale-Professor Robert Shiller Anzeichen für eine solche Entwicklung, die durch Donald Trump beschleunigt werden könnte.

Der Chefin der US-Notenbank (FED), Janet Yellen, bescheinigt Fink, trotz seiner negativen Einschätzung, einen guten Job gemacht und die US-Wirtschaft mit ihrer Geldpolitik zum richtigen Zeitpunkt unterstützt zu haben. Aber er rät Yellen auch, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, das Zinsniveau wieder zu normalisieren. Doch auch in dem Punkt ist Larry Fink nicht sehr optimistisch, denn er rechnet statt der angekündigten drei nur mit ein bis zwei Zinserhöhungen der FED im laufenden Jahr, beginnend ab Juni 2017.

Larry Fink’s Börsen-Prognose durch ALADDIN beinflusst?

Larry Fink’s Marktbeurteilung könnte aber weniger subjektiv und damit näher an der Wahrheit sein, als die anderer Experten, denn er hat ein mächtiges Instrument in der Hinterhand, das Analysesystem „Aladdin“. Diese Software analysiert nicht nur die eigenen Finanzprodukte und das von BlackRock verwaltete Vermögen in Höhe von etwa 5 Billionen Euro, sondern Aladdin überwacht auch die Entwicklung von etwa 30.000 Investmentportfolios von über 170 Pensionsfonds, Banken, Versicherungen, Stiftungen und anderen institutionellen Anlegern im Wert von etwa 15 Billionen Euro und damit zwischen 7 bis 10 Prozent aller Vermögenswerte weltweit. Damit ist BlackRock in der Lage, ähnlich wie der Datenstaubsauger Google auf anderen Gebieten, Stimmungen und damit die sog. Schwarmintelligenz auswerten zu können. Jedoch gibt Larry Fink keine Auskunft darüber, ob zwischen seiner persönlichen Beurteilung und einer Analyse durch Aladdin ein Zusammenhang besteht.

Doch gleichzeitig sei für Larry Fink auch eine andere Entwicklung möglich: Aufgrund des ausgereizten Arbeitsmarktes könnten die Steuersenkungen vor Trump höhere Zinsen durch steigende Inflation erzwingen, so wie das andere kritische Marktbeobachter erwarten. Es herrsche eine merkwürdige Situation vor, so Fink, der damit auch seine Unentschiedenheit begründet und zudem einräumt, dass er irritiert und keineswegs entspannt sei. Letztlich glaube er aber doch mehr an sinkende als an steigende Zinsen und steht mit dieser Einschätzung selbst unter den kritischen Marktbeobachtern ziemlich alleine da.

Bewertung der Aussagen von Larry Fink

Die Einschätzungen von Larry Fink vermitteln den Eindruck, als sollten sie einen bewusst persönlichen Charakter haben, vermutlich auch deshalb, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ihr objektive Erkenntnisse zugrunde liegen könnten, die mit Hilfe von Aladdin oder aus der Vernetzung mit anderen Superhubs gewonnen wurden. Denn BlackRock ist nicht nur der weltgrößte Vermögensverwalter sondern ein übergeordneter Netzwerkknoten im internationalen Finanzgefüge (Suberhub), dessen Vorstandsvorsitzender über sehr enge Verbindungen verfügt, sehr großen Einfluss hat und damit positive wie negative Marktentwicklungen allein durch öffentliche Statements auslösen kann. Insofern ist die Zweigleisigkeit seiner Prognose auch nicht verwunderlich.

Interessanter ist vielmehr, dass Larry Fink mit der Prognose von fallenden Zinsen viel eher eine neue Krise zu erwarten scheint als andere, denn die Zinsen zu senken ist im Rahmen der Geldpolitik das effektivste Instrument, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Wir erwarten jedoch erst weiter steigende als fallende Zinsen, weil die FED in der nächsten Rezession sonst nicht genug Zinssenkungspotential zur Ankurbelung der Wirtschaft hat. Weitere Informationen dazu gibt es auch in unserer Prognose für die Entwicklung von Börsen, Aktien, Gold, Silber, EU- und US-Wirtschaft in 2017.

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BlackRock-Chef Larry Fink: Börsen mehr Risiken als Chancen
Kurzbeschreibung:
BlackRock-Chef Larry Fink sieht für die Entwicklung von US-Börsen unter Trump mehr Risiken als Chancen: "Die Zinsen könnten schon bald wieder sinken"!
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