Nouriel Roubini: Aktien-Prognose nach Trump-Flitterwochen

Wie werden sich die Aktien nach den Trump-Flitterwochen weiter entwickeln? Als Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, reagierten die Aktienmärkte eindrucksvoll positiv. Investoren sind geblendet von Trumps Versprechen über deutliche Steuersenkungen sowie den geplanten Deregulierungen im Energie-, Gesundheits- und Finanzdienstleistungsbereich. Aber werden die Trumponomics auch weiterhin einen kontinuierlichen Anstieg der US-Börsen und Aktienkurse begünstigen, der Ökonom Nouriel Roubini hat Zweifel.

Nouriel Roubini: Aktien-Prognose nach Trump-Flitterwochen

Nouriel Roubini ist ein US-amerikanischer Nationalökonom und Professor an der zur New York University gehörenden Stern School of Business. Roubini ist auch Gründer und Vorsitzender von Roubini Global Economics LLC, einem Anbieter von Kapitalmarkt- und Wirtschaftsinformationen. Vor seiner Tätigkeit als Professor war er Berater des Finanzministeriums während der Clinton-Administration.

Nouriel Roubini: Aktien-Prognose nach Trump-Flitterwochen

09.02.2017: Nach Nouriel Roubini sei es wenig verwunderlich, dass Unternehmen und Investoren über die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten begeistert waren. Denn traditionell glauben republikanische Präsidenten mit Erleichterungen für Unternehmen und vermögende Personen an den sog. Trickle-down-Effekt, wodurch Wirtschaftswachstum und allgemeiner Wohlstand der Vermögenden nach und nach durch deren Konsum und ihre Investitionen in die unteren Schichten der Gesellschaft durchsickern, Arbeitsplätze schaffen und höhere Einkommen erzeugen. Diese Theorie ist aber wissenschaftlich umstritten und wird auch durch die immer deutlicher sichtbare Umverteilung von unten nach oben wiederlegt.

Nach dem Tax Policy Center in Washington (einem Joint Venture zwischen dem Urban Institute und der Brookings Institution), welches wirtschaftliche Analysen erstellt, würde fast die Hälfte der von Trump vorgeschlagenen Steuersenkungen das oberste 1 Prozent der Einkommensempfänger in den USA begünstigen.

Nouriel Roubini: Gründe gegen langfristige Aktien-Rallye

Dennoch dürfte die Begeisterung des Unternehmenssektors bald der ursprünglichen Angst weichen, wie Nouriel Roubini glaubt, denn die Aktien-Rallye verliert bereits an Fahrt und das sei ein erstes Anzeichen dafür, dass die Trump-Flitterwochen mit den Investoren bald zu Ende gehen dürften. Dafür gibt es nach Einschätzung von Roubini mehrere Gründe.

Aktien-Prognose: Arbeitsmarkt wird nicht mehr Jobs schaffen

Erstens führt die Erwartung der steuerlichen Stimulation, welche die Kurse von Aktien nach oben getrieben hat, auch zu höheren langfristigen Zinssätzen, die Investitionen und zinssensiblen Anlagen wie Immobilien schaden. Unterdessen wird der stärkere Dollar mehr von den Arbeitsplätzen zerstören, als durch Donald Trump geschaffen werden können. Denn 1.000 neue Arbeitsplätze in den Bundesstaaten die Trump gewählt haben, stehen bis zu 400.000 Arbeitsplätze in den anderen Bundesstaaten gegenüber, die durch eine weitere Aufwertung des US-Dollar gefährdet werden, so Roubini.

Aktien-Prognose: Haushaltsdefizit, Zinsen und Dollar steigen

Darüber hinaus könnte das steuerliche Konjunkturpaket von Trump über das Ziel hinausschießen und damit die Marktpreise verzerren. Wie die Beispiele der Präsidenten Ronald Reagan und George W. Bush gezeigt hätten, können Republikaner selten der Versuchung widerstehen, Unternehmens-, Einkommens- und andere Steuern zu senken, selbst wenn sie keine Möglichkeit oder kein Interesse daran haben, die verlorenen Einnahmen anderweitig wieder aufzufangen oder Ausgaben zu senken. Wenn sich das auch unter Trump wiederhole, werden Haushaltsdefizit, Zinsen und Dollar weiter steigern und die Wirtschaft langfristig belasten.

Aktien-Prognose: Wirtschaftswachstum bleibt hinter Inflation zurück

Ein zweiter Grund, warum Investoren ihre Begeisterung verlieren werden, ist die Inflation. Nachdem die US-Wirtschaft offiziell nahe an der Vollbeschäftigung ist, werden die Steuersenkungen von Trump mehr Inflation als Wirtschaftswachstum erzeugen. Die Inflation wird dann sogar Janet Yellen und die Federal Reserve (FED) zwingen, die Zinsen früher und schneller anzuheben, als sie es sonst getan hätte, was die langfristigen Zinssätze und den Kurs des Dollar zusätzlich steigen lassen.

Aktien-Prognose: Trump muss Protektionismus stetig steigern

Drittens wird dieser unerwünschte Politikmix aus einer übermäßig lockeren Fiskalpolitik und einer restriktiven Geldpolitik die finanziellen Rahmenbedingungen verschärfen und die Einkommen der Beschäftigten und den Arbeitsmarkt belasten. Die bereits protektionistische Trump-Politik muss dann noch protektionistischere Maßnahmen ergreifen, um die Unterstützung der Arbeitnehmer nicht zu verlieren, wodurch das Wirtschaftswachstum nochmals behindert wird und die Unternehmensgewinne zurückgehen. Darüber hinaus wäre der Protektionismus von Trump höchst schädlich für die Globalisierung, weshalb die BIZ vor der Endphase der Globalisierung warnt, die eine zweite große Depression auslösen könnte.

Wenn Donald Trump seinen Protektionismus zu weit treibt, wird er zweifellos auch Handelskriege auslösen. Amerikas Handelspartner haben keine andere Wahl, als auf US-Einfuhrbeschränkungen zu reagieren, indem sie ihrerseits Zölle auf US-Exporte verhängen. Das wird Zug um Zug das globale Wirtschaftswachstum behindern und die Volkswirtschaften und globalen Märkte belasten. Es lohnt deshalb sich daran zu erinnern, wie das im Jahr 1930 in Kraft getretene Smoot-Hawley Tarif-Gesetz der USA wirkte, das globale Handelskriege auslöste und die große Depression verschärfte. Auch der Yale Professor Robert Shiller sieht Tendenzen hin zu einer neuen großen Depression.

Aktien-Prognose: Interventionismus ist unberechenbar und deshalb schädlich

Viertens deuten Trumps Maßnahmen darauf hin, dass seine Administration den wirtschaftlichen Interventionismus über den traditionellen Protektionismus stellen wird. Trump hat bereits seine Bereitschaft gezeigt, die Auslandsaktivitäten von Unternehmen mit Zöllen zu belegen und Einwanderungsbeschränkungen zu verhängen.

Nouriel Roubini verweist in diesem Zusammenhang auf den Nobelpreisträger Edmund S. Phelps, den Trumps direkte Einmischung in den Unternehmenssektor an Nazi-Deutschland oder an das faschistische Italien erinnern würde. Wenn der ehemalige Präsident Barack Obama mit dem Unternehmenssektor so umgegangen wäre wie Trump, hätte man ihn als Kommunisten beschimpft. Aber wenn Trump das tue, sei die Bevölkerung in den USA aus unerfindlichen Gründen weniger konsequent.

Aktien-Prognose: Handelskrieg belastet die Kapitalmärkte

Fünftens scheint Trump traditionelle Allianzen aufzugeben oder zumindest einschränken zu wollen, und sucht stattdessen die Nähe zu früheren amerikanischen Rivalen wie Russland, während er gleichzeitig aufstrebende globale Mächte wie China zurückdrängen will. Darüber hinaus kann Trump erheblichen Schaden anrichten, indem er Ziele verfolgt, die sich nicht durchsetzen lassen. Zum Beispiel haben er und seine Berater bereits mündlich erklärt, den Dollar schwächen zu wollen. Aber wenn Ankündigungen nicht erkennen lassen, wie ein solches Ziel erfolgreich umgesetzt werden soll, ist damit nur eine kurzfristige Wirkung auf die Währung verbunden.

Das bedeutet aber auch, dass Trump radikale, unkonventionelle Wege einschlagen könnte, um seinen Einfluss zu steigern. In diesem Zusammenhang könnte er versucht sein, Einfluss auf die anstehende Neubesetzung des Zentralbankrats der Federal Reserve zu nehmen, und dort weniger unabhängige Mitglieder als Janet Yellen zu implementieren.

Sollte Trump damit Erfolg haben, könnte er einseitig intervenieren, um den Dollar zu schwächen oder Kapitalverkehrskontrollen zu verhängen, die dann dollarstärkende Kapitalzuflüsse begrenzen. Die Märkte sind in Anbetracht der Irritationen, die Trump in den ersten Wochen seiner Amtszeit ausgelöst hat, schon vorsichtiger geworden. Der gegenwärtigen Nervosität könnte Panik folgen, wenn die Politik von Trump durch Protektionismus zu Handelskriegen mit Europa oder China führt.

Allerdings könnten Konjunkturerwartungen, niedrigere Steuern und Deregulierung die Konjunktur und die Marktentwicklung kurzfristig noch etwas steigern, erwartet Roubini. Aber die Schwankungen an den Börsen werden bald zunehmen, wenn klar wird, dass hinter der uneinheitlichen, unberechenbaren und zerstörerischen Politik des neuen Präsidenten und seiner Einflüsterer kein konkreter und wohl durchdachter Plan für einen erfolgreichen Aufschwung der Wirtschaft steht, so Roubini weiter. Auf dieses Problem haben wir schon in unserer Prognose für Börsen, Aktien, Gold, Silber, EU- und US-Wirtschaft (2017) hingewiesen. Auch die Rahmenbedingungen sind für Donald Trump sehr viel schlechter als seinerzeit für Ronald Reagan, weshalb die Euphorie umso schneller nachlassen wird, je mehr Trump den Eindruck verstärkt, er wäre ein unbelehrbarer, trotziger und verantwortungsloser Narzisst.

Zusammenfassung:
Titel:
Nouriel Roubini: Aktien-Prognose nach Trump-Flitterwochen
Kurzbeschreibung:
Aktien-Prognose: Investoren sind geblendet von Trumps Versprechen über Steuersenkungen und Deregulierungen. Der Ökonom Nouriel Roubini zweifelt am Erfolg.
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Inflationsschutzbrief © 2017