Claudio Borio (BIZ) warnt vor Endphase der Globalisierung

Claudio Borio, Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, blickt mit großer Sorge auf die Lage der Weltwirtschaft, die durch zunehmenden Protektionismus – siehe Trump-Politik – vor einer weltweiten Krise stehen und die Endphase der Globalisierung erleben könnte. Die Experten der BIZ hatten bereits in 2006 frühzeitig vor der großen Finanzkrise gewarnt, die dann in 2008 begann. Haben die BIZ-Experten erneut recht?

BIZ: Claudio Borio - Protektionismus, Endphase Globalisierung und Krise Weltwirtschaft

15.12.2016: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist die zentrale Bank der Notenbanken. Deutschland wird in der BIZ durch die Bundesbank vertreten. Die BIZ spielt eine Schlüsselrolle im globalen Kapitalverkehr, für die Kooperation der Zentralbanken und die internationalen Bankenregulierung, bekannt als Basel I – III. Bereits im Juni 2016 hatte die BIZ in ihrem Jahresbericht ein düsteres Bild gezeichnet, das sich seither weiter eingetrübt hat.

Claudio Borio (BIZ) befürchtet Endphase der Globalisierung

Der Chefvolkswirt der BIZ, Claudio Borio, hat sich kürzlich in einem Interview zunehmend beunruhigt darüber geäußert, dass eine neue Krise ausbrechen könnte. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise habe sich die Weltwirtschaft zwar bemerkenswert widerstandsfähig gezeigt, aber eine erneute Krise würde sie nicht so leicht überstehen.

BIZ: Zinsen zu lange negativ

„Wir sollten alles tun, um das zu vermeiden“, appeliert Claudio Borio, denn schon jetzt befände sich das Wachstum der Weltwirtschaft in der „Endphase“. Die langfristigen Wachstumsaussichten seien schlecht und die Produktivität wachse langsamer als während der Finanzkrise. Stattdessen seien die privaten und öffentlichen Schulden massiv angestiegen. „Sie sind so hoch wie noch nie in der Geschichte“, stellt Borio fest.

Gleichzeitig seien die Zentralbanken mit ihrer lockeren Geldpolitik bereits an das Limit gegangen. Inflationsbereinigt wären die Zinsen „noch nie für so lange Zeit so negativ gewesen“ und mittlerweile niedriger als während der Finanzkrise. Und das, obwohl die Lage heute besser sei als damals und auch die Preise relativ stabil wären. Claudio Borio ist deshalb nicht davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, wenn die Notenbanken ihre bisherige Geldpolitik fortsetzen und weiter unbeirrt an einem Inflationsziel von zwei Prozent festhalten. Das hatte Borio bereits auf der Pressekonferenz der BIZ zum Jahresbericht 2016 im Juni deutlich gemacht (siehe Video).

Claudio Borio: Pressekonferenz BIZ-Jahresbericht 2016

Claudio Borio: Am Ende ist der Schuldenberg noch höher

Die Probleme könne nur die Politik lösen, so Borio, doch auch ihr Spielraum ist nur noch klein. Die Staatsschulden vieler Ländern seien mit Ausnahme von Kriegszeiten noch nie so hoch gewesen, sagt der BIZ-Ökonom. Auch an das Allheilmittel, Investitionen mit Staatsausgaben zu finanzieren, dürfe man nicht überschätzen, denn am Ende stehe man dann leicht mit einem noch höheren Schuldenberg da als geplant, warnt Borio, der damit bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf offene Ohren stoßen dürfte, der unbeirrt an der schwarzen Null festhält.

Claudio Borio warnt vor ökonomischen Protektionismus

Notwendig seien insbesondere strukturelle Reformen für mehr Wachstum, etwa durch Flexibilisierung der Märkte und die Förderung von Innovationen und Unternehmertum. So könne der globale Schuldenberg langsam abgetragen werden. Andere Wege wären viel schmerzhafter, so Claudio Borio. Stattdessen erkennt der BIZ-Chefökonom jedoch genau das Gegenteil: Er sehe besorgniserregende Signale, dass der wirtschaftliche Protektionismus zurückkehre. Durch Abschottung steige aber die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise wie in den 1930er Jahren, die das Ende der Globalisierung mit verheerenden Folgen bedeuten würde.

Der 86. Jahresbericht war schon eine deutliche Warnung. Wenn sich der Chefökonom der BIZ jetzt genötigt sieht, die Probleme erneut anzusprechen und zusätzlich vor zunehmendem Protektionisumus und der Endphase der Globalisierung zu warnen, womit nur die Politik von Donald Trump in den USA gemeint sein kann, muss sich die globale wirtschaftliche Lage seit Juni 2016 erkennbar verschlechtert haben. Und tatsächlich sehen wir die Rückkehr der Eurokrise, vor allem an Italien und Spanien, wie die aktuellen Target2-Salden der EZB zeigen. Auch hat die US-Notenbank Federal Reserve (FED), die Zinsen wie von uns im Mai 2016 erwartet, erneut angehoben. Infolgedessen wird viel Geld aus Europa in die USA fließen, was für die Aktienmärkte und das Wirtschaftswachstum in der Eurozone keine gute Perspektive ist. In dem kürzlich geführten Interview bestätigt Claudio Borio auch die von uns immer wieder aufgestellte These, dass die Initiatoren einer Bargeld-Abschaffung offensichtlich die Enteignung von Bankguthaben beabsichtigen.

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Claudio Borio (BIZ) warnt vor Endphase der Globalisierung
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Claudio Borio von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt vor Protektionismus, Endphase der Globalisierung und Krise der Weltwirtschaft.
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