Aktien- und Finanzmärkte – Prognose für 2015

Prognose: Aktien- und Finanzmärkte 2015

Der Ausblick bzw. eine Prognose für 2015 abzugeben, ist wie jedes Jahr der Blick in eine Kristallkugel, die keiner besitzt. Trotzdem wagen wir für Anleger eine Prognose: 2015 wird ein volatiles, aber insgesamt positives Jahr. Volatil bedeutet: schwankungsintensiv für die Börsen. Aber auch politisch steht die Welt vor großen Herausforderungen. Die aktuell wirkenden Rahmenbedingungen sind weiterhin billiges Geld von den Zentralbanken, billiges Öl und fehlende Alternativen für die Kapitalanlage. Das ist es, was die Aktienmärkte in 2015 antreibt.

Finanzmärkte - Ausblick und Prognose 2015Die US-Notenbank FED hat über Jahre das vorgemacht, was die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von Japan (BOJ) heute übernehmen, sie fluten die Kapitalmärkte mit Geld, um das erforderliche Wachstum der Geldmenge zu gewährleisten (siehe Geldsystem). Das sorgte in den letzten Jahren fast weltweit für steigende Aktienkurse. Der sinkende Ölpreis und politische Verwerfungen haben zuletzt allerdings die Wirtschaft in einigen Regionen und deren Börsen unter Druck gesetzt, siehe Russland, dass unter den Sanktionen des Westens leidet.

Gleichzeitig profitieren andere Wirtschaftsräume wie China und Europa, die Energieträger wie Öl und Gas importieren und ihre Wirtschaft ankurbeln. Die Perspektiven für die Aktienmärkte sehen entsprechend unterschiedlich aus. Ein Blick auf Europa, China und Russland zeigt die Chancen und Risiken auf, die sich in 2015 für Anleger ergeben könnten.

Europa 2015: Wachstum auf niedrigem Niveau

Die wirtschaftliche Dynamik in den europäischen Krisenländern – vor allem in Spanien und Irland – beschleunigt sich. Das ist ein Zeichen dafür, dass dort die Strukturreformen scheinbar greifen. Auch wenn die Verschuldung weiter gestiegen ist. Die Eurozone bewegt sich aber wirtschaftlich noch immer auf sehr dünnem Eis. Für die Aktien an den europäischen Börsen wird das jedoch nicht heißen, dass die Kurse sinken, denn die EZB sorgt mit ihrem erst kürzlich beschlossenen erneuten Anleihekauf-Programm von 60 Milliarden Euro pro Monat für Impulse, die die Aktien treiben.

Die Politik des lockeren Geldes hat sich auch bisher als effizienter Treibstatz für steigende Aktienkurse und Immobilienpreise erwiesen. Auch die neuen Konjunkturprogramme der europäischen Union über mehr als 300 Milliarden Euro werden positiv auf die Börsen wirken. Die EU verspricht sich davon vor allem einen Ausbau der Infrastruktur. Straßen, Energienetze und Internet auszubauen, ist reales Wachstum. Aber – es ist ein Wachstum auf Pump, weil sich die Haushalte der Staaten dafür weiter verschulden müssen. Die Entwicklung in Europa wird aber auch von dem Verlauf der Ukraine-Krise bestimmt werden, die nicht nur ein hohes politisches sondern auch ein hohes wirtschaftliches Risiko birgt. Prognose: Insgesamt dürfte sich in Europa ein wirtschaftliches Wachstum auf niedrigem Niveau an den europäischen Börsen jedoch ein steigendes Wachstum einstellen.

China: Perspektive Binnenmarkt

Die Konjunkturpolitik Europas wird durch die Geldpolitik bestimmt. Das müssen die Sparer mit einem Verlust an Kaufkraft des Euro – die eine schleichende Enteignung ist – bezahlen. Es lohnt sich deshalb über die Grenzen Europas hinweg zu schauen. Insbesondere China bietet derzeit ein gutes Umfeld für Investitionen, weil der Import von Rohstoffen deren Preise gefallen sind, sich vorteilhaft auf dieses Land auswirkt. China kann billiges Öl gut gebrauchen, muss es sich wirtschaftlich doch gerade neu orientieren. Dazu will China die Binnenkonjunktur stärken, ein Ziel das zu begrüßen ist, denn die chinesische Konjunkturblase könnte ansonsten mit massiven Folgen für die gesamte Weltwirtschaft platzen.

Für Anleger ist in diesem Zusammenhang besonders interessant, dass sich der weltgrößte Aktienmarkt in Shanghai erst vor Kurzem für ausländische Investoren geöffnet hat. Nun steht dem Anleger aus dem Ausland mit den chinesischen Börsen in Hongkong und Shanghai ein zwei Billionen US-Dollar schwerer Binnenmarkt offen. Dadurch kommen Aktien von über 500 in Shanghai gelisteten Unternehmen hinzu, die für rund 90 Prozent der Marktkapitalisierung stehen. Prognose: Seit der Öffnung des Shanghai-Composite, im November 2014, hat der Index um ca. 25 Prozent an Wert zugelegt und das Interesse für chinesische Inlandsaktien steht erst noch am Anfang.

Russland: Chance oder Risiko

Während der niedrige Ölpreis für China ein Segen ist, erweist er sich für Russland als Fluch. Die Sanktionen des Westens setzen der russischen Wirtschaft zu. Der zeitweise drastische Verfall des Ölpreises verstärkt den durch Sanktionen ausgelösten Abwärtstrend, weil die Wirtschaft vom Energiesektor dominiert wird. Der russische Rubel ist seit dem Sommer 2014 massiv eingebrochen. Versuche die Währung durch Devisenkäufe zu stärken, blieb ebenso wirkungslos wie die überstürzte Anhebung des Leitzinses von 10 auf 17 Prozent durch die russische Zentralbank. Das Ausfallrisiko russischer Staatsanleihen wird gegenwärtig auf 33 Prozent geschätzt. Auch die Prognosen für die kommenden Jahre 3 Jahre sehen eher düster aus. Experten rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung um etwa fünf Prozent zurück geht.

In russische Aktien zu investieren erscheint daher im Moment nicht besonders attraktiv. Aber politische Börsen sind selten von langer Dauer und ein bekanntes Investment-Sprichwort lautet: „Kaufe dann, wenn Blut auf den Straßen fließt“. Ein fallender Ölpreis ist natürlich nicht gut für Russland. Der Ölpreis wird auch nicht lange auf niedrigem Niveau bleiben, weil außer Saudi-Arabien und Kuweit kaum ein anderes Land dauerhaft in der Lage ist, Öl unter 50 Dollar pro Barrel zu fördern. Prognose: Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich der Ölpreis bis Mitte 2015 stabilisiert. Sollte das der Fall sein, werden auch die Kurse von russischen Energie-Konzernen wieder steigen, womit auch die russischen Börsen wieder zulegen werden.

Zusammenfassung für Anleger

Prognose und Ausblick: 2015 wird ein volatiles Jahr in Europa. Anleger sollten darauf vorbereitet sein. Jedoch steht den Risiken, dass es an den Börsen wegen den in 2014 gestiegenen Aktienkursen zu Korrekturphasen kommt, die gewaltige Summe von über 1 Billion Euro gegenüber, die von der EZB in den kommenden Monaten in die Märkte gepumpt werden wird. Hinzu kommt, dass der niedrige Ölpreis die Wirtschaft stimuliert und es kaum zinsbringende Alternativen gibt, wodurch quasi alle Anleger gezwungen sind, Geld an den Börsen anzulegen. Selbst wenn es durch politische Entwicklungen zu Korrekturen kommt, dürfte sich eine grundsätzlich positive Entwicklung an den Börsen in 2015 dadurch kaum aufhalten lassen. Die Asset-Inflation wird also weiter steigen! Der niedrige Ölpreis wird auch in der Realwirtschaft für Entspannung sorgen und die in 2014 sichtbar gewordene deflatorische Tendenz (siehe Inflation) einstweilen reduzieren.