Ist das Ziel der EZB der europäische Superstaat?

Kann das Ziel der Geld- und Krisenpolitik der EZB, der europäische Superstaat sein? Eine Bewertung von Prof. Richard A. Werner (Video-Vortrag).

Prof. Richard Werner: EZB Ziel ist der europäische Superstaat

Richard A. Werner ist Professor für internationales Bankwesen an der Universität in Southampton (England). Er sagt, dass es für ihn in 2003 völlig klar war, dass die EZB (Europäische Zentralbank) die Krisen in Europa erzeugen wird. Er hat das auch in seinem Buch (Princes of the Yen) veröffentlicht.

Warum sollte die EZB Krisen in Europa schüren?

Nach den Ausführungen von Prof. Richard A. Werner folgt die EZB einer politischen Agenda (Ziel) zur Schaffung des europäischen Superstaates, also den „Vereinigten Staaten von Europa“. Das sei ganz klar! Aber warum sollen künstlich herbeigeführte und verschärfte Krisen (Schuldenkrise / Eurokrise) in der Eurozone die Bereitschaft der Bürger verstärken, diese „Vereinigten Staaten von Europa“ (europäischer Superstaat) zu akzeptieren? Die Antwort ist einfach: Bürger die von der Krise betroffen sind, erhoffen sich dadurch eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation.

Der europäische Superstaat

Wer die Überzeugung sieht, mit der Prof. Werner über das von der EZB so offensichtlich verfolgte Ziel des europäischen Superstaates spricht, dem müssen zwangsläufig bekannte Zitate wie das von Henry Kissinger in den Sinn kommen, der 1991 als Berater von George Bush (Senior) in Evians (Frankreich) folgendes sagte:

Heutzutage wäre Amerika empört, wenn UN-Truppen Los Angeles besetzen würden, um die Ordnung wiederherzustellen. In naher Zukunft wird es dankbar sein! Insbesondere dann, wenn man den Leuten erzählt, dass von außerhalb eine Bedrohung existiert – egal, ob die Bedrohung real ist oder lediglich propagiert – die unser aller Existenz bedroht. Dann wird es so sein, dass die Leute der ganzen Welt flehen werden, sie vor diesem Bösen zu retten. Das einzige, was jeder Mensch fürchtet, ist das Unbekannte. Wenn das präsentierte Szenario eintritt, werden die Menschen ihre persönlichen Rechte freiwillig aufgeben, wenn ihnen im Gegenzug das persönliche Wohlergehen durch die Weltregierung garantiert wird.

Das Auftreten und die Argumentation von Richard Werner erwecken dabei nicht im geringsten den Anschein, hier könnte es sich möglicherweise um eine Verschwörungstheorie über die Ursachen der Schuldenkrise / Eurokrise handeln. Es gibt auch keinerlei Widerspruch seitens der Mitdiskutanten, zu denen immerhin auch Thomas Mayer (ehem. Chefvolkswirt der Deutschen Bank) gehört, der Werner sogar darin beipflichtet.

Prof. Werner beschreibt in diesem Vortrag weiterhin, dass bei der Suche nach einer Alternative für die Geldschöpfung der Banken, eine zentrale Institution weniger in Betracht kommt, das sehe man an dem Beispiel EZB und ihrer Geld- und Krisenpolitik sehr deutlich. Es würde also wenig bringen, den Banken die Geldschöpfung zu entziehen und diese auf die EZB zu verlagern. Als Lösung sieht Richard Werner eine Verbreitung des deutschen Modells der Regionalbanken (Genossenschaftsbanken und Sparkassen). Er hat dazu bereits eine Initiative in England gegründet.