Geldsystem-Krise: EZB druckt weitere 1.140 Milliarden Euro

Kampf der EZB gegen Krise des Geldsystems

Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hat seine Ankündigung wahr gemacht: Seit März 2015 pumpt die EZB jeden Monat 60 Milliarden Euro in das Bankensystem, in der Hoffnung, die Banken werden ihrerseits Kredite an die Wirtschaft vergeben. Ein Kampf der aus mathematischen Gründen kaum zu gewinnen ist.

Der verzweifelte Kampf gegen die Krise des Geldsystems

Die Hoffnung der EZB, mit Milliarden an Euro die Wirtschaft insbesondere in der südlichen Eurozone zu beleben und das dringend benötigte Wirtschaftswachstum zu erzeugen, ist ein Kampf der nur wenig Aussicht auf Erfolg hat. Denn das Problem liegt an der Geldmenge, die von den Geschäftsbanken zwischen 1971 und 2009 durch Kredite in Umlauf gebracht wurde (siehe Geldsystem). Diese Geldmenge an Buchgeld, das die Banken selbst schöpfen können (Geldschöpfung), beträgt heute ein Vielfaches der Wirtschaftsleistung. Dadurch das die Kredite verzinst werden müssen, sind mit der Zeit immer größere Zinslasten entstanden, die seit Ende der 90er jahre größer sind als das Wirtschaftswachstum. Die Folge dieser Entwicklung war, dass immer mehr Kredite vergeben werden mussten, damit genug Geld zur Verfügung steht, um die Zinsen der überdehnten Buchgeldmenge, die von den Banken durch Kreditvergabe geschaffen wurde, bezahlen zu können. Mit Ausbruch der Finanzkrise in 2008 ist die Kreditvergabe der Geschäftsbanken massiv zurückgegangen. Infolge dessen sank die Geldmenge und es fehlte die notwendige Liquidität für die horrenden Zinslasten.

EZB druckt weitere 1.140 Milliarden Euro

Die EZB kämpft mit ihrer Geldpolitik also gegen das Problem der fehlenden Liquidität in der Realwirtschaft, weshalb sie gezwungen ist, weiteres Zentralbankgeld von angedachten 1.140 Milliarden Euro (1,14 Billionen Euro) in Umlauf zu bringen, um die Ausweitung der Geldmenge zur Aufrechterhaltung der Liquidität wieder herzustellen und Deflation zu verhindern. Deflation ist nicht nur wie in fast allen Lehrbüchern zu lesen ist, ein Rückgang der Nachfrage und damit der Preise, sondern zu aller erst eine Verknappung des Geldes in der Realwirtschaft (siehe Inflation). Denn nur dadurch wird ein Rückgang der Nachfrage und Preise ausgelöst. Warum die Geldsystem-Krise lange nicht verstanden wurde und selbst in der Wirtschaftswissenschaft von vielen bis heute nicht erkannt wird, das hat Prof. Richard Werner zutreffend beschrieben: Die Zentralbanken haben die Volkswirtschaftslehre seit 1971 durch Theorien geformt, um die Geldschöpfung der Banken so lange wie möglich zu verschleiern. Siehe: Warum die VWL Krisen nicht erkennen kann!

Es mag absurd erscheinen und die Frage aufwerfen: Wie kann Geldkanppheit herrschen, wenn die Geschäftsbanken die Geldmenge doch über Jahrzente soweit ausgedehnt haben und die EZB seit 2010 ebenfalls die Geld-Schleusen geöffnet hat? Hier sind wir nun auf ein vermeintliches Paradoxon gestoßen. Es ist aber kein Widerspruch sondern vielmehr die Erklärung dafür, warum wir seit langem die Umverteilung von unten nach oben beobachten können. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer, weil die Reichen von den Zinsen profitieren, die für die von den Geschäftsbanken überdehnte Geldmenge bezahlt werden müssen. Diese Geldmenge ist durch Kredite entstanden und wenn die Geschäftsbanken auf der einen Seite Kreditzinsen einnehmen, ist das nicht nur ein Gewinn der bei ihnen verbleibt, sondern sie müssen auf der anderen Seite auch Zinsen für die Einlagen der Reichen bezahlen. Die Schulden des einen sind die Vermögen des anderen.

Profitiert haben von diesem System nach 1971 natürlich die Banken und Großkonzerne sowie die Reichen, die seither noch reicher geworden sind. Überall dort wo diese Gewinner investieren herrscht nicht wie in der Realwirtschaft Deflation, sondern Inflation, weil das Vermögen angelegt werden muss und damit insbesondere die Preise von Aktien und Immobilien steigen (sog. Asset-Inflation). Je knapper das Geld in der Realwirtschaft ist, desto schwieriger wird es für die Südländer der Eurozone aus der Rezession heraus zu kommen. Die Gelddruck-Orgie der EZB wird den Südländern der Eurozone nur einen geringen Aufschwung bringen, dafür aber die Umverteilung beschleunigen und vor allem die Aktienmärkte weiter nach oben treiben. Beseitigen kann die EZB die Geldsystem-Krise aber schon aus mathematischen Gründen nicht, sondern das Problem nur weiter in die Zukunft verlagern (siehe Zinseszinseffekt).

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie auch in der Inflationsschutzbrief-Ausgabe 3/2015