Warum das Geldsystem zu Überschuldung führt

In diesem Dokumentarfilm werden die Probleme des derzeit herrschenden Geldsystems anschaulich erklärt. Wir haben die Zusammenhänge der zwangsläufig eintretenden Überschuldung auch ausführlich unter Geldsystem beschrieben.

Dokumentarfilm "Überschuldung"
Dokumentarfilm: „Überschuldung- wie es dazu kommen konnte“

Das Geldsystem nach 1971 führte zu Überschuldung

Nach dem Ende des Systems von Bretton-Woods in 1971 (das bis dahin eine Teildeckung und Bindung der Weltleitwährung US-Dollar an Gold garantierte) wurde der Neoliberalismus die herrschende Wirtschaftsideologie. Deregulierung und Privatisierung waren die Folge, weshalb bis heute über 90% des umlaufenden Geldes von privaten Geschäftsbanken durch die Kreditvergabe geschöpft, also quasi aus dem Nichts erzeugt wird. Um neues Geld zu schöpfen, müssen die Geschäftsbanken nur 1 % der Kreditbeträge durch Zentralbankgeld abdecken und zusätzlich ca. 2 % Bargeld (Barreserve) vorhalten. 99% der Kreditbeträge entstehen somit nur durch Buchungen in den Computern der Geschäftsbanken (siehe Geldschöpfung).

Seit 1971 hat die Deregulierung der Finanzmärkte das Geldsystem in eine immer absurder werdende Situation geführt. Geschäftsbanken haben bis heute die Möglichkeit selbst nahezu grenzenlos Geld aus dem Nichts zu produzieren, wodurch die globale Geldmenge im Vergleich zur globalen Wirtschaftsleistung bis 2009 auf das 4fache ausgedehnt wurde. Das Problem dieses Schuldgeldsystems: Die Zinslasten für dieses Kreditgeld sind seit Anfang der 1990er Jahre größer als das globale Wirtschaftswachstum. Somit müssen immer mehr Kredite aufgenommen werden, damit genug Geld zur Verfügung steht, um die Zinslasten bedienen zu können, da das Wirtschaftswachstum dafür nicht mehr ausreicht. Würde die Kreditgeldmenge nicht mehr wachsen, hätten wir schnell eine globale Deflation (Geldknappheit). Ein Teufelskreislauf, der irgendwann zu Überschuldung führen muss und wie jedes Schneeballsystem nicht auf Dauer funktionieren kann!

Mit dem Ausbruch der Finanzkrise in 2008 und dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, mißtrauten sich die Geschäftsbanken, weil niemand wusste, wer wieviel ausfallgefährdete Assets in seinen Büchern hatte. Dadurch brach der Interbankenmarkt zusammen, über den sich die Geschäftsbanken gegenseitig Zentralbankgeld geliehen hatten. Die Folge war, dass die Zentralbanken im Rahmen der Geldpolitik immer mehr Zentralbankgeld in Umlauf bringen mussten und weiterhin müssen, um die notwendige Ausdehnung der Kreditgeldmenge mit genug Zentralbankgeld zu unterlegen, um eine Deflation sowie den Kollaps des Geldsystems zu vermeiden. Darüber hinaus war die Europäische Zentralbank (EZB) auch gezwungen, im Zuge der 2010 in der Eurozone ausgebrochenen Schuldenkrise die Zinsen zusätzlich zu senken, damit die Staaten, die durch die Finanzkrise gezwungen waren einen  Teil der Bankschulden zu garantieren, durch die damit verbundenen Zinslasten nicht selbst in die Überschuldung getrieben werden.

Wie kritisch die Situation mit der 4fach überdehnten Kreditgeldmenge ist, sieht man daran, dass die Europäische Zentralbank (EZB) seit März 2015 jeden Monat 60 Milliarden Euro in das Bankensystem pumpen muss und diese Maßnahme solange beibehalten will, wie nötig. Mario Draghi sagte wörtlich: „what ever it takes“, was immer erforderlich sein wird und „it will be enough“, es wird genug sein. Damit meinte er, dass er egal wie lange es dauert, soviel Zentralbankgeld in Umlauf bringen wird, wie notwendig ist, um das System zu stabilisieren. Wie lange das noch gut gehen kann, ist schwer zu prognostizieren, weil die Kreativität der Geldschöpfer bisher jedenfalls nicht an Grenzen gestoßen ist.

Ursachen der Überschuldung

Ausgelöst wurde diese Entwicklung mit dem Ende von Bretton-Woods in 1971. Seither die Geldschöpfung der Zentralbanken und folglich auch die Kreditgeldschöpfung der Geschäftsbanken nicht mehr durch die Golddeckung begrenzt. Beides hatte bis dahin auch die Bereitschaft zu investieren, das Wirtschaftswachstum sowie die Vermehrung von Vermögen durch Zinsen weltweit begrenzt.

Bis 1971 durfte die Ferderal Reserve nur soviel Dollars drucken, wie sie nach der in Bretton-Woods vereinbarten Teildeckung entsprechendes Gold in ihren Tresoren hatte. Die Goldbindung begrenzte somit auch die Kreditgeldschöpfung, weil die Geschäftsbanken bei einer Ausweitung der Kreditgeldmenge mehr Zentralbankgeld gebraucht hätten, das die FED aber nur schöpfen durfte, wenn sie ihre Goldreserven erhöhte. Das konnte sie aber nur begrenzt, weil das Wirtschaftswachstum die Kosten der von den USA geführten Kriege (Vietnam etc.) nicht deckte, was Frankreich dazu veranlasste seine Goldreserven bei der FED abzuziehen. Damit nicht auch andere Staaten ihre Goldreserven abziehen und die USA in wirtschaftliche Bedrängnis bringen, kündigte US-Präsident Richard Nixon das Abkommen von Bretton-Woods in 1971.

Infolgedessen waren die Geschäftsbanken in der Lage quasi unbegrenzt Kreditgeld zu schöpfen, da sie sich das dafür erforderliche Zentralbankgeld nach Bedarf bei der FED leihen konnten, deren Geldschöpfung nun nicht mehr an die verfügbare Goldmenge gebunden war. Bretton-Woods hatte bis dahin (über die festen Wechselkurse zwischen US-Dollar und anderen Währungen) die Kreditgeldschöpfung der Geschäftsbanken weltweit begrenzt.

Nach dem Ende von Bretton-Woods gingen die Staaten auch dazu über, die bis dahin festen Wechselkurse durch flexible Wechselkurse zu ersetzen, was es neben der FED auch anderen Zentralbanken ermöglichte, ihre Geldschöpfung zu erhöhen, wodurch sich dann auch die Geschäftsbanken in anderen Teilen der Welt problemlos Zentralbankgeld beschaffen konnten, wenn sie mehr Kreditgeld schöpfen wollten.

Ein weltweiter Kreditboom über mehrere Jahrzehnte war die Folge, der darin gipfelte, dass neben der vorhandenen Kreditwirtschaft eine riesige kreditfinanzierte Spekulationswirtschaft entstand, womit die Blase noch weiter aufgepumpt wurde. Seit Anfang der 1990er Jahre ist deutlich zu erkennen, dass die Geldmenge immer stärker angestiegen ist als das Wirtschaftswachstum. Die Realwirtschaft wurde dadurch einerseits immer stärker durch die Zinslasten der Kreditwirtschaft sowie andererseits durch die Kosten der Spekulationswirtschaft belastet.