Inflationsschutzbrief Ausgabe 3 / 2013: Geldschöpfung und Mindestreserve

Inflationsschutzbrief 3/2013 Geldschöpfung Mindestreserve
Inflationsschutzbrief Ausgabe  3/2013

In der Ausgabe 3/2013 behandelt der Inflationsschutzbrief die Themen Geldschöpfung und Mindestreserve. Diese Ausgabe ist Teil 3 der Serie „So funktioniert unser Schuldgeldsystem“.

Geldschöpfung und Mindestreserve

Auszug: Ein wesentliches Element in unserem Geldsystem ist die sog. Mindestreserve. Die Zentralbank nimmt durch ihre Politik der Mindestreserve Einfluss auf die Geldmenge, die maßgeblich von der Geldschöpfung durch Kreditvergabe bestimmt wird. In einem Schuldgeldsystem müssen die Banken für alle von ihnen vergebenen Kredite bei der Zentralbank eine Mindestreserve von 1 % hinterlegen. Belaufen sich zum Beispiel die Sichteinlagen einer Bank auf 100.000 Euro, so muss sie auf ihrem Konto bei der Zentralbank nur ein Guthaben von 1.000 Euro als Mindestreserve vorhalten (1 % der Sichteinlagen). Als Sichteinlagen bezeichnet man Bankguthaben bei denen keine Laufzeit oder Kündigungsfrist vereinbart ist, oder deren Laufzeit oder Kündigungsfrist weniger als einen Monat beträgt.

Da eine Bank also nur für 1 % der auf ihren Girokonten gebuchten Gelder (Buchgeld) über Zentralbankgeld verfügen muss, braucht sie ihren Kontostand bei der Zentralbank (z.B. EZB) nur um 100 Euro erhöhen, wenn sie einen Kredit über 10.000 Euro vergeben möchte. Dem Kunden der Bank werden dann einfach 10.000 Euro auf seinem Girokonto gutgeschrieben. Geld, das vorher niemand anderes besaß, wurde durch die Kreditvergabe neu geschaffen (siehe Geldschöpfung), es wird deshalb als Buchgeld bzw. Giralgeld bezeichnet.

Obwohl die Bank das Geld nur durch die Buchung des Kredits, also durch die Buchung einer Forderung an den Kreditnehmer (auf Rückzahlung des Kredits) und durch die Buchung einer Verbindlichkeit gegenüber demselben Kreditnehmer (sie schuldet ihm noch gesetzliche Zahlungsmittel) aus dem Nichts schöpft, ist die Bank nun berechtigt, Zinsen dafür zu kassieren. Sie kassiert bei einem Kredit über 10.000 Euro zu einem Zinssatz von 5% satte 500 Euro pro Jahr an Zinsen von dem Kreditnehmer, obwohl sie nur 100 Euro dafür bei der Zentralbank hinterlegen muss. Der Gewinn beträgt also 400% bezogen auf das eingesetzte Kapital. Wenn eine Bank Geld aus einer Schuld (Schuldgeld oder Kreditgeld) schöpfen kann und über 90% der Geldmenge Buchgeld der Banken ist, darf es doch niemanden wundern, wenn den Bankern diese Macht zu Kopf gestiegen und seit 1971 mißbraucht worden ist (siehe Geldsystem).

Vor diesem Hintergrund wird auch klar, warum sowohl die Banken als auch die Regierungen panische Angst vor einem Ansturm der Kunden auf die Banken haben (bank-run). Wenn nämlich alle Inhaber von Girokonten einer Bank ihre Guthaben gleichzeitig in bar abheben wollten, würde sich auf dramatische Weise herausstellen, dass ihr Geld gar nicht bei der Bank ist – oder jedenfalls nur ein Bruchteil davon die sog. Barreserve. Anders als die Mindestreserve ist die Barreseve wie der Name schon sagt eine Reserve an Bargeld, die nur so groß ist, wie der tatsächliche Bargeld-Bedarf, der je nach Bank zwischen 1 % und 3% der täglich fälligen Einlagen liegt.

Möglicherweise gab es im letzten Jahrhundert zur Ankurbelung der Wirtschaft und mit der Einführung elektronischer Bezahlsysteme, gute Gründe für ein Schuldgeldsystem. Jedoch wurden keine ausreichenden Möglichkeiten der Kontrolle eingeführt, die es verhindern konnten, dass die Geschäftsbanken die Geldmenge mit selbst geschöpften Geld derart vergrößern, dass sie mindestens das 10fache der Weltwirtschaftsleistung beträgt. In welche Lage sich die Welt durch dieses pervertierte Geldsystem (Schuldgeldsystem) befindet, können wir an der Finanzkrise, Schuldenkrise und Eurokrise jeden Tag in den Medien verfolgen. Weitere Informationen zur Geldpolitik und dem Geldsystem erhalten Sie in der Serie „So funktioniert unser Schuldgeldsystem“ sowie in dieser Ausgabe!

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