Inflationsschutzbrief Ausgabe 7 / 2015: Probleme des Kreditgeld-Systems

In der Ausgabe 7/2015 berichtet der Inflationsschutzbrief über die markanten Probleme, des seit Ende der 90er Jahre herrschenden Geldsystems, die dadurch verursacht werden, dass das Wachstum der Geldmenge durch die Kreditgeld-Schöpfung wesentlich größer ist als das Wirtschaftswachstum.

Inflationsschutzbrief Ausgabe 7/2015: Probleme des Kreditgeld-Systems

Es liegt in der Natur des Kapitalismus Gewinne erzielen zu müssen, um wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Aus diesem Grund haben Banken natürlich ein großes Interesse daran, Kredite zu vergeben und Zinsen dafür zu erwirtschaften. Das besondere am Bankgeschäft ist, dass anders als in der Realwirtschaft, durch die Kreditvergabe eine wesentlich größere Verzinsung des eingesetzten Kapitals üblich ist. Vergibt eine Bank einen Kredit in Höhe von 10.000 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten und einem Zinssatz von sieben Prozent, muss sie dafür nur ca. 300 Euro an Eigenkapital bereitstellen, um die 10.000 Euro Kreditgeld durch Buchung zu schöpfen und damit 700 Euro Zinsertrag zu erwirtschaften (siehe Geldschöpfung). Bezogen auf den tatsächlichen Kapitaleinsatz von 300 Euro beträgt die Eigenkapitalverzinsung der Bank also nicht sieben Prozent sondern satte 233 Prozent. Gerechtfertigt wird das mit dem hohen Ausfallrisiko, das durch die Kreditvergabe besteht.

Die Probleme des heutigen Kreditgeld-Systems

Bei einer solchen Realverzinsung ist es nicht verwunderlich, dass große Banken auch häufig hohe Kredite vergeben, weil ihr Aufwand dafür wesentlich geringer ist. Besonders interessant sind hohe Kredite an besonders sichere Kreditnehmer, wie Staaten, weil es für diese bisher keine Insolvenzordnung gibt. Banken vergeben jedoch selten Kredite an Staaten, sondern kaufen stattdessen deren Schuldscheine, Staatsanleihen genannt, was im Grunde der selbe Vorgang ist. Denn Banken brauchen aufgrund der geltenden Vorschriften kein Eigenkapital einzusetzen, um neues Geld zu schöpfen, wenn sie damit in Staatsanleihen investieren möchten. Die Geldschöpfung bzw. Kreditgeld-Schöpfung der Banken ist jedoch in der Eurozone auf das 12fache des vorhandenen Eigenkapitals der Bank begrenzt. Will eine Bank also mehr Geld schöpfen, muss sie sich zusätzliches Eigenkapital beschaffen.

Investiert eine Bank beispielsweise in der gleichen Höhe in Anleihen von 20 verschiedenen wirtschaftlich und politisch stabilen Staaten, ist das Ausfallrisiko praktisch Null, weil selbst wenn ein Staat Pleite geht und der Kredit nur zu 50 Prozent durch einen Schuldenschnitt zurückgezahlt wird, der Zinsertrag aus den Staatsanleihen der anderen 19 Staaten höher ist als der Eigenkapitalanteil, der für die zu 50 Prozent ausgefallenen Staatsanleihen aufgewendet werden muss.

Das ist der Grund dafür, weshalb viele Staaten in den letzten 30 Jahren von den Banken dazu motiviert werden konnten, immer mehr Staatsanleihen auszugeben und sich dadurch einfach verschulden zu können. Denn viele Regierungen neigen bis heute dazu, immer nur in Wahlperioden zu denken, um sich beim Wähler beliebt zu machen und wiedergewählt zu werden. Das Problem der aufgebauten Schulden wurde so immer den zukünftigen Oppositionsregierungen zugeschoben, die jedoch ihrerseits genauso vorgingen, neue Schulden aufnahmen und das Schuldenproblem aus den gleichen Gründen ebenfalls in die Zukunft verlagerten. Denn das ist ein weiteres Symptom des Kapitalismus – der Egoismus, der nicht nur in der Wirtschaft sondern auch in der Politik stark zugenommen hat.

Zwischen den Siebziger Jahren und der Jahrtausendwende hat sich das globale Finanzsystem, durch das Ende des Abkommens von Bretton Woods und die Ideologie des Neoliberalismus, weltweit radikal verändert. Die Politik ist den großen Finanzinstitutionen immer mehr entgegen gekommen und hat die bis dahin bestehenden Hindernisse, um mehr Kreditgeld schöpfen zu können, beseitigt. Das hat dazu geführt, dass neben der Ausweitung der Kreditgeld-Menge auch immer mehr abgeleitete Wertpapiere (Derivate) wie Credit Default Swaps (CDS) erfunden und in Umlauf gebracht wurden, wodurch dem Finanzsektor immer mehr Geld zufloss.

Infolgedessen kam es 1998 zu der ersten systembedrohenden Krise, als der Hedgefonds „Long Term Capital Management“ zusammenbrach und eines dieser Finanzprodukte, die CDS der Kreditausfallversicherer, fällig geworden wären. Um den Zusammenbruch des gesamten Systems abzuwenden, entschlossen sich die Wallstreet-Banken damals den Hedgefonds gemeinsam zu retten.

Trotz dieser ersten deutlichen Warnung zog die Politik aus dem Fall LTCM keine Konsequenzen, sondern erlaubte der Finanzindustrie entgegen jeglicher Logik, aufgrund der fehlenden Kompetenz, eine Ausweitung der Kreditgeld-Schöpfung und ihrer Derivate-Geschäfte. 2008 kam es zur zweiten systembedrohenden Krise, als der amerikanische Häusermarkt zusammenbrach und die ungedeckten Subprime-Kredite der US-Banken, die als Derivate (ABS – Asset Backed Securities / MBS – Mortgage Backed Securities) verpackt in die ganze Welt exportiert worden waren, eine globale Bankenkrise auslösten. Diesmal waren die zur Rettung erforderlichen Summen so groß, dass die Regierungen die betroffenen Banken, Versicherungen und Pensionsfonds mit dem Geld der Steuerzahler retten mussten.

Folgen des überdehnten Kreditgeld-Systems

Mit der Übernahme privater Verluste durch die Staaten und ihrer Bürger stieg die globale Verschuldung direkt um ca. 30 Prozent. Um die dadurch angeschlagenen Staatshaushalte wieder zu sanieren, wurden Sparprogramme aufgelegt, unter denen die arbeitende Bevölkerung für die Verfehlungen der Finanzindustrie durch die Überdehnung der Kreditgeld– und Derivate-Menge leiden muss. War das Verhältnis von Kapital, das in die Realwirtschaft floss zu Kapital an den Finanzmärkten Anfang der 90er Jahre noch 10 : 1, so ist das heute genau umgekehrt. Die Geldmenge in der Finanzwirtschaft ist heute 10mal größer als in der Realwirtschaft. Mehr darüber, siehe Geldsystem.

Mehr über die sieben markanten Merkmale (Probleme) des heutigen Kreditgeld-Systems (Schuldgeldsystems) erfahren Sie in dieser Ausgabe!

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