Inflationsschutzbrief Ausgabe 6 / 2015: Das Griechenland-Drama

In der Ausgabe 6/2015 analysiert der Inflationsschutzbrief das Griechenland-Drama. Auch wenn klar ist, dass es zu einem Kompromiss zwischen den Gläubigern und der griechischen Regierung kommt, die Probleme sind keineswegs gelöst. Wir erläutern die Probleme und Ursachen die Griechenland in die Krise getrieben haben und warum ein Kompromiss, unter dem Diktat der Gläubiger, Griechenland nicht helfen wird.

Inflationsschutzbrief Ausgabe 6/2015 - Griechenland Drama

Seit Wochen beherrschen die Schlagzeilen um Griechenland die Nachrichten. Ob es zum Grexit kommen wird, also dem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro-System, oder nicht, und welche Konsequenzen daraus erwachsen, lässt sich derzeit nicht verlässlich abschätzen. Dieser Artikel entsteht zwei Tage vor dem wieder einmal letzten EU-Sondergipfel, bei dem diese Frage geklärt werden soll. Wenn wir die Sachlage nüchtern betrachten, dann wäre alles andere als ein Kompromiss zwischen der griechischen Regierung und der Troika eine große Überraschung. Denn Griechenland will in der EU und der Eurozone bleiben, und die übrigen EU-Staaten, insbesondere Frankreich, wollen die Griechen auch nahezu um jeden Preis in der Eurozone halten. Beste Ausgangspositionen also, um sich am Ende zu einigen. Zumal den Preis dafür schließlich die Bürger entrichten müssen, nicht die amtierenden Politiker.

Griechenland-Drama und der neue Kompromiss

Auch die aktuelle griechische Regierung wird es sich leisten, von ihrer bisherigen Haltung abzurücken, auch wenn sie das nicht will und ihre Wahlversprechen brechen muss. Denn die letzte Woche war bedingt durch die Kapitalverkehrskontrollen, geschlossene Banken und Auszahlungsbeschränkungen an den Geldautomaten zermürbend für das griechische Volk. Die griechische Regierung verkündete die Kapitalverkehrskontrollen deshalb erst, als es nicht mehr anders ging – weil die EZB sich weigerte, wachsende Geldabflüsse bei den griechischen Banken mit ELA-Notkrediten auszugleichen. Brüssel wollte das überraschend angekündigte Referendum (Volksabstimmung) in Griechenland zu seinen Gunsten entscheiden und ein „Ja“ der Griechen zur Akzeptanz der Reformauflagen erreichen, weshalb die Kapitalverkehrskontrollen einerseits notwendig andererseits aber auch als Druckmittel der Eurogruppe eingesetzt wurden.

Es ist ein harter Schritt für die Griechen, die über Jahrzehnte mit Krediten angefüttert wurden und seit Ausbruch der Schuldenkrise erkennen müssen, welche Folgen das hat. Lange flossen durch die Mitgliedschaft zu EU und Eurozone Fördergelder für Infrastruktur und Kultur, diverse Sondertöpfe zur Wirtschaftsförderung strukturschwacher Regionen und Subventionen für die Landwirtschaft. In den vergangenen 30 Jahren flossen so etwa 200 Milliarden Euro Fördergelder nach Griechenland.

Bis 2020 sollen noch einmal 40 Milliarden Euro hinzu kommen, sofern Griechenland Mitglied der EU bleibt. Diese Gelder plus neue, billige Kredite von deutlich über 50 Milliarden Euro plus jahrzehntelange Streckung bisheriger Schulden winken als Belohnung für die Griechen, wenn auch sie sich wieder der Troika unterwerfen. Der Kampf gegen den Neoliberalismus ist für die griechische Syriza-Regierung nicht zu gewinnen, weshalb Regierungschef Alexis Tsipras einlenken wird, weil er mit einem Euro-Austritt riskiert, dass Griechenland aus geostrategischen Gründen als Speerspitze der NATO in Südost-Europa zu einer Militärdiktatur zurückverwandelt werden könnte. Jedoch ist eine Verbesserung der Situation für Griechenland in der Eurozone ohne Schuldenschnitt nicht zu erwarten, im Gegenteil! Nach der Anfütterungsphase mit Krediten folgt jetzt in Griechenland der große Ausverkauf durch Privatisierung.

Aktuelle Situation in Griechenland

Die Not ist groß, über 20.000 Menschen sind in Athen obdachlos und leben auf der Straße. Es gibt Massenarbeitslosigkeit, 3,5 Millionen Griechen haben keine Krankenversicherung mehr und viele müssen sich über die große Anzahl an Suppenküchen ihre tägliche Mahlzeit beschaffen. Dieses Elend, das die griechische Bevölkerung erleiden muss, hat nicht die jetzige Regierung zu verantworten, wie deutsche Politiker und Medien immer wieder zu suggerieren versuchen, sondern es ist neben der Verschuldung und Reformunfähigkeit der vorherigen Regierungen vor allem eine zwangsläufige Folge des bestehenden Geldsystems seit 1971, das unter allen Umständen Wachstum erzeugen muss, um nicht zu kollabieren. Warum das so ist, erfahren Sie in dieser Ausgabe!

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