Inflationsschutzbrief Ausgabe 18 / 2012: Euro-Rettung – Sinn und Unsinn

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Inflationsschutzbrief Ausgabe 18/2012

In der Ausgabe 18/2012 behandelt der Inflationsschutzbrief die Frage nach dem ökonomischen Sinn bzw. Unsinn der Euro-Rettungschirme. Weitere Themen sind: Euro-Rettung, Euro ein politisches und kein ökonomisches Projekt, welche Folgen hat die Euro-Rettungspolitik.

 Sinn und Unsinn der Euro-Rettungsschirme

Auszug: Bei der Eurokrise handelt es sich im Kern um eine Zahlungsbilanzkrise von mehreren europäischen Staaten. Diese Zahlungsbilanzkrise wurde durch permanente Defizite in den Leistungsbilanzen ausgelöst und in der Folge durch Kapitalflucht weiter verschärft, sagt Prof. Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut.

Mit der Gleichschaltung strukturell sehr unterschiedlicher Volkswirtschaften über die Einheitswährung Euro, kam es von 1998 bis 2007 (durch angenäherte Zinssätze) zu einer massiven Fehllenkung der Kapitalflüsse und in der Folge zu einem massiven Lohn- und Preisauftrieb in den PIIGS-Staaten der Eurozone (PIIGS = Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien).

Das mündete im vollständigen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder und in der Überschuldung der betroffenen Volkswirtschaften als Ganzes, so Hans-Werner Sinn. Seit 2007 ist der Kapitalmarkt aufgrund dieser mangelnden Wettbewerbsfähigkeit und der daraus resultierenden gesamtwirtschaftlichen Überschuldung nicht mehr bereit, den Konsum auf Pump in den Süd-Staaten der Eurozone weiter zu finanzieren.

Die hohen Staatsschulden der PIIGS-Staaten sind ein Teilaspekt dieser Zahlungsbilanzkrise. Nirgendwo wird das deutlicher als in Spanien. Dort lag die Staatsverschuldung im Jahr 2008 bei nur 40 Prozent des BIP und damit erheblich niedriger als in Deutschland, das 2008 eine Staatsverschuldung von knapp 70 Prozent des BIP aufwies. Das sind die offiziellen Zahlen von EuroStat. Wir wissen, daß die tatsächlichen Schulden deutlich höher sind.

Wäre die Eurokrise primär eine Schuldenkrise der jeweiligen Staaten, wie von Politik und Medien meistens suggeriert, hätte Spanien niemals von dieser Krise erfasst werden dürfen. Tatsächlich haben in Spanien nicht hohe Staatsschulden die heutigen Probleme ausgelöst, sondern vielmehr die hohen Schulden der privaten Haushalte und Unternehmen sowie eine völlig einseitig auf den Bausektor ausgerichtete Wirtschaft. Jedoch hat die Finanzkrise diese Probleme erheblich verstärkt, weil die Staaten der Eurozone dadurch gezwungen waren, den Banken Garantien zu geben um einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Diese Garantien erhöhten die Verschuldung der PIIGS-Staaten beträchtlich.

Insofern ist die Bankenkrise nicht nur aber auch ein problematisches Begleitphänomen der Zahlungsbilanzkrise in der Eurozone. Die Zahlungsbilanzkrise hat ihre Ursache in der Konstruktion des Euro sowie im herrschenden Geldsystem. Dies ist ausführlich beschrieben in der Ausgabe 17/2012. Dass eine Zahlungsbilanzkrise eine Bankenkrise verstärken muss ist widerum logisch, denn gesamtwirtschaftliche Überschuldung schlägt sich natürlich zuerst und vor allem im Bankensektor einer Volkswirtschaft nieder. Wenn den Unternehmen, Bauherren und Konsumenten auf breiter Front das Geld ausgeht, und sie ihre Kredite nicht mehr bedienen können, muß das einen ohnehin durch die Finanzkrise angeschlagenen Bankensektor negativ belasten.

Können die Euro-Rettungsschirme als Instrumente der Geldpolitik (außerhalb der EZB) die Probleme lösen? Antworten auf diese Frage liefert Prof. Hans-Werner Sinn in dieser Ausgabe!

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