Bargeldverbot: Ein Plan der Finanzelite?

Bargeldverbot nur Hysterie? Führungsfiguren der westlichen Finanzelite machen im Einklang Stimmung gegen Bargeld und fordern ein weitgehendes Verbot. Das kann kein Zufall sein, meint auch der Journalist Norbert Häring, der die Gründe für diese Einschätzung in einem Video-Interview zusammenfasst.

Video: Bargeldverbot - Plan der Finanzelite

Die globalen Schulden haben sich seit dem Jahr 2000 fast verdreifacht und sind heute so hoch, dass das Wirtschaftswachstum nicht mehr ausreicht, um die Zinslasten alter Kredite sowie die Kapitalanlage-Renditen auszugleichen (siehe Zinseszinseffekt). Statt dessen braucht es immer neue Kredite und demnächst auch innovative Lösungen wie Helikoptergeld, damit das zu einem Schneeballsystem mutierte Schuldgeldsystem vor dem Zusammenbruch durch Deflation bewahrt werden kann.

Bei der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank am 10.03.2016 wurde dieses Problem mehr als offensichtlich, als EZB-Präsident Mario Draghi ein ganzes Bündel an Maßnahmen verkündete, womit das Wirtschaftswachstum und die Inflation in der Eurozone doch noch irgendwie positiv beeinflusst werden sollen.

Eine der Maßnahmen, welche die EZB verkündete, ist der auf -0,4 Prozent gestiegene Strafzins für Banken, die Überschussreserven an Zentralbankgeld bei der EZB parken. Es ist nicht ganz klar, was die EZB mit den Strafzinsen wirklich erreichen will. Geht es ihr darum, die Banken, die hohe Überschussreserven haben, dazu zu motivieren, diese Überschussreserven an Banken in den südlichen Ländern der Eurozone zu verleihen? Das hätte wohl nur einen geringen Effekt.

Strafzins und Bargeldverbot – kausaler Zusammenhang?

Oder will die EZB, wie Norbert Häring vermutet, die Banken motivieren, den Strafzins als Negativzins auch an ihre Kunden weiter zu geben? Wenn dem so wäre, dürfte es der EZB darum gehen, die Bankkunden dazu zu bewegen, ihre Bankguthaben stärker in den Konsum und an die Aktienmärkte fließen zu lassen. Aber was ist, wenn die Sparer dieser Absicht nicht folgen, sondern ihre Bankguthaben abheben und Bargeld horten oder in Edelmetalle tauschen?

Genau dagegen richtet sich offenbar der Vorstoß von EZB und Bundesregierung, eine Obergrenze für Bargeld bei 5000 Euro einzuziehen, diese dann sukzessive zu senken und auch die großen Geldscheine wie den 500-Euro-Schein abzuschaffen, sagt der Journalist des Handelsblatts und Buchautor Norbert Häring, der wie wir zwischen dem Strafzins für Banken, dem folgenden Negativzins für Kunden und einem weitgehenden Bargeldverbot einen kausalen Zusammenhang sieht.

Tatsache ist, Bargeld wird seit dem Ausbruch der Finanzkrise in 2008 immer weiter zurückgedrängt. Erst in den Randstaaten und jetzt auch im Kern der Eurozone. In Süd- und Osteuropa hätten Abgesandte der Europäischen Zentralbank, der EU-Kommission und des IWF als Finanzminister zuerst gesetzliche Verbote eingeführt, größere Rechnungen bar zu zahlen. Auch in Deutschland würden sich Behörden weigern Bargeld anzunehmen, obwohl es doch das einzige gesetzliche Zahlungsmittel sei, kritisiert Norbert Häring.

Bargeldverbot: Ein Plan der Finanzelite?

„Alle Bestrebungen das Bargeld einzudämmen fallen mit der Finanzkrise zusammen und nicht etwa mit Terrorereignissen und Steuerhinterziehung“, sagt Norbert Häring. Die Initiatoren seien keine Kriminalitätsbekämpfer, sondern vielmehr einflussreiche Personen aus der Finanzelite. Neben dem EZB-Präsidenten Mario Draghi sind die prominentesten Wortführer der Kampagne der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers sowie der Harvard-Professor und frühere Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) Kenneth Saul (kurz: Ken) Rogoff.

Das es nicht um Terrorismusbekämpfung gehe, hätten laut Häring die Anschläge von 9/11 im Jahr 2001 gezeigt, die niemanden dazu veranlasste, eine Begrenzung des Bargeldes bzw. ein Bargeldverbot zu fordern, obwohl sie die bislang schwersten Terroranschläge waren und mit einer massiven Einschränkung der Bürgerrechte und des Datenschutzes einher gingen.

Wie auch Norbert Häring recherchiert hat, gibt es interessante Querverbindungen zwischen diesen Protagonisten der Finanzelite. Draghi, Summers und Rogoff sind langjährige Mitglieder der sogenannten Group of 30, einer elitären Gruppe von Personen aus den größten internationalen Banken und Hedgefonds, die sich hinter verschlossenen Türen mit den wichtigsten Zentralbankern beraten.

Bei einem Treffen der Schweizerischen Notenbank im Juni 2015, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, trug der ehemalige IWF-Chef Ken Rogoff seine Gründe zur Abschaffung des Bargeldes einem ausgewählten Publikum vor, was Norbert Häring als Beweis für die konzertierte Aktion gegen das Bargeld wertet.

Für die Annahme, dass eine konzertierte Aktion der Finanzeliten im Gange ist, habe auch Larry Summers selbst beigetragen, der wenige Tage nach Mario Draghi, der eine Abschaffung der 500-Euro-Scheine im EU-Parlament angesprochen hatte, vorschlug, den 100-Dollar-Schein abzuschaffen. „Wenn das alles Zufall und nicht abgestimmt sein soll, dann würde mich das doch sehr wundern“, so Norbert Häring. Siehe auch das folgende Video mit Erwin Pelzig über das Netzwerk der Finanzelite:

Bargeldverbot: Erwin Pelzig kritisiert das Netzwerk die Finanzelite

Bargeldverbot als Mittel der Enteignung?

Seit 2016 gilt in der Eurozone die Bail-in-Regelung, die Gläubiger an der Rettung von Banken beteiligt. Was dabei passiert, war im März 2013 in Zypern zu beobachten. Dort verloren alle Sparer, die mehr als 100.000 Euro Guthaben bei der Bank of Cyprus hatten, 40 Prozent ihres Geldes. Aber nicht nur in Zypern sondern auch in Italien wurden Bankguthaben enteignet.

Gilt ein weitgehendes Bargeldverbot, könnten die Bankkunden ihre Guthaben nicht mehr von den Banken abziehen und wären einer Enteignung durch Bail-in und Negativzinsen ausgeliefert. Infolge dessen bräuchten Banken und Politik auch den sog. Bank-run nicht mehr fürchten, bei dem die Kunden aus Vertrauensverlust massenhaft Geld abziehen und damit Banken sowie das Finanzsystem in Gefahr bringen können.

Droht wirklich ein Bargeldverbot?

Ob man den Argumenten von Norbert Häring nun folgen will oder nicht, Fakt ist, die globalen Schulden sind höher als jemals zuvor, wir hören stets nur das ewige Mantra Wirtschaftswachstum um jeden Preis, und die Geldpolitik der Notenbanken befindet sich auch im achten Jahr nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Ausnahmezustand, in welchem Nullzinsen erreicht und Helikopter-Geld diskutiert wird. Ist es dann so abwegig anzunehmen, dass auch ein weitreichendes Bargeldverbot zur Enteignung vorbereitet wird, wenn damit der Kollaps des Finanzsystems verhindert werden kann? Schließlich will sich die Finanzelite schützen und gleichzeitig neue Ertragsquellen erschließen, wenn die Gewinne aus der Kreditvergabe – aufgrund der Überschuldung – abnehmen. Da wird es höchste Zeit die bargeldlose Gesellschaft einzuführen!

Zusammenfassung:
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Bargeldverbot - ein Plan der Finanzelite?
Kurzbeschreibung:
Ist ein Bargeldverbot nur Hysterie? Führungsfiguren der westlichen Finanzelite machen im Einklang Stimmung gegen Bargeld und fordern ein weitgehendes Verbot. Das kann kein Zufall sein, meint auch der Journalist Norbert Häring und erklärt die Zusammenhänge!
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