Kenneth Rogoff: Nächste Finanzkrise 6% Negativzinsen (Zwangsabgabe)

In Deutschland haben schon einige Banken damit begonnen, die Negativzinsen der EZB (auf Überschussreserven für Zentralbankgeld) an ihre Kunden weiterzugeben. Experten sind sich weitgehend sicher, dass in absehbarer Zeit fast alle Bankkunden eine Gebühr auf ihre Sparguthaben (Negativzinsen) werden zahlen müssen. Der Professor an der Harvard-University, frühere Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) und eifrige Verfechter einer Bargeld-Abschaffung, Kenneth Rogoff, rechnet im Fall einer neuen Finanzkrise sogar mit einer Zwangsabgabe von bis zu 6 %. Wie wahrscheinlich ist diese Prognose und sollten Kunden ihre Sparguthaben von den Banken abziehen?

Kenneth Rogoff: Bargeld-Abschaffung für Zwangsabgabe durch Negativzinsen auf Sparguthaben bei Finanzkrise

Negativzinsen: Zwangsabgabe für alle Sparer kommt

19.10.2016: Nicht nur Sparern in Deutschland droht eine Zwangsabgabe auf ihre Sparguthaben, sagte Martin Hellmich von der Frankfurt School of Finance kürzlich in einem Interview. Er rechnet damit, dass Negativzinsen für private Bankkunden in Deutschland „definitiv kommen werden“. Einige Banken würden bereits ihre Geschäftsbeziehungen mit weniger profitablen Kunden analysieren, um deren Sparguthaben loszuwerden, oder wenn das nicht möglich ist, die Negativzinsen auf diese Kunden abzuwälzen. „Dies wird schrittweise auch die kleineren Kunden erfassen,“ so Martin Hellmich.

Auch der Präsident des deutschen Sparkassen- und Giroverbands, Georg Fahrenschon, bewertet die Lage ähnlich und erklärte vor wenigen Tagen: Er könne nicht ausschließen, dass die Sparkassen ihr Problem mit der EZB-Geldpolitik nicht allein über Kosteneinsparungen lösen, sondern dem Beispiel der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee, der Skatbank und der Volksbank Stendal folgen könnten, die eine Zwangsabgabe als Ausgleich für die Negativzinsen der EZB von ihren Kunden erheben.

Fahrenschon sieht die Ursache der Negativzinsen darin, dass die europäischen Kredit- und Kapitalmärkte nicht mehr richtig funktionieren würden, weil Liquiditätsverzicht und Risikoübernahme nicht mehr honoriert werde. Bevölkerungsgruppen mit geringeren Vermögen, die nicht so leicht auf Kapitalmärkte ausweichen könnten, seien durch die fehlende Verzinsung auf Sparguthaben besonders betroffen. Von der Schwemme des billigsten Geldes würden hingegen nur noch hoch verschuldete Staaten und Investoren profitieren, die in hohe Risiken investieren könnten.

Es sei aber falsch, so Georg Fahrenschon weiter, die Sparer für diesen Zustand zur Kasse zu bitten, denn sie handelten vernünftig, wenn sie angesichts einer gestiegenen Lebenserwartung die eigene Altersvorsorge ausbauten und fehlende Zinsen durch höhere Sparanstrengungen kompensierten.

 Das ist zutreffend, aber auch etwas polemisch, wenn man die Wahrheit nicht konkret aussprechen will und auch keine Alternativen zu der seit 2013 klar absehbaren Enteignung der Mehrheit der Bürger zum Abbau der Überschuldung anzubieten hat, die durch das bestehende Geldsystem entstanden ist.

Kenneth Rogoff: Nächste Finanzkrise 6 % Negativzinsen

Der Ökonom und Harvard-Professor Kenneth (Ken) Rogoff hatte kürzlich einen Vorgeschmack darauf gegeben, was Zentralbanken im Falle einer neuen Wirtschafts- oder Finanzkrise tun müssten, um diese nach seiner Meinung wirksam bekämpfen zu können. „Wie können Notenbanken der nächsten Krise entgegentreten, wenn die Leitzinsen bei null sind“, fragte Rogoff anläßlich des hundertsten Geburtstags des Schweizer Ökonomen Karl Brunner bei einer Veranstaltung der Schweizer Nationalbank. Nach Rogoff müssten die Zentralbanken dazu noch tiefere negative Zinsen effektiv und schnell durchsetzen können. Er hält Minuszinsen von 6 Prozent für denkbar. So könnten Krisen schneller überwunden werden. „Eines Tages werden wir eine neue schwere Finanzkrise bekommen und dann könnten wir negative Zinsen von minus 6 oder minus 5 Prozent brauchen, um schnell aus der Krise zu kommen“. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte sich bereits im Jahr 2013 für eine Zwangsababe in Form einer  Vermögensabgabe von einmalig 10 Prozent ausgesprochen.

Die Schulden sind seit 2013 aber weiter gestiegen, weshalb die von Kenneth Rogoff prognostizierte Zwangsabgabe von bis zu 6 Prozent mit hoher Wahrscheinlichkeit über mehrere Jahre aufrecht erhalten werden müsste, um den bis dahin nochmals angewachsenen Schuldenberg wirksam reduzieren zu können. Aus diesem Grund fordert Rogoff vor allem, dass Halten von Bargeld zu verteuern, zu erschweren oder gar unmöglich zu machen. Die verfügbaren Geldscheine sollten sich auf Kleinstbeträge von 20ern bis hin zu Münzen beschränken, so wurde Rogoff bespielsweise von der „Welt am Sonntag“ zitiert, eine Forderung die von weiteren bedeutenden Bargeld-Gegnern erhoben wird, die jedoch nicht nur in Deutschland bisher auf herben Widerstand stößt.

Kenneth Rogoff zu Negativzinsen und Bargeld-Abschaffung

Kenneth Rogoff: Negativzinsen erfordern Bargeld-Abschaffung

Wann die von Kenneth Rogoff und der Finanzelite geforderte Bargeld-Abschaffung kommen wird, bleibt natürlich ungewiss. Sie ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass Negativzinsen auch wirklich durchgesetzt werden können. Bargeld erlaubt es Sparern nämlich, ihre Guthaben aus dem Geldkreislauf der Banken herauszuziehen. Solange die Bürger aber die Möglichkeit haben, ihre Guthaben in bar von den Banken abzuheben, sind die Möglichkeiten der finanziellen Repression in Form von Gebühren und Negativzinsen begrenzt.

Wer aber glaubt, dass eine solche Entwicklung noch weit in der Zukunft liegt, der könnte im Fall einer neuen Finanzkrise, die durch das Ende des Kreditzyklus und einen Börsencrash eingeleitet wird, schnell eines besseren belehrt werden, schließlich wurde die Bargeld-Abschaffung nicht ohne Grund auf dem FED-Symposium in Jackson Hole im August 2016 intensiv diskutiert und als die einfachste und effektivste Lösung analysiert.

Bargeld-Abschaffung durch Hillary Clinton?

Es mag spekulativ sein, aber vielleicht ist das ein wesentlicher Grund dafür, warum die Wall-Street die Präsidentschaft von Hillary Clinton so vehement unterstützt, um mit einer der Finanzelite nahestehenden US-Präsidentin die Bargeld-Abschaffung zu beschleunigen, um anschließend eine Enteignung der Bevölkerung in Form einer Zwangsabgabe durch Gebühren oder Negativzinsen durchsetzen zu können.

Schließlich war auch der Mann von Hillary Clinton, der frühere US-Präsident Bill Clinton in seiner Amtszeit für einen radikalen Schritt im epochalen Wandel des Finanzsystems hin zum Turbo-Kapitalismus verantwortlich, indem er 1999 das Trennbankengesetz, den sog. Glass-Steagall Act von 1933, nach 66 Jahren aufhob. Dadurch wurde die institutionelle Trennung zwischen dem Wertpapiergeschäft und dem Einlagen- sowie Kreditgeschäft wieder aufgehoben. Das erlaubt den privaten Banken in den USA seither weitaus größere Risiken durch Spekulationsgeschäfte einzugehen als zuvor.

Zusammenfassung:
Titel:
Kenneth Rogoff: Nächste Finanzkrise 6% Negativzinsen
Kurzbeschreibung:
Kenneth Rogoff für Bargeld-Abschaffung, um bei neuer Finanzkrise eine Zwangsabgabe in Höhe von 6% Negativzinsen auf Sparguthaben durchsetzen zu können.
Autor:
veröffentlicht von:
Inflationsschutzbrief © 2016

2 thoughts on “Kenneth Rogoff: Nächste Finanzkrise 6% Negativzinsen (Zwangsabgabe)

  1. Hier wird nicht erwähnt, dass die Abschaffung des Geldes oder der Ersatz dessen durch Geldkarten, nur dazu dient, jeden Bezahlvorgang elektronisch zu erfassen. Gehört also in die Kategorie Überwachung und nicht eigentlich zu Geldsystemfragen. Der Negativzins dient dem Abbau von Vermögenswerten, also der Enteignung von früher erworbenem Eigentum. Die Krise des Geldes ist ja nicht entstanden durch die Aufhebung des Goldstandarts, denn die Besicherung von Krediten sollte ja durch reale Vermögenswerte gewährleistet werden, was dann unterlaufen wurde durch Insolvenzen wie bei der Immobilienkrise in den USA, die als FIAT-Geld nicht mehr zurückgezahlt wurden, aber weiter im Umlauf spekulativ eingesetzt werden können. Nur deshalb druckt die EZB jetzt noch mehr Geld für die Regierungen, damit die Spekulation gegen die Währungen nicht mehr aufgeht. Den Goldstandard wird es nie mehr geben und die Zinsen werden immer bei Null bleiben, es sei denn, man wird die Bevölkerung durch Negativzinsen enteignen.

    1. #Knuden Dingsdame
      Ihr Kommentar hätte nicht hier sondern unter dem folgendem Beitrag veröffentlicht werden sollen: http://inflationsschutzbrief.de/deflation-crash-hohe-inflation-neuer-goldstandard/

      Das Thema Überwachung haben wir in diesen Beiträgen behandelt:
      1. http://inflationsschutzbrief.de/stop-bargeldverbot-schuldgeldsystem-erzwingt-enteignung/
      2. http://inflationsschutzbrief.de/bargeld-verbot-zur-enteignung-und-kontrolle/

      Die Krise des Geldes hat leider sehr wohl etwas mit der seit 1971 abgeschafften Bindung des Geldes an Gold zu tun, denn das ermöglichte den privaten Banken die Kontrolle über die Geldmenge zu erlangen, weil 95% des existierenden Geldes nun einmal Giralgeld ist, das die Banken selbst erzeugen können (siehe Geldschöpfung im Menü). Ein Goldstandard ist – wie oben im Beitrag beschrieben – keine Ideallösung und ob es jemals wieder einen solchen Standard geben wird, kann heute niemand mit bestimmtheit wissen. Wie in dem Beitrag http://inflationsschutzbrief.de/deflation-crash-hohe-inflation-neuer-goldstandard/ beschrieben, gibt es jedoch mehrere Hinweise darauf, dass ein solcher Goldstandard unter Donald Trump tatsächlich angestrebt werden könnte.

Comments are closed.