Zentralbanken diskutieren Bargeld-Abschaffung in Jackson-Hole

Die viel diskutierte Bargeld-Abschaffung wird immer wahrscheinlicher! Bei dem FED-Symposium in Jackson Hole haben hochrangige Vertreter der wichtigsten Zentralbanken darüber diskutiert, welche Mittel und Wege die Geldpolitik noch hat, die prekäre Lage in der Weltwirtschaft und im Finanzsystem zu stabilisieren. Dabei kam sehr deutlich zur Sprache, dass die Bargeld-Abschaffung (von der Einschränkung bis hin zum Verbot) die einfachste Lösung sei.

Zentralbanken diskutieren Bargeld-Abschaffung (Jackson Hole)

30.08.2016: Das in Jackson Hole am Rande der Rocky Mountains veranstaltete Symposium der Federal Reserve Bank of Kansas City förderte in unerwarteter Deutlichkeit die Erkenntnis zu Tage, dass eine Geldpolitik, die mit Strafzinsen die Banken dazu bewegen will, neues Geld durch Kredite in Umlauf zu bringen, nur dann funktionieren wird, wenn die Menschen nicht mehr auf Bargeld ausweichen können. Somit ist mehr als klar, dass alle bisherigen Behauptungen, wonach das Bargeld zur Bekämpfung der Kriminalität und des Terrorismus einschränkt bzw. abgeschafft werden müsse, nur Nebenaspekte nicht aber der Kern der Wahrheit sind.

Zentralbanken diskutieren Geldpolitik und Bargeld-Abschaffung

Marvin Goodfriend, von der Carnegie Mellon University, stellte hierzu in Jachson Hole sein Arbeitspapier mit dem Titel „Schaffung eines Rahmens für eine belastbare Geldpolitik der Zukunft“ vor, welches insbesondere die Vorteile der Bargeld-Abschaffung umfassend beleuchtete.

Darin macht Goodfriend deutlich, dass negative Nominalzinsen grundsätzlich ein geeignetes Instrument seien, um zukünftig notwendige monetäre Impulse zu setzen. Er bezeichnet das als Schaffung einer „schuldenfreien“ Zinspolitik, die es möglich machen soll, „in einer zukünftigen Krise nominale Leitzinsen unbegrenzt und effektiv als realistische politische Option einzusetzen“. Konkret bedeutet das den Versuch, mittels Negativzinsen die exponentielle Entwicklung der Zins- und Zinseszins-Schulden zurückzudrehen, die über Jahrzehnte durch eine viel zu lockere Kreditvergabe der Banken dazu geführt hat, dass die Zinslasten der Giralgeldmenge größer wurden als das reale Wirtschaftswachstum, und deshalb, wie bei einem Schneeballsystem, immer mehr Verschuldung erfordern.

Vorteile der Bargeld-Abschaffung

Marvin Goodfriend stellte verschiedene Möglichkeiten vor, wie eine „schuldenfreie“ Zinspolitik realisiert werden könnte. Die erste der vorgestellten Möglichkeiten war die „Bargeld-Abschaffung“. Nach Goodfriend’s Analyse sei das Bargeld abzuschaffen der einfachste Weg eine negative Zinspolitik (mit Teilenteignung der Bankkunden-Guthaben) durchzusetzen. Das wäre effektiv und würde weder eine neue Technik noch große Anpassungen in der Bankenbranche erfordern. Ohne Bargeld könnten Bankkunden ihre Guthaben nicht mehr von den Banken abheben und selbst verwahren.

Allerdings würde die Bevölkerung einige Vorteile, die das Bargeld mit sich bringt, verlieren. Goodfriend sprach dabei die Privatsphäre an, die ein Wertspeicher außerhalb des Bankengeld-Kreislaufs hat, in welchem 95 Prozent der bestehenden und durch Kreditvergabe geschöpften Geldmenge zirkulieren. Die Öffentlichkeit werde sich nach seiner persönlichen Einschätzung aber so lange gegen eine Bargeld-Abschaffung wehren, bis die mobilen Bezahlformen günstiger und einfacher anzuwenden seien.

Damit der Übergang zur bargeldlosen Gesellschaft so schnell wie möglich erfolgen könne, sollte laut Marvin Goodfriend so schnell wie möglich ein anonymes digitales Zahlungsmittels eingeführt werden. Das könnte mit nummerierten Geldkarten erreicht werden, die einen bestimmten Wert hätten und ähnlich wie bei einer Gutscheinkarte für Prepaid-Handys in Umlauf gebracht werden. Damit wäre wie beim Bargeld die Anonymität, die Sicherheit und die Aufbewahrung von Geldwerten als Tauschmittel möglich, sagte Goodfriend.

Die diskutierten Alternativen zum Bargeld zeigen, wie ratlos die Zentralbanker in Wahrheit sind. Denn sie wollen trotz der Probleme am Schuldgeldsystem und seinen Vorteilen für eine kleine Minderheit festhalten. Für die Öffentlichkeit wird hingegen die Politik verantwortlich gemacht, von der sich die Zentralbanker im Stich gelassen fühlen.

EZB-Direktor Benoit Coeure etwa warf den europäischen Ländern in diesem Zusammenhang Zögerlichkeit vor. In Europa habe man sich nur zu „halbgaren und halbherzigen Strukturreformen“ durchringen können, kritisierte Coeure. Haruhiko Kuroda, der Notenbankchef Japans, forderte von seiner Regierung die Öffnung für Einwanderer, um der Überalterung der Gesellschaft entgegenzuwirken, so wie das Deutschland mache. Wegen dieses Politikversagens komme die globale Konjunktur auch im achten Jahr nach der Finanzkrise nur mäßig in Schwung. Extrem niedrige Zinsen könnten deshalb nur ein schwaches Wachstum und geringe Inflation erzeugen.

Problematisch sein aber auch, dass Firmen und Verbraucher offensichtlich das Vertrauen in die Geldpolitik der Notenbanken zu verlieren beginnen. Infolge dessen würden sich die Unternehmen mit Investitionen und Verbraucher mit dem Konsum zurückhalten, weil sie nicht mehr an einen Aufschwung glauben und sich zugleich nicht durch einen Anstieg der Teuerung unter Druck gesetzt sehen.

Nachdem viele Notenbanken die Märkte mit Geld geflutet haben, stellt sich nun die Frage, ob dieses Instrument auf Dauer Wirkung zeigt. In den USA hält FED-Chefin Janet Yellen die bisherigen Maßnahmen der Geldpolitik noch für ausreichend, während andere Notenbanken bereits weitere Schritte wie Helikoptergeld erwägen, um die Wirtschaft zu beleben. Einige Kollegen von Janet Yellen raten aber dazu, die Diskussion bereits jetzt zu führen, obwohl die Zeichen in den USA offiziell auf Zinserhöhung stehen.

Die Rede ist von einer deutlichen Anhebung des Inflationsziels auf 4 – 6 Prozent, anstelle der bisherigen 2 Prozent, sowie eine Ausweitung des Ankaufprogramms auf Wertpapiere wie Unternehmensanleihen. Die Europäische Zentralbank (EZB) etwa erwirbt schon seit Juni 2016 solche Unternehmensanleihen. Hier droht der US-Notenbank allerdings erheblicher Gegenwind aus dem Parlament. Dort steht bereits die bisherige Geldpolitik in der Kritik, weshalb FED-Chefin Yellen auch das Thema Negativzinsen, unter denen bereits Banken in der Euro-Zone und in der Schweiz leiden, bisher offiziell nicht in Erwägung zieht.

Folgen der Bargeld-Abschaffung

Klar ist jedenfalls, dass alle Maßnahmen, welche die Zentralbanken einsetzen werden, nur die Zeit überbrücken helfen, bis die bargeldlose Gesellschaft weitgehend Einzug gehalten hat, um das Bargeld abschaffen zu können. Denn wenn es keine Geldreform gibt, durch welche das Schuldgeldsystem durch ein anderes Geldsystem ersetzt wird, kann die hohe Verschuldung nur durch Enteignung abgebaut werden, wie das FED-Symposium in Jackson Hole gezeigt hat. Wer also das Bargeld verteidigen und seine Abschaffung verhindern will, sollte sich aktiv für eine Geldreform, wie den Ersatz des Giralgeldes der Banken durch Vollgeld der Zentralbank, einsetzen.

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Titel:
Zentralbanken diskutieren Bargeld-Abschaffung
Kurzbeschreibung:
Vertreter der wichtigsten Zentralbanken haben bei dem FED-Symposium in Jackson Hole die Vorteile der Bargeld-Abschaffung (Bargeldverbot) diskutiert.
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