Gavyn Davies Prognose: Wachstum ohne Börsencrash?

Einer der bekanntesten Ökonomen Großbritanniens, Gavyn Davies erwartet im Gegensatz zu einer Vielzahl anderer Ökonomen bald ein stärkeres globales Wirtschaftswachstum sowie steigende Inflation. In einem kleinen Aufsatz, den er vor fünf Wochen veröffentlichte und der in Fachkreisen zu heftigen Diskussionen führte, beschrieb Davies unter dem Titel „Regimewechsel auf den globalen Finanzmärkten“, seine These, wonach ziemlich viele Experten derzeit mit ihren Prognosen völlig falsch liegen würden.

Gavyn Davies Prognose: Börsencrash für Wachstum

Gavyn Davies studierte Volkswirtschaft in Cambridge und beriet in den 1970er-Jahren die britische Regierung in wirtschaftspolitischen Fragen. Zwischen 1987 und 2001 war er Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs, anschließend drei Jahre Chef des britischen Medienkonzerns BBC. Davies wurde in Großbritannien auch schon mehrmals zum Ökonomen des Jahres gewählt und gilt als sehr einflussreich. Seinem Wirtschaftsblog bei der Financial Times wird deshalb viel Beachtung geschenkt.

Gavyn Davies Prognose: Wirtschaftswachstum und Inflation steigen

15.09.2016: Die Mehrheit der Ökonomen geht nach Davies derzeit davon aus, dass die Lage der Weltwirtschaft sehr kritisch sei, weil mangelndes Wachstum und Sorgen vor einer Deflation den notwendigen Anstieg der Preise verhindere und in einer dauerhaften Stagnation münden könnte. Gavyn Davies hält jedoch nichts von diesen Prognosen, denn er selbst sieht klare Anzeichen dafür, dass die Welt gerade vor einem Epochenwechsel stehe und die Phase der Deflation bald in eine Phase der Reflation übergehe, wodurch die Preise wieder deutlich steigen würden. Davies teilt die jüngere Wirtschaftsgeschichte in drei Phasen ein, die er „Regimes“ nennt. Von 2012 bis 2015 habe die lockere Geldpolitik der Notenbanken die Märkte geflutet und zu einem starken Anstieg der Aktienkurse geführt. Seit Juni 2015 würden hingegen steigende Deflationsängste vorherrschen, wodurch die Weltwirtschaft in eine lange Schwächephase eintreten könnte. Entsprechend pessimistisch sei die Stimmung der Anleger und Investoren, wie sich an der volatilen Entwicklung der Aktienmärkte zeige.

Gavyn Davies: Weltwirtschaft steht vor Epochenwechsel

Laut Davies stehe jetzt die dritte Phase bevor, die einen Epochenwechsel im absolut positiven Sinne darstelle. Auslöser dafür sei die deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in wichtigen Regionen der Welt. Die USA und China hätten sich von ihren Schwächephasen inzwischen erholt, während die Rezessionen in Brasilien und Russland abklinge. Zieht die Weltwirtschaft an, steigen automatisch auch die Preise. Den USA bescheinigt Gavyn Davies das größte Wachstumspotential, weshalb er für 2017 mit deutlich steigenden Löhnen und einer steigenden Inflation rechne.

In Europa und Japan gebe es zwar keine spürbaren Anzeichen für eine steigende Inflation, allerdings dürften steigende Rohstoffpreise weltweit zu einem höheren Preisniveau führen. Nicht zu unterschätzen sei auch die zunehmende Abkehr von der globalen Sparpolitik, was auch zu steigenden Preisen beitrage. Neben Japan werden bald auch die Südstaaten der Eurozone mehr Geld für Investitionen ausgeben.

Nach Analyse umfangreicher Daten prognostiziert Gavyn Davies der Weltwirtschaft, die im Februar im Jahresdurchschnitt nur mit 2,0 bis 2,5 Prozent gewachsen ist, in Kürze wieder ein Wachstum von 3,5 bis 4,0 Prozent. Die Inflation sollte deshalb in den Industriestaaten von derzeit 0,6 Prozent bis Mitte 2017 auf fast zwei Prozent ansteigen, so seine Prognose.

Gavyn Davies Prognose eine Börsencrash-Prognose?

Davies schrieb in seinem Aufsatz jedoch nichts darüber, ob er dieses steigende Wirtschaftswachstum bereits vor oder erst nach einem bereinigenden Börsencrash erwartet. Denn laut dem größten USA-Vermögensverwalter Blackrock warten insgesamt 70 Billionen Dollar, ein Drittel des Weltgeldvermögens, darauf angelegt zu werden. Doch die Investoren halten sich zurück und wollen erst den nächsten Crash an den Börsen abwarten, um billig einsteigen zu können.

Bislang haben die mit der US-Notenbank (FED) eng verbundenen Zentralbanken die Aktienmärkte durch den Ankauf von Anleihen sowie mit Futures und Short-Eindeckungen auf Aktien gestützt, die Mittelabflüsse vieler Investoren dadurch mehr als kompensiert und die Börsenkurse sogar auf immer neue Höhen getrieben. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die Notenbanken dieses Spiel noch lange fortsetzen werden, denn wenn der Großteil der 70 Billionen Dollar Geldvermögen nicht investiert wird, muss die Verschuldung steigen, um die Zinsen für die bestehenden Schulden bezahlen zu können, wodurch das Wirtschaftswachstum aus Mangel an Liquidität in der Realwirtschaft weiter sinken würde. Damit die gehorteten Geldvermögen wieder in die Realwirtschaft und an die Finanzmärkte zurückkehren, wäre es nicht überraschend, wenn die US-Notenbank (FED) die Zinsen nach der US-Präsidentschaftswahl in zwei Schritten deutlich anhebt und damit das bis heute hinausgezögerte Ende des Aufschwungs einleitet.

Gavyn Davies weiß, dass seine Prognose früher oder später eintreten wird, denn das Schuldgeldsystem erzeugt Zyklen aus expansiver und zurückhaltender Kreditvergabe (kurzfristiger Kreditzyklus), weshalb jeder Abschwung mit einem Börsencrash beginnt der damit die nächste Phase des Aufschwungs einleitet. Wenn er bereits in 2017 ein Wirtschaftswachstum von 3,5 bis 4 Prozent prognostiziert, dann müsste auch er ebenso wie George Soros einen Börsencrash bereits in den nächsten Monaten erwarten.

Alternativ könnte in Betracht kommen, das Gavyn Davies durch seinen hohen Einfluss Insiderwissen darüber besitzt, dass die Notenbanken bereits neue und ungewöhnliche Maßnahmen wie z. B. Helikoptergeld einzuführen planen, so wie es Thomas Mayer der EZB bereits empfohlen hat. Helikoptergeld könnte das Ende des Aufschwungs hinausschieben, die Weltwirtschaft beleben und den Börsencrash verschieben, solange die Maßnahme anhält. Jedoch bedingt der Ausstieg aus einer solchen Geldpolitik gleichzeitig den Einstieg in ein anderes Geldsystem, ein Umstand den Politik und Finanzoligarchie aus Gründen des Machterhalts vermeiden wollen.

Zusammenfassung:
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Gavyn Davies Prognose: Wachstum ohne Börsencrash?
Kurzbeschreibung:
Star-Ökonom Gavyn Davies erwartet 2017 höheres globales Wachstum und steigende Inflation. Ist das ohne Börsencrash oder neue exzessive Geldpolitik möglich?
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