Anleger: Thomas Mayer über Aktienmärkte, Geldpolitik, Inflation und Gold

Dr. Thomas Mayer, der Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research-Institute und ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, der am 27. Oktober 2015 zum Honorarprofessor der Universität Witten/Herdecke ernannt wurde, bewertet die aktuelle und zukünftige Situation für Anleger an den Aktienmärkten, die Geldpolitik der Notenbanken, die Inflation sowie die Aussichten für Gold.

Thomas Mayer: Aktienmärkte, Geldpolitik, Inflation und Gold

Wie die Kurseinbrüche an den Börsen im August und September 2015 gezeigt hätten, müssten Anleger in 2016 mit einer weiterhin hohen Volatilität (Schwankung) an den Börsen rechnen, ist Thomas Mayer überzeugt. Er nennt dafür das Beispiel China und die laut gewordenen Befürchtungen, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum stärker abkühlen könnte als erwartet, der vermutete Kollaps sich jedoch nicht bestätigt und damit die Situation an den Börsen wieder beruhigt habe.

Thomas Mayer führt die hohe Volatilität auf die von Unsicherheiten geprägte Weltwirtschaftslage und auf die darauf ausgerichteten Anlagestrategien vieler Investoren zurück. Ganz offensichtlich meint er damit, dass die Marktteilnehmer in unsicheren Zeiten dazu neigen, ihr Kapital noch stärker in Derivate statt in Aktien zu investieren, was die Menge an Derivaten (Wettscheinen), im Vergleich zur Geldmenge noch weiter erhöht, wodurch die normalen Schwankungen an den Börsen erheblich verstärken werden.

Thomas Mayer über Aktienmärkte, Geldpolitik, Inflation und Gold

Nach China habe sich die Aufmerksamkeit der Medien und Marktteilnehmer aktuell wieder der Geldpolitik von FED und EZB zugewandt. Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) wie erwartet das Ankaufprogramm für Staatsanleihen ausweite, den Einlagenzins der Banken absenke, und die FED die Zinsen moderat anhebe, ohne die Spekulation auf weiter steigende Zinsen zu schüren, werde sich das positiv auf die Börsenkurse zum Jahresende auswirken, glaubt Thomas Mayer. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko stelle für Anleger jedoch die Möglichkeit dar, dass diese Erwartungen gegenüber der EZB oder der FED nicht erfüllt werden, und die Börsen negativ darauf reagieren.

Geldpolitik von FED und EZB

Angesprochen auf die Wirkung des Ankaufprogramms für Staatsanleihen, dem der EZB-Präsident Mario Draghi eine positive Wirkung bescheinigt, sagt Thomas Mayer, dass es für eine Bewertung noch zu früh sei. Wenn man sich jedoch die Wirkung ähnlicher Programme in Japan und den USA ansehe, müsse man wohl vermuten, dass auch der Erfolg der EZB-Geldpolitik deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibe.

Thomas Mayer befürchtet, dass die Bekämpfung der Staatsschulden mit der Druckerpresse durch die Notenbanken zu einer kaum noch kontrollierbaren Inflation führen wird, weil der technische Fortschritt möglicherweise nicht mehr so produktivitätsfördernd sei, oder weil die Rohstoffpreise wieder steigen und die Arbeitsmärkte weniger flexibel darauf reagieren könnten. Dieser Entwicklung würden die Zentralbanken ziemlich machtlos gegenüberstehen, weil sie die Zinsen aufgrund hoher Staatsschulden nicht mehr erhöhen könnten, um die Inflation zu bekämpfen, ohne damit viele Staaten in den Bankrott zu treiben.

Vor diesem Hintergrund erwartet Thomas Mayer für 2016, im Vergleich zu 2015, keinen spürbaren Anstieg des globalen Wirtschaftswachstums. Auch den Standort Deutschland sieht er mit gemischten Gefühlen, denn einerseits würden wir hier von den Errungenschaften der Vergangenheit zehren, andererseits würden die Folgen des VW-Skandals, die Energiewende sowie die Abwanderung von Forschung und Chemieindustrie belasten. In diesem Beitrag hat sich Thomas Mayer im Detail zur Geldpolitik der EZB geäußert.

Thomas Mayer über die Situation der Anleger

Angesichts von Nullzinsen und drohenden Gebühren auf Bankguthaben, rät Thomas Mayer: Anleger sollten ihre Zurückhaltung aufgeben und sich vor allem mit Aktien beschäftigen, deren Risiken über Diversifizierung gesteuert werden müsse. Anleger sollten zukünftig zweigleisig fahren und zum einen Bargeld halten, zum anderen in Ertrag bringende Aktien investieren. Gold sei für Thomas Mayer weniger ein Sachwert, der aufgrund seiner Wertsteigerung interessant ist. Vielmehr sei Gold die ultimative Versicherung für den Fall, dass das Geldsystem zusammenbreche. Diese Versicherung (Gold) werde solange nicht in Anspruch genommen, wie die Inflationsrate niedrig bleibe. Wenn die Inflation hingegen steige, dann würden jedoch die Befürchtungen, dass die Zentralbanken nicht mehr in der Lage sein könnten, durch Zinserhöhungen die Kaufkraft des Geldes zu erhalten, dazu führen, dass Anleger in alternative Geldanlagen flüchten. Gold werde dann eine große Rolle spielen, ist Thomas Mayer überzeugt.

Mit unserer erfolgreichen Anlagestrategie „Vermögensaufbau“ können Anleger die Philosophie von Thomas Mayer mit Aktien und Gold weitgehend nachbilden!