Marc Faber warnt erneut vor 50% Börsencrash in 2016

Der bekannte Schweizer Investor Marc Faber warnt: Der US-Aktienmarkt könnte nach seiner Einschätzung vor einem dramatischen Einbruch stehen und rechnet für den S&P 500 mit Kursverlusten von ca. 50 Prozent. Marc Faber hatte bereits im Dezember 2015 einen Börsencrash angekündigt, der prompt folgte. Was ist von dieser erneuten Warnung vor einem Börsencrash zu halten?

Marc Faber warnt vor neuem Börsencrash 2016

12.08.2016: Der US-Aktienmarkt klettert von einem Rekordhoch zum nächsten, doch der bekannte Schweizer Investor und Börsenexperte Marc Faber glaubt nicht an eine nachhaltige Entwicklung sondern rechnet, wie zuletzt im Dezember 2015, erneut mit einem Börsencrash, der diesmal etwa 50 Prozent betragen könnte. Der Mann wird in Fachkreisen nicht ohne Grund „Dr. Doom“ genannt, also „Doktor Untergang“, denn seine Prognosen für die Finanzmärkte haben in der Regel einen eher pessimistischen Tenor. Vor drei Tagen äußerte sich Marc Faber gegenüber dem Fernsehsender CNBC zur Lage an den Aktienmärkten.

Marc Faber warnt vor neuem Börsencrash in 2016

„Ich denke es kann leicht passieren dass wir fünf Jahre an Kapitalzuwächsen im S&P 500 wieder abgeben, was bedeuten würde, dass der Markt auf 1.100 Punkte fällt“, sagte Marc Faber. Ein Einbruch auf 1.100 Punkte würde einem Börsencrash von etwa 50 Prozent ausgehend von dem aktuellen Kursniveau entsprechen. Auch andere Experten rechnen mit einem Börsencrash in 2016. Unter ihnen ist auch Prof. Max Otte, der den Börsencrash im Januar 2016 mit „das Endspiel hat begonnen“ kommentierte.

Marc Faber macht für die immer neuen Rekorde an den US-Börsen vor allem Aktienrückkäufe und Übernahmen in Verbindung mit der lockeren Geldpolitik der Notenbanken verantwortlich. „Die Liquidität fließt um die Welt und treibt die Vermögenspreise nach oben (…) das passiert, wenn man Geld druckt, sagte Marc Faber. Um die reale Wirtschaft in aller Welt sei es nach seiner Einschätzung hingegen nicht gut bestellt, weshalb diese Entwicklung an den Börsen eine Blase ohne Nachhaltigkeit sei, was auch die Bank für internationalen Zahlungsverkehr (BIZ) in ihrem Jahresbericht für 2016 etwas zurückhaltender dargelegt hat.

Marc Faber rät Anlegern zu Diversifizierung

Sein eigenes Portfolio setze sich immer aus Aktien, Anleihen, Bargeld, Edelmetalle und Immobilien zusammen. Ein diversifiziertes Portfolio an Vermögenswerten wäre in jedem Fall besser als Geld auf der Bank zu haben. Denn Banken könnten heute durchaus pleite gehen und die Notenbanken würden weiter Geld drucken, wodurch die Kaufkraft des Geldes nachgebe, so Faber.

„Ich besitze Anleihen und Aktien aus Schwellenländern, das macht zusammen rund 40 Prozent des Portfolios aus. Ich besitze auch US-Staatsanleihen, die sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt haben. Und ich besitze Gold“, betont der gebürtige Schweizer.

Mutige Investoren könnten außerdem mit Hebelprodukten auf fallende Kurse bei überbewerteten Aktien setzen, so Marc Faber. In diesem Zusammenhang nennt Faber überraschend den Elektrofahrzeugbauer Tesla, dessen Aktienkurs nach seiner Einschätzung „wahrscheinlich irgendwann auf null falle„. Denn andere Autobauer könnten Elektroautos viel günstiger und wahrscheinlich effizienter produzieren als Tesla, wenn der Markt für Elektroautos sich tatsächlich in einen Massenmarkt verwandeln sollte.

Klassische Privatanleger könnten außerdem in US-Staatsanleihen investieren, das sei eine gute Absicherung für einen Teil des eigenen Geldes. Diese Staatsanleihen würden bei einem Aktien- und Börsencrash zulegen können, betont Marc Faber. Darüber hinaus empfiehlt Faber Schwellenländer- und Goldminenaktien.

Hat Marc Faber recht und kommt der Börsencrash 2016?

Marc Faber hat grundsätzlich recht, wenn er die rückläufigen Gewinne fast aller US-Unternehmen anspricht, die sich gleichzeitig höher verschulden, nur um eigene Aktien zurück zu kaufen. Richtig ist natürlich auch, dass die lockere Geldpolitik der Notenbanken verantwortlich für den Anstieg der Vermögenspreise und damit für die steigenden Aktienmärkte besonders in den USA ist. Gleichzeitig ist das weltweite Wachstum niedrig aber die globale Verschuldung so hoch wie noch nie.

Jedoch weiß kaum jemand, welche Maßnahmen die Notenbanken in den kommenden Wochen und Monaten noch ergreifen, und damit die positive Stimmung der Anleger sowie die Aktienkurse weiter antreiben werden. Seit dem Börsencrash im Januar 2016 gibt es derzeit deutlich weniger kritische Stimmen zu hören, weil die Erholung der Aktienkurse insbesondere in den USA sehr schnell erfolgte. Auch der Brexit konnte daran nichts ändern. Gerade das ist gefährlich, denn es gibt verschiedene Anzeichen, die Marc Faber nicht genannt hat, die einen erneuten Börsencrash in 2016 aber umso wahrscheinlicher machen.

Anzeichen für erneuten Börsencrash

Einerseits kündigt sich das Ende des Kreditzyklus in den USA an (ausführliche Analyse des Kreditzyklus hier), andererseits muss die Entwicklung des Nikkei 225 mit Sorge betrachtet werden, der bei den letzten beiden großen Krisen in 2001 und 2007 einige Monate vor den anderen großen Börsen-Indizes deutlich eingebrochen war und den globalen Börsencrash jeweils ankündigte. Seit September 2015 fällt der Nikkei bereits. Die nachfolgenden drei Grafiken veranschaulichen, dass ein fallender Nikkei zweimal einem Börsencrash voraus eilte und es gegenwärtig so aussieht, als ob sich das zum dritten mal so abspielen könnte.

Marc Faber Börsencrash 2016 vs. Nikkei-S&P 500

Marc Faber Börsencrash 2016 vs. Nikkei-Dow-Jones

Marc Faber Börsencrash 2016 vs. Nikkei-DAX

Nach dem Stand der Kreditausfallrate von Darlehen und Leasingverträgen in den USA im Juni 2016 und ihrer Korrelation mit vergangenen Krisen, könnte der Börsencrash mit einem ersten Einbruch im August oder September 2016 beginnen. Denn die Kreditausfallrate kann nur verzögert ermittelt werden, aber wenn sie wie vor der Finanzkrise und gegenwärtig begonnen hat zu steigen, erfolgt der Anstieg in sehr kurzer Zeit, wie bei einer Lawine, die große Schneemassen mit sich reißt. Je höher die Verschuldung ist, umso schneller kommt es im verzinsten Schuldgeldsystem zu einer Kaskade aus Kreditausfällen, wie an dem steilen Anstiegswinkel in 2016 zu erkennen ist. Der Anstieg ist bis Juni 2016 noch steiler als vor der Finanzkrise in 2007, obwohl die Notenbanken damals keine auch nur annähernd vergleichbaren Maßnahmen ergriffen hatten, um die Kreditvergabe anzukurbeln und mit dieser Liquidität Kreditausfälle zu verhindern, so wie heute (siehe folgende Grafik).

Marc Faber Börsencrash 2016 - Kreditausfallrate USA

Die USA sitzen in 2016 auf den weltweit größten Kreditrisiken (siehe Grafik).

Kreditzyklus: Kreditrisiken nach Regionen - Börsencrash 2016Weitere Einbrüche in den Folgemonaten könnten durch das Ende des Kreditzyklus und durch europäische Banken ausgelöst werden, die nach einer aktuellen ZEW-Studie, aufgrund von Kapitallücken, bei einem Börsencrash von 30 bis 40 Prozent bis zu 675 Milliarden Euro frisches Kapital benötigen würden. Nicht ohne Grund hält der IWF die Deutsche Bank, wegen ihres immensen Derivate-Volumens von 50 Billionen Euro bei nur 63 Milliarden Euro Eigenkapital, für die gefährlichste Bank der Welt.

Der legendäre US-Investor Warren Buffett und seine Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway haben sich im Juni 2016 fast vollständig aus dem Derivate-Markt zurückgezogen, um den offensichtlich drohenden Gefahren dieser Finanzprodukte in einer Krise, aus dem Weg gehen zu können. Der Nach Warren Buffett benannte „Buffett-Indikator“, der den Quotienten aus Marktkapitalisierung und dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) berechnet, und sich in der Vergangenheit ebenso wie die Kreditausfallrate als Crash-Indikator bewährt hat, zeigt ein ähnlich bedrohliches Bild.

Marc Faber Börsencrash vs. Buffett-Indikator

Notenbanken könnten Börsencrash verschieben

Sollten die Kreditausfallraten in den USA im Juli und August weiter gestiegen sein (die Daten liegen bisher nicht vor), würde das die Wahrscheinlichkeit vom Ende des Kreditzyklus erhöhen und die Gefahr einer Börsencrash-Kaskade in den nächsten Monaten verstärken. Ob es dazu kommt, hängt aber weiterhin von der Geldpolitik der Notenbanken ab. Sollte Japan in Kürze doch Helikoptergeld einführen und sollte die Europäische Zentralbank (EZB) und / oder die US-Notenbank (FED) in absehbarer Zeit nachziehen (EZB-Chef Mario Draghi hatte Helikoptergeld bereits als interessantes Konzept bezeichnet), könnte das den Börsencrash verschieben. All das ist jedoch nur graue Theorie, denn wie es wirklich kommt, hängt von vielen Faktoren ab, die niemand vorhersehen kann.

Zusammenfassung:
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Marc Faber warnt erneut vor 50% Börsencrash in 2016
Kurzbeschreibung:
Bewertung der Warnung von Marc Faber vor einem zweiten Börsencrash in 2016 mit 50% Kurseinbruch. Faber hatte bereits den Januar-Crash prophezeit.
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