Ölpreis: Saudi-Arabien bald pleite oder ein geschickter Anleger?

Saudi-Arabien soll seit Anfang 2015 weltweit seine Wertpapier-Depots auflösen. Es wird vermutet, dass das Königreich liquide Mittel braucht, um den niedrigen Ölpreis und hohe Kosten von Militäroperationen in Syrien und im Jemen auszugleichen. Ist das der wirkliche Grund für den massiven Abverkauf von Wertpapieren, oder sind die Saudis nur geschickte Anleger?

Ölpreis: Saudi-Arabien bald pleite oder geschickter Anleger

Warum löst Saudi-Arabien weltweit Wertpapier-Depots auf?

Wie mehrere Fondsmanager kürzlich berichtet haben, soll Saudi-Arabien seit Monaten Wertpapiere und Aktien aus seinen weltweiten Depots verkaufen. Im ersten Halbjahr 2015 habe die saudische Zentralbank Wertpapiere im Gesamtwert von biszu 70 Milliarden Dollar veräußert.

Auch andere Golfstaaten sollen begonnen haben Beteiligungen und Wertpapiere zu verkaufen. Es wird vermutet, dass Saudi Arabien und die anderen Öl-Förderstaaten im mittleren Osten finanzielle Liquidität brauchen, um ihre Staatshaushalte, durch die hohen entgangenen Gewinne aus dem niedrigen Ölpreis, auszugleichen.

Saudi-Arabien wegen Ölpreis bald pleite?

Natürlich ist die Wirtschaft von Saudi-Arabien zu etwa 80 Prozent vom Öl abhängt. Angeblich habe der weltweit größte Öl-Förderer in 2015 sogar ein Haushaltsdefizit von 20 Prozent verbucht. Zudem führt Saudi-Arabien im Jemen einen kostspieligen Krieg und betreibt auch Militäroperationen in Syrien, was Geld kostet.

Saudi-Arabien verfügt aber über hohe Devisenreserven und kann trotz des niedrigen Ölpreises wohl als einziges Öl-Förderland noch Gewinne erwirtschaften. Zudem ist Saudi-Arabien einer der wenigen Staaten, die so gut wie keine Staatsverschuldung zu verzeichnen haben. Natürlich führen rückläufige Einnahmen durch den niedrigen Ölpreis und anhaltende Ausgaben dazu, dass die Devisenreserven abnehmen, was mit der Zeit die Kreditwürdigkeit und finanzielle Widerstandskraft belastet.

Saudis waren bisher geschickte Anleger

Eine große Rolle, weshalb Saudi-Arabien Wertpapiere und insbesondere Aktien in großem Stil aus seinen Depots veräußert haben dürfte, spielt jedoch die angespannte Lage der globalen Konjunktur, die auch durch den Ölpreis-Verfall beeinflusst ist und hohe Volatilität an den Börsen ausgelöst hat. Denn die Saudis waren in der Vergangenheit geschickte und erfolgreiche Anleger, die sich offensichtlich rechtzeitig von den Börsen zurückziehen und Kasse machen, solange die Kurse noch auf hohem Niveau sind.

Denn die Vorzeichen sprechen derzeit eher für einen Rückgang der Börsenkurse, als für eine positive Entwicklung an den Märkten und bei Aktien in 2016 / 2017. Vor allem der Kreditmarkt gibt deutliche Warnsignale von sich, ein Zeichen, welches Anleger und Investoren zur Vorsicht an den Aktienmärkten mahnen sollte. Der niedrige Ölpreis erzeugt zusätzlichen Druck auf den Kreditmarkt, und damit später auch auf die Börsen. Haben die Saudis also die Zeichen der Zeit erkannt und sich erneut als geschickte Anleger erwiesen?

Befürchtet Saudi-Arabien einen Börsencrash?

Vieles spricht dafür, den die Stimmen, die von einem nahenden Börsencrash sprechen, mehren sich. Kürzlich haben wir dazu eine Zusammenfassung von 10 Experten und ihren Prognosen für 2016 veröffentlicht. Auch Marc Faber, der die Titanic untergehen sieht, Max Otte, der von einem Endspiel spricht, und Thomas Mayer, der eine unkontrollierbare Inflation befürchtet, sehen die Lage an den Börsen und bei Aktien eher negativ und raten Anlegern zur Vorsicht.