Fed: inverse Zinsstruktur verursacht US-Rezession

Fed bestätigt Kausalität zwischen negativer Zinsstrukturkurve, restriktiver Kreditvergabe der Banken und US-Rezession

In dem letzten Beitrag „Börsen-Einbruch und US-Abschwung voraus“ hat der Betreiber dieses Finanzblogs, Bernhard-Albrecht Roth, die These aufgestellt, wonach ein kausaler Zusammenhang zwischen einer inversen also negativen  Zinsstrukturkurve, der restriktiven Kreditvergabe der Banken und einem folgenden Abschwung besteht. Diese These wird nun von einer Analyse der Federal Reserve Bank von St. Louis aus dem Jahr 2018 bestätigt, auf die uns ein Leser hingewiesen hat. Diese Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass eine inverse also negative Zinsstrukturkurve eine kommende Rezession in den USA nicht nur prognostizieren sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar auslösen kann.

Bernhard-Albrecht Roth: Dank für die Recherche

10.10.2019: Am 7. Oktober wurde ich von einem Leser meines letzten Beitrags  „Börsen-Einbruch und US-Abschwung voraus?“  auf eine Analyse von David Wheelock, Group Vice-President und stellvertretender Forschungsdirektor der Federal Reserve Bank (Fed) von St. Louis, vom 27. Dezember 2018 hingewiesen, auf die er bei einer Internet-Recherche gestoßen war, um meine These von der Kausalität zwischen negativer Zinsstrukturkurve, restriktiver Kreditvergabe der Banken und einem daraus folgenden Abschwung (Rezession) zu überprüfen.

Die Analyse von David Wheelock kommt zu dem Ergebnis, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine solche Kausalität besteht. Seine Schlussfolgerung lautete: „Daher könnte eine invertierte Zinsstrukturkurve mehr sein als nur ein Indikator, der eine Rezession vorhersagt, sie könnte eine Rezession tatsächlich verursachen.“

Nachdem ich diese Analyse der Fed von St. Louis bisher nicht kannte und auch nie erwartet hätte, dass ein Analyst der Fed diesen Zusammenhang auch noch öffentlich herstellen würde, bin ich für den Hinweis von Herrn Thomas M. wirklich dankbar.

Fed-Analyst bestätigt Kausalität zwischen negativer Zinsstrukturkurve und US-Rezession

Die Kausalität zwischen  negativer Zinsstrukturkurverestriktiver Kreditvergabe der Banken  und einem dadurch ausgelösten Abschwung ist wichtig, um einschätzen zu können, ob tatsächlich eine Rezession bevorsteht und wann eine Börsen-Hausse endet. Die Kurz-Analyse von David Wheelock mit dem Titel  Can an Inverted Yield Curve Cause a Recession?“  habe ich nachfolgend übersetzt, erhebe jedoch keinen Anspruch, den Autor fehlerfrei wiederzugeben. Deshalb sollte unbedingt auch  der englische Originaltext der Fed, den ich hier verlinke,  gelesen werden.

Kann eine invertierte Zinsstrukturkurve eine Rezession verursachen?

Donnerstag, 27. Dezember 2018

Von David Wheelock: Group Vice President und stellvertretender Forschungsdirektor der Federal Reserve St. Louis. Weitere  Publikationen von David Wheelock sind hier  zu finden.

Eine invertierte Zinsstrukturkurve – oder eine Situation, in der die Renditen für kurzfristige US-Anleihen die für längerfristige Anleihen übersteigen – war in der Vergangenheit ein bemerkenswert konstanter Indikator für das Auftreten wirtschaftlicher Rezessionen. Nur weil Inversionen Rezessionen prognostizieren, bedeutet dies jedoch nicht zwangsläufig, dass Inversionen auch Rezessionen verursachen. Warum könnte eine Inversion der Zinsstrukturkurve zu einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit und dadurch zu einer Rezession führen?

Banken und invertierte Zinsstrukturkurve

Ein möglicher Grund für eine Verlangsamung der Wirtschaft ist das Bankensystem. Banken nutzen die Fristentransformation, das heißt, die Kredite im Portfolio einer klassischen Geschäftsbank haben im Durchschnitt eine längere Laufzeit als die Einlagen oder die in Anspruch genommenen Zentralbankkredite, mit denen sie diese Kredite an Bankkunden finanzieren. Im Wesentlichen wandeln Banken ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten (z. B. Einlagen) in längerfristige Forderungen (z. B. Geschäftskunden- und Verbraucherkredite) um.

Normalerweise können Banken von der Spanne zwischen den Renditen längerfristiger Forderungen und den Zinsen für Einlagen und andere kurzfristige Verbindlichkeiten, die sie gegenüber Kunden, anderen Banken oder der Zentralbank haben, profitieren. Die Gewinne der Banken sinken jedoch, wenn die kurzfristigen Zinssätze gegenüber den längerfristigen Zinssätzen steigen. Dies kann dazu führen, dass Banken ihre Kreditvergabe einschränken, was wiederum die Wirtschaft bremsen kann.

Verschärfung der Kreditbedingungen

Kürzlich befragte die Federal Reserve die Banken in den USA, wie sich ihre Kreditbedingungen aufgrund einer hypothetisch einsetzenden Inversion der Zinsstrukturkurve ändern würde. Viele der befragten Banken gaben an, dass sie die Anforderungen an die Kreditsicherheiten oder die Zinskonditionen für alle wichtigen Kreditarten verschärfen würden.

Auf die Frage, warum sie dies tun würden, wurden insbesondere folgende Gründe genannt:

  1. Eine Inversion könnte dazu führen, dass Kredite im Verhältnis zu den Finanzierungskosten der Bank weniger rentabel sind.
  2. Eine Inversion würde dazu führen, dass die Banken ein höheres Risiko einpreisen müssten.
  3. Eine Inversion kann auf eine Eintrübung der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung hindeuten.

Die folgende Abbildung zeigt die historische Tendenz der US-Banken, die Kreditbedingungen zu verschärfen, wenn sich die Zinsstrukturkurve umkehrt. Herangezogen wurde für den Vergleich exemplarisch die Zinskurve aus den Renditen der 10-jährigen abzüglich der 2-jährigen US-Staatsanleihen.

Fed: negative Zinskurve, verschärfte Kreditbedingunge und US-Rezession kausal

Normalerweise übersteigt die Rendite der 10-jährigen die Renditen der 2-jährigen US-Anleihen, was die Tatsache widerspiegelt, dass die Zinsstrukturkurve positiv ist. Die Zinskurve ist negativ (invers oder invertiert), wenn die Renditen für kurzfristige Anleihen höher sind als für längerfristige Anleihen, wie in den Jahren 2000 und 2006. Auf diese beiden Umkehrungen folgte innerhalb weniger Monate eine Rezession.

Die Fed hat die Banken seit 1990 kontinuierlich zu ihren Kreditbedingungen befragt. Daraus ergibt sich wie die Grafik weiter zeigt, dass die Anzahl der Banken, die ihre Bedingungen für gewerbliche und industrielle Kredite verschärften, zu dem Zeitpunkt gestiegen ist, als die Zinskurve in den Jahren 2000 und 2006 negativ wurde.

Warum ist das wichtig? Forscher haben herausgefunden, dass sich die Konjunktur nach einer Verschärfung der Kreditbedingungen tendenziell verlangsamt, was auf einen direkten Zusammenhang zwischen einer invertierten (inversen) Zinsstrukturkurve und einer sinkenden Bereitschaft der Banken Kredite zu vergeben hindeutet.

Daher könnte eine invertierte Zinsstrukturkurve mehr sein als nur ein Indikator, der eine Rezession vorhersagt, sie könnte eine Rezession tatsächlich verursachen.

 

Diese Übersetzung der  Analyse von David Wheelock (im Original)  ist eine Ergänzung des Beitrags  „Börsen-Einbruch und US-Abschwung voraus?“  von  Bernhard-Albrecht Roth.

Zusammenfassung:
Titel:
Fed: negative Zinsstrukturkurve und US-Rezession kausal
Kurzbeschreibung:
Fed-Analyse bestätigt hohe Wahrscheinlichkeit einer Kausalität zwischen negativer Zinsstrukturkurve, restriktiver Kreditvergabe der Banken und US-Rezession.
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