Der Finanzexperte Marc Faber warnt vor einem Börsencrash, der durch das Platzen einer „kolossalen Kreditblase“, nicht nur China sondern die Welt erschüttern könnte. Faber empfiehlt Anlegern jetzt Gold und Goldaktien zu kaufen. Auch die schillernde Investorenlegende George Soros sieht Parallelen zum Ausbruch der Finanzkrise in 2008 und warnt vor einem Crash.
Die Aktienmärkte in China sind gleich in der ersten Woche des neuen Jahres mehrfach abgestützt. Sollte China eine harte Landung hinlegen, könnte sich das dramatisch auf die Börsen und die Weltwirtschaft auswirken. Um den zweiten Börsencrash innerhalb von 6 Monaten zu begrenzen, hat die chinesische Zentralbank in dieser Woche dreistellige Millionenbeträge in die Aktienmärkte gepuppt. Infolge der Turbulenzen an den Börsen in China sind auch die Aktienmärkte im Westen schlecht ins neue Jahr gestartet.
Der deutsche Leitindex DAX stürzte zum Handelsbeginn um mehr als drei Prozent ab und rauschte unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000-Punkten. Innerhalb von vier Handelstagen des neuen Jahres gab der DAX nahezu seinen gesamten Vorjahresgewinn von 10 Prozent wieder ab. Weltweit wurden an den Börsen 2,5 Billionen US-Dollar vernichtet. Edelmetalle wie Gold machten hingegen Boden gut. Was ist von diesen Entwicklungen zu halten und wie bewerten Marc Faber, George Soros und Max Otte die Situation?
Marc Faber – kolossale Kreditblase nicht nur in China
Der Schweiter Finanz- und Asien-Experte Marc Faber, der auch unter dem Spitznamen Dr. Doom bekannt wurde, weil er in der Vergangenheit immer wieder Börsencrashs prognostizierte, äußerte sich in einem Interview auf Bloomberg-TV zur aktuellen Lage in China und der Welt für 2016.
„Es gibt generell eine große Diskrepanz zwischen der realwirtschaftlichen Entwicklung und den Vermögenspreisen weltweit, mit wenigen Ausnahmen, wo schon eine Anpassung stattgefunden hat. In China ist es bereits seit zwei Jahren offensichtlich, dass sich die Konjunktur verlangsamt“, sagt Marc Faber. „In China hat es bereits eine harte Landung der Rohstoffpreise und der Aktienmärkte gegeben und nun kann es auch zu einer harte Landung der chinesischen Wirtschaft kommen.“ Für die USA sieht Marc Faber bereits eine Rezession heraufziehen.
Marc Faber erwartet Börsencrash mit 50 Prozent Korrektur
Nach Marc Faber ist die Ursache dafür: „Es gibt eine kolossale Kreditblase in China. Wie sich diese entladen wird, wissen wir nicht. Das kann sich in einem signifikanten Rückgang des Renminbi äußern, das könnte aber auch zu in einer bedeutenden Wirtschaftsschwäche führen. Die chinesische Stahlproduktion ist bereits abgestürzt. Ich wäre in Sachen China lieber vorsichtig und nicht allzu optimistisch.“
Zur allgemeinen Situation, in der sich die Welt gegenwärtig befindet, sagt Marc Faber: „Zentralbanken können die Finanzmärkte fast unendlich manipulieren, bis der endgültige Kollaps eintritt. Ob der Kollaps nun über die Währung, über den Asset-Preisverfall oder durch eine Schuldenimplosion eintritt, ist derzeit offen“.
Marc Faber sieht die „Titanic“ untergehen
Der in Thailand lebende Faber sieht die gigantische Vermögenspreis-Inflation bereits seit 1981 wachsen: „Seit 1981 gab es eine weltweite Rally bei Bonds, Aktien und Immobilien und es gab eine globale Kreditexplosion. Nun gibt es diese Asset-Blase. Ich denke, es wird als nächstes einen Crash geben. Egal was Sie besitzen, Häuser oder den S&P, alles wird fallen. Die Titanic wird untergehen.“
Marc Faber rät Anlegern zu Gold
Aufgrund der Größe der Kreditblase rechnet Marc Faber mit globalen Kurseinbrüchen von bis zu 50 Prozent (siehe Geldsystem). Gute Chancen sieht Faber hingegen bei den Edelmetallen. „Ich würde Gold und Goldaktien kaufen. Diese Vermögensklasse ist bereits sehr, sehr stark gedrückt. Diese Kurse von Gold und Goldaktien können sich problemlos verdoppeln, bei begrenzten Abwärtsrisiken“.
Auch wenn Marc Faber in der Vergangenheit schon mehrmals zutreffende Prognosen abgab, erwartete er den jetzt prognostizierten Börsencrash 2016 bereits im Jahr 2014.
George Soros: Börsencrash in China nur der Anfang
Mit Blick auf die Entwicklungen in China warnt auch die schillernde Investmentlegende George Soros vor einem Börsencrash und prognostiziert: „Das könnte den Anfang einer neuen Finanzkrise markieren“. In dem Interview auf Bloomberg-TV sagte George Soros weiter: „Wenn ich mir die Finanzmärkte so ansehe, stehen wir vor einer ernsten Herausforderung, die mich an die Krise von 2008 erinnert“. Dass die Konjunktur in China ins stottern geraten ist, war bereits im Sommer 2015 ersichtlich, als die Börsen bereits einen Crash erlebten. Seither ist klar, dass der Aktienmarkt des Landes gegenwärtig weniger von der Realwirtschaft, sondern mehr von der Spekulation auf Kredit geprägt ist, und deshalb zu hoher Volatilität neigt.
Weitere Probleme sieht George Soros in der fehlenden Anpassungsfähigkeit des chinesischen Wirtschaftsmodells. China habe noch kein Wachstumsmodell, das dem Wandel zu einer Konsum- und Dienstleistungsindustrie gerecht werde. Die in 2015 aufgetretene Abwertung der Landeswährung exportiere die Probleme zugleich in den Rest der Welt.
George Soros befürchtet neue Finanzkrise wie 2008
Ein weiterer Problem sei laut Soros die Rückkehr zu positiven Leitzinsen in den USA, was vor allem die Schwellenländer vor Probleme stelle, die in US-Dollar verschuldet sind und deren eigene Währungen gegenüber dem Dollar abwerten. Im Dezember 2015 hatte die US-Notenbank FED den Leitzins auf 0,25 bis 0,5 Prozent angehoben und damit die Niedrigzinsphase in den USA beendet. Zugleich erklärten die US-Notenbanker, den Leitzins weiter sukzessive anheben zu wollen. Sollte die US-Wirtschaft weiter wachsen, könne die FED den Leitzins sogar schneller anheben, als an den Finanzmärkten bislang erwartet wird. Bis zu vier Erhöhungen des Leitzinses seien in 2016 möglich, äußerte jüngst der stellvertretende FED-Chef Stanley Fischer gegenüber dem US-Sender CNBC.
Betrachtet man einerseits die Situation in China und andererseits die steigenden Leitzinsen in den USA, stehen wir laut der Prognose von George Soros am Vorabend einer weiteren Krise, „deren Vorzeichen jenen im Jahr 2008 ähneln“. Der damalige Börsencrash ließ die Aktienkurse um 50 Prozent einbrechen. Anleger sollten nach Meinung von George Soros in 2016 deshalb vorsichtig sein.
Bewertung der Crash-Warnungen von Marc Faber und George Soros
Was immer man von Marc Faber und besonders von George Soros und ihren Prognosen halten mag, jüngst hatte auch Prof. Max Otte das Risiko eines Börsencrashs als sehr wahrscheinlich eingestuft. Entscheidend sind die nächsten Wochen. Fallen die Börsen bis Anfang Februar 2016 weiter, könnte der große Crash, wie ihn Max Otte bezeichnet, an den Börsen schneller kommen als viele glauben, zumal der letzte Börsencrash und der Beginn der Finanzkrise schon sieben Jahre zurückliegen. Das sollten Anleger unbedingt im Blick haben!