Geldschöpfung: Banken schöpfen auch Eigenkapital aus dem Nichts

Wie die Leser dieser Webseite wissen, wird über 90 Prozent des Geldes nicht von der Zentralbank ausgegeben, sondern von privaten Geschäftsbanken durch die Kreditvergabe geschöpft. Dass die privaten Banken sogar ihr Eigenkapital durch die Geldschöpfung erhöhen können, wird selbst Insider überraschen.

Geldschöpfung: Banken schöpfen auch Eigenkapital aus dem Nichts

Im Zuge der in 2008 ausgebrochenen Finanzkrise und ihren Folgen, wurde den Banken die Erhöhung des Eigenkapitals auferlegt, um zukünftige Krisen ohne die Rettung durch den Staat und damit durch den Steuerzahler überstehen zu können. Jedoch hat die Politik, sofern sie dieses Ansinnen wirklich konsequent umzusetzen versucht hat, die Kreativität – treffender wäre wohl der Begriff kriminelle Energie – der klugen Köpfe in den privaten Großbanken unterschätzt.

Geldschöpfung: Banken schöpfen Eigenkapital aus dem Nichts!

Wie Prof. Richard Werner, der internationales Bankwesen an der Universität von Southampton lehrt, und als erster Wissenschaftler die sog. Kreditschöpfungstheorie empirisch bewiesen hat, in einem Aufsatz am Beispiel der Schweizer Großbank Credit Suisse aufzeigt, kann die Kreditvergabe der privaten Banken nicht nur zur Geldschöpfung aus dem Nichts, sondern auch zur Erhöhung ihres Eigenkapitals ebenso aus dem Nichts benutzt werden.

Prof. Richard Werner: Geldschöpfung durch Kreditvergabe

In seinem Aufsatz beschreibt Prof. Richard Werner die Geldschöpfung bei der Credit Suisse, die dort ebenso abläuft, wie bei allen privaten Geschäftsbanken – durch die Kreditvergabe: Die Großbank vergab in 2008 Kredite an arabische Investoren über rund 9 Milliarden Euro. Wie wir bereits in dem Beitrag „die Geldschöpfung der Banken“ ausgeführt haben, sind dafür nur zwei grundsätzliche Buchungen notwendig: Den als Kredit ausgereichten Betrag als „Forderung” auf der Aktivseite der Bilanz einzustellen und den gleichen Betrag als „Verbindlichkeit“ auf Auszahlung von Bargeld auf der Passivseite der Bilanz zu buchen. Alle Banken schöpfen also Buchgeld, sog. Giralgeld, indem sie die Forderung an den Kreditnehmer auf Rückzahlung des Kredits damit begründen, dem Kreditnehmer das gesetzliche Zahlungsmittel – das Bargeld – noch zu schulden. Das besondere bei der Credit Suisse war nach Richard Werner jedoch, dass sie diese Geldschöpfung  auch zur Erhöhung des Eigenkapitals nutzte.

Credit Suisse: Durch Geldschöpfung zu mehr Eigenkapital

Laut Prof. Richard Werner konnte die Credit Suisse aufgrund der vertraglichen Vereinbarungen sicher sein, dass die arabischen Investoren das Bargeld nicht abrufen, weil sie sich im Gegenzug dazu verpflichteten, für das durch den Kredit geschöpfte Buchgeld, neu ausgegebene Vorzugsaktien der Bank zu erwerben. Dazu war lediglich eine weitere Buchung erforderlich – der sog. “Passivtausch”. Diesen vollzog die Credit Suisse, indem sie die „Verbindlichkeit“ der Bank einfach in die Position “Eigenkapital” umbuchte und dieses damit erhöhte.

Natürlich kann jedes Unternehmen theoretisch so buchen wie es will, diese vermeintliche Freiheit endet jedoch dort wo Gesetze und Buchhaltungsvorschriften gelten und auch geprüft werden. Prof. Richard A. Werner kritisiert in diesem Zusammenhang natürlich zurecht, dass die Bankenaufsicht diese Buchhaltungspraxis nicht unterbunden hatte. Zumal die Credit Suisse kein Einzelfall gewesen sei, denn nach Informationen von Bankanalysten war die Beschaffung von Eigenkapital durch Geldschöpfung während der Finanzkriseziemlich gängige Praxis”, wie Richard Werner in seinem Aufsatz schreibt.

Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Bankenaufsicht diese Praxis überall bewusst geduldet hat, denn sonst wären viele Großbanken infolge der Finanzkrise pleite gegangen und hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit den Zusammenbruch des Finanzsystems auslöst, der zu dieser Zeit akut drohte. Eine Gefahr, die bis heute nicht gelöst ist.

Kreative Eigenkapital-Schöpfung der Banken hebelt den Markt aus

Durch diesen Schachzug war die Credit Suisse 2008 in der Lage, die drohende Pleite abzuwenden, und statt dessen einen signifikanten Anstieg ihres Eigenkapitals sowie eine gesunde Eigenkapitalquote zu vermelden. Auch für die arabischen Investoren war das ein lohnendes Geschäft, denn sie bekamen ohne Kapitaleinsatz und für ein geringes Risiko (da die Vorzugsaktien nicht anderen Vermögenswerten als Sicherheit dienen) eine deutlich über den Kreditkosten liegende Gewinnbeteiligung.

Wen interessieren dann noch die geltenden Eigenkapitalvorschriften, wenn durch die Geldschöpfung sogar das fehlende Eigenkapital aus dem Nichts erzeugt und so die Pleite immer wieder in die Zukunft verlagert werden kann. Mit einem funktionierenden Markt hat diese politisch geduldete Konkursverschleppung jedenfalls nichts mehr zu tun, denn die Banken können bei jeder zukünftigen Schieflage, die Bankenaufsicht damit erpressen, dass sie auch während der Finanzkrise die kreative Umgehung von Bilanzierungsvorschriften bewusst geduldet hat.

Zusammenfassung:
Titel:
Geldschöpfung: Banken können auch Eigenkapital aus dem Nichts schöpfen
Kurzbeschreibung:
Banken können durch Kredite selbst Geld schöpfen, das ist bekannt. Dass Banken durch die Geldschöpfung auch ihr Eigenkapital erhöhen können, überrascht selbst Insider! Richard A. Werner beschreibt den Vorgang am Beispiel der Schweizer Großbank Credit Suisse!
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