Geldpolitik: EU-Abgeordnete fordern Helikoptergeld

Die Europäische Zentralbank (EZB) wurde am letzten Freitag von einer Gruppe aus Abgeordneten des EU-Parlaments aufgefordert, zu einer Geldpolitik mit Helikoptergeld überzugehen, die für mehr Wirtschaftswachstum in der Eurozone sorge. Im März hatte EZB-Präsident Mario Draghi das Helikoptergeld als ein interessantes Konzept bezeichnet. Wird es bald zu einer direkte Finanzierung der Realwirtschaft durch die EZB kommen?

Geldpolitik: EU-Abgeordnete fordern Helikoptergeld

Helikoptergeld: Geldpolitik für Wirtschaftswachstum

Schon der ehemalige Chef der US-Notenbank (FED), Ben Bernanke, hatte empfohlen, um die Wirtschaft Japan’s, die sich seit mehr als 25 Jahren in der Rezession befindet, mit Helikoptergeld anzukurbeln. Auch in Europa droht eine ähnliche Situation einzutreten. Jetzt fordern 18 Abgeordnete der Linken und Grünen des EU-Parlaments in einem offenen Brief vom 17.06.2016 an EZB-Präsident Mario Draghi, dass die EZB den Einsatz von Helikoptergeld und den Ankauf von Anleihen der Europäischen Investitionsbank (EIB) dringend prüfen müsse, um die wirtschaftliche Entwicklung in Europa durch eine direkte Finanzierung der Realwirtschaft und der Haushalte zu verbessern.

Geldpolitik: EU-Abgeordnete fordern Helikoptergeld

Der Führer der Grünen-Fraktion im EU-Parlament, Philippe Lamberts, der auch einer der Unterzeichner des offenen Briefs an die EZB ist, sagte, dass Helikoptergeld mehr Sinn mache, als die Politik des billigen Geldes (quantitative Lockerung kurz: QE) fortzusetzen, nur um „ein krankes und an einem seidenen Faden hängendes Finanzsystem mit Liquidität zu überschwemmen“. Er fügte hinzu, dass „der Kauf von EIB-Anleihen eine Initialzündung für die EU-Wirtschaft sein könnte, um wieder mehr Wachstum zu erzeugen“.

Fabio De Masi, Diplom Volkswirt und Vertreter der Partei Die Linke im EU-Parlament, fordert von der EZB, alternative Möglichkeiten der Geldpolitik zu prüfen, weil die konsequente Fortsetzung einer lockeren Geldpolitik (QE) mit niedrigen Zinsen nur zu Spekulationsblasen und nicht zu Investitionen führe. Masi wörtlich: „Wir müssen die Realwirtschaft direkt unterstützen. Die Finanzierung der öffentlichen Investitionen über die EIB wäre meine bevorzugte Option, aber Helikoptergeld für einkommensschwache Haushalte würde auf jeden Fall auch helfen“.

Helikoptergeld: Geld für die Realwirtschaft

Auch zu den möglichen rechtlichen Hindernissen des Einsatzes von Helikoptergeld äußern sich die EU-Abgeordneten um Fabio de Masi in dem offenen Brief an EZB-Präsident Mario Draghi: „Mehrere bedeutende Ökonomen haben bereits skizziert, wie Helikoptergeld von der EZB direkt verteilt werden könnte, ohne die einzelnen Staaten einbeziehen zu müssen, damit die EU-Verträge eingehalten werden können.“

Alternative Optionen dagegen nicht in Betracht zu ziehen, so die EU-Abgeordneten, könnte dazu führen, dass „die EZB für eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen in der Eurozone die Verantwortung übernehmen müsse.“

Die akademische Debatte um Helikoptergeld – ein Sammelbegriff für Maßnahmen wie Steuererleichterungen und direkte Verteilung von Geld, das direkt in die Hände der Haushalte fließt – hat in den letzten Monaten aufgrund der anhaltend niedrigen Inflation im Euroraum an Fahrt gewonnen. Die Idee findet auch in dem Buch „Zwischen Schuld und Teufel“ von Adair Turner Unterstützung, dem ehemaligen Vorsitzenden der britischen Finanzaufsichtsbehörde. Auch Thomas Mayer, der Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research-Institute und ehem. Chef-Volkswirt der Deutschen Bank ist überzeugt davon, dass Helikoptergeld helfen würde.

Geldpolitik für die Finanzwirtschaft gescheitert

Während die EZB und der Rest der Zentralbanken rund um den Globus mit ihrer Geldpolitik aus noch mehr Schulden weitgehend gescheitert sind und die Problemlösung verzögert aber auch verschärft haben, steuert die Weltwirtschaft weiter und weiter auf eine Rezession zu. Wir haben deshalb keinen Zweifel mehr daran, dass Helikoptergeld auf die eine oder andere Weise kommen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Warum es überhaupt soweit kommen musste, das Helikoptergeld als Alternative der Geldpolitik in Betracht gekommen ist, erfahren Sie in diesem Beitrag!

Zusammenfassung:
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Geldpolitik: EU-Abgeordnete fordern Helikoptergeld
Kurzbeschreibung:
Geldpolitik für Wirtschaftswachstum: 18 Abgeordnete des EU-Parlaments fordern in einem offenen Brief an EZB-Präsident Mario Draghi das Helikoptergeld.
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