EZB verantwortlich für Schuldenkrise und Eurokrise?

Ist die EZB verantwortlich für die Schuldenkrise und Eurokrise? Eine Bewertung von Prof. Richard A. Werner (Video-Vortrag).

EZB verantwortlich für Eurokrise und Schuldenkrise

Richard A. Werner ist Professor für internationales Bankwesen an der Universität in Southampton (England). Er war in den 90er Jahren während seiner Studienzeit in Japan und hat dort eine Bankenkrise erlebt, die identische Züge hatte wie die Schuldenkrise in der Eurozone.

Prof. Richard Werner: EZB ist verantwortlich!

In diesem Vortrag erläutert Prof. Richard A. Werner, warum er der Meinung ist, dass die EZB verantwortlich für die Schuldenkrise und Eurokrise sei. Er begründet das damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in einzelnen Ländern die Banken massiv dazu angeregt hätte, im Wege der Kreditvergabe neues Geld in Umlauf zu bringen. Dadurch seien in Ländern wie Irland oder Spanien Immobilienblasen entstanden. Gleichzeitig habe die EZB der Bundesbank eine restriktive Kreditvergabe-Politik für die Geschäftsbanken in Deutschland aufgenötigt. Wenn die Ausweitung der Geldmenge durch Kredit (Geldschöpfung der Banken) so viel schneller als das Wirtschaftswachstum steigt, führt das zu einer Finanzblase und anschließend zu einer Bankenkrise, so Prof. Werner. Eine Tatsache, die wir auch schon unter Geldsystem beschrieben haben.

Jean-Claude Trichet, der Vorgänger von Mario Draghi als EZB-Chef, habe einen neoliberalen Kurs mit Privatisierung und Deregulierung für richtig gehalten und immer Irland als Musterbeispiel dafür angeführt, wie eine effektive wirtschaftliche Entwicklung verlaufen müsse, erklärt Richard Werner. Auf die Frage, ob diese gute Entwicklung Irlands nicht eher mit der Ausweitung der Geldmenge durch die exzessive Kreditvergabe der Geschäftsbanken zu erklären sei, haben Trichet geantwortet: „Kreditschöpfung – ich weiß nicht wovon Sie sprechen. Wir betreiben Geldpolitik durch den Zins und es gibt nur eine Geldpolitik für die Eurozone„. Das diese Aussage wenig mit der Realität zu tun hat, zeigt die ungleiche Politik der EZB für Irland und Deutschland in den Jahren 2003 – 2008 (siehe oben).

Zyklische Ausweitung und Schrumpfung der Geldmenge

Prof. Richard Werner kritisiert auch das immer gleiche Phänomen, dass erst die Geldmenge durch exzessive Kreditvergabe ausgeweitet wird, dann die Preise dort steigen wohin das Geld fließt (z. B. Immobilien) und sobald die Banken dann die Kreditvergabe drosseln, bricht immer das Kartenhaus zusammen. Die EZB wisse natürlich um diese Zyklen und ist somit verantwortlich, wenn sie nicht gegensteuert, so Richard Werner.

Exkurs: Diese bewusste Erzeugung von Zyklen ermöglicht es denen, die das System verstehen, auf Kosten derer zu profitieren, die diesen Zusammenhang von Ausdehnung und Schrumpfung der Geldmenge (Zyklen) nicht erkennen. Merkwürdigerweise gibt es auch viele Vorstände in Banken, die diese Zusammenhänge nicht verstehen.

Gerade dann, wenn die Geldmenge durch die Einschränkung der Kreditvergabe schrumpft und die Banken in die Krise geraten, glauben die Politiker regulieren zu müssen, was die Kreditvergabe weiter erschwert und den negativen Effekt verstärkt. Prof. Werner erklärt in diesem Vortrag auch, dass er nicht verstehe, warum Bankenkrisen nicht einfach über die Zentralbank gelöst sondern anstelle dessen dem Steuerzahler aufgebürdet werden. Er beschreibt dafür verschiedene Beispiele aus der Historie.

Warum die EZB die Krise zugelassen bzw. beflügelt habe, führt Prof. Richard Werner darauf zurück, dass die EZB einem höheren Ziel folge: Dem politischen Projekt Vereinigte Staaten von Europa!