Eurozone: Was wird die Geldpolitik der EZB erreichen?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im März 2015 mit dem weiteren Ankauf von Staatsanleihen von Krisenstaaten der Eurozone begonnen. Bis September 2016 sollen auf diese Weise monatlich 60 Mrd. Euro in das Finanzsystem fließen, insgesamt also 1,1 Billionen Euro. Die EZB ist damit dem Beispiel der US-Zentralbank Federal Reserve, die durch 3 aufeinanderfolgende Maßnahmen der „quantitativen Lockerung“ insgesamt 4,5 Billionen US-Dollar in das amerikanische Geldsystem gepumpt hat, und dem Beispiel Japans gefolgt, dessen Zentralbank das Geldvolumen des Landes seit 2008 um ca. 600 % gesteigert hat.

EZB Geldpolitik Eurozone 2015

Offiziell heißt es aus der EZB, die stagnierende Wirtschaft in der Eurozone solle durch die Schaffung von Liquidität angekurbelt, deflationäre Tendenzen sollen bekämpft und eine leichte Inflation von 2 Prozent solle herbeigeführt werden. Diese Geldpolitik verspricht jedoch wenig Erfolg zu haben, denn weder in den USA, noch in Japan hat das Drucken enormer Geldmengen das Problem entschärft. In beiden Ländern stagniert die Wirtschaft nach wie vor, Deflation und Inflation halten sich die Waage.

Was steckt hinter der Geldpolitik für die Eurozone

Warum greift die EZB für die Eurozone trotzdem zu dieser Maßnahme? Weil sie keine andere Wahl hat, da sonst der Zusammenbruch des Finanzsystems droht. Sowohl Politiker, als auch die Finanzindustrie sitzen auf einem historisch nie da gewesenen Schuldenberg. Die Länder der Eurozone sind mit 9,6 Billionen Euro oder 94 % des Bruttoinlandsproduktes verschuldet, die Banken der Eurozone mit 20 Billionen Euro, wobei die Schulden der Schattenbanken noch nicht einmal berücksichtigt sind, welche die Schulden des offiziellen Bankensektors bei weitem übersteigen. Diese ausstehenden Billionenbeträge verlangen ständig nach Zins- und Zinseszahlungen. Um sie leisten zu können, brauchen sowohl die Staaten als auch die Banken ständig frisches Geld, das ihnen nun von der EZB zur Verfügung gestellt wird, siehe auch Inflationsschutzbrief Ausgabe 3/2015!

Das heutige Geldsystem führt zu Überschuldung

Dokumentarfilm "Überschuldung"Wie wird dieses Geld eingesetzt werden? Die Staaten der Eurozone werden ihren Schuldendienst leisten, d.h. sie werden Zinsen bezahlen. Ihre Schulden selbst werden sie jedoch nicht reduzieren können, denn eine Tilgung wäre nur möglich, wenn es enormes wirtschaftliches Wachstum gäbe, das zu entsprechend höheren Steuereinnahmen führen würde. Trotz der laufenden Zinszahlungen werden die staatlichen Schuldenberge deshalb weiter wachsen, denn das Geldsystem kann nur überleben wenn die Geldmenge wächst, weshalb es Schuldner wie die Staaten braucht die neue Kredite aufnehmen. Das liegt daran, dass die Zinslasten nicht mehr durch das Wirtschaftswachstum gedeckt sind und die dadurch permanent bestehende Liquiditätslücke in der Realwirtschaft nur ausgeglichen werden kann, wenn neue Kredite die Geldmenge erhöhen (siehe Zinseszinseffekt). Wir nähern uns auf Staatenebene also nicht einer Lösung des Grundproblems der Überschuldung an, sondern entfernen uns statt dessen weiter von ihr. Siehe: Warum das heutige Geldsystem zu Überschuldung führt!

Und die Banken der Eurozone? Sie werden ebenfalls einen Teil des Geldes benutzen, um Zins- und Zinseszinszahlungen für ihre Schulden zu leisten. Einen anderen Teil werden sie zur Erhöhung ihres Eigenkapitals einsetzen, das im Durchschnitt nur bei 3% der Geldbeträge liegt, mit denen die Banken arbeiten. Den Großteil des Geldes werden sie allerdings nicht, wie von Politikern versprochen, in Form von Krediten an die Wirtschaft weitergeben, um diese anzukurbeln, weil das Risiko durch zyklisch immer wiederkehrende Rezessionen zu vielen Insolvenzen in der Wirtschaft und somit zu neuen Verlusten bei den Banken führt. Deshalb bekommt nur der Kredit, der über hohe Sicherheiten verfügt, die in der Rezession notfalls verlustfrei verwertet werden können. Aus diesem Grund werden die Banken vorrangig an den Finanzmärkten spekulieren, weil sie dort schnellere Gewinne und höhere Renditen erwarten.

Banken werden weiter spekulieren

Damit werden sie die Blasenbildung am Aktienmarkt und im Immobiliensektor weiter vorantreiben und das Risiko einer Implosion des Finanzsystems erhöhen. Die EZB trägt deshalb mit ihrem Ankauf von Staatsanleihen auch dazu bei, genau den Mechanismus erneut zu befeuern, der das globale Finanzsystem 2008 an den Rand des Zusammenbruchs geführt hat. Die nächste Finanzkrise wird noch gewaltiger werden, denn die Summen, um die es geht, sind heute ungleich höher als vor 7 Jahren.