Coronavirus-Krise: Rezession oder Depression?

Coronavirus: Rezession oder Depression

Nach einen  Bericht von Bloomberg  erwarten die Ökonomen der Großbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs größere Belastungen der US-Wirtschaft als bisher angenommen wird. Sie warnen deshalb vor einem Rekordeinbruch der US-Produktion im zweiten Quartal und einer tiefen globalen Rezession. Wie wahrscheinlich ist diese Rezession und um welchen Preis kann eine Depression verhindert werden?

US-Großbanken erwarten 30% BIP-Einbruch

Die US-Ökonomen von Morgan Stanley, angeführt von Ellen Zentner, teilten ihren Kunden in einem Brief am vergangenen Sonntag mit, dass das amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni um 30,1% sinken könnte. Das könnte die Arbeitslosigkeit auf durchschnittlich 12,8% im diesem Berichtszeitraum erhöhen, sagten sie.

Nach einem Bericht des Teams um Jan Hatzius von Goldman Sachs wird jetzt erwartet, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr um etwa 1% schrumpfen wird, was einen größeren Rückgang bedeuten würde, als im Jahr 2009 inmitten der Finanzkrise. Sie prognostizieren für das zweite Quartal 2020 einen Rückgang der US-Produktion um 24%.

Die schlechten Prognosen von zwei der größten Banken der Wall Street spiegeln den plötzlichen Stillstand wider, den die US-amerikanische und die europäische Wirtschaft durch den Einbruch der chinesischen Wirtschaft zu Beginn des Jahres nun erleben werden.

Coronavirus-Krise: Rezession oder Depression

Solche Vorhersagen wecken Ängste vor einer Depression, aber die Ökonomen von Morgan Stanley kamen in einem anderen Bericht zu der Einschätzung, dass eine längere Schrumpfung der Wirtschaft (Depression) durch fiskal- und geldpolitische Maßnahmen vermieden werden könne. Sowohl Morgan Stanley als auch Goldman Sachs rechnen mit einer Erholung ab dem dritten Quartal, obwohl der Zeitraum schwer einzuschätzen sei.

„Die Wirtschaftstätigkeit ist im März fast zum Erliegen gekommen“, sagten die Ökonomen von Morgan Stanley. „Da die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung in einer größeren Anzahl von Bereichen zunehmen und sich die finanziellen Bedingungen weiter verschärfen, werden die negativen Auswirkungen auf das kurzfristige BIP-Wachstum umso größer sein.“

Noch im Februar diesen Jahres sahen die Prognosen von Analysten beider Banken den S&P 500 Index am Ende von 2020 bei rund 3.400 Punkten. Durch den  Börsencrash in den letzten 30 Tagen  notiert der Index derzeit zwischen 2.200 und 2.300 Punkten, also rund 34% niedriger.

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In einem  Bloomberg- Interview am Sonntag  prognostizierte der Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, James Bullard, dass die Arbeitslosenquote im zweiten Quartal im Bundesstaat Missouri um 30% steigen könnte, da das BIP in diesem Zeitraum durch die Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus um 50% schrumpfen dürfte.

Die Bank of America geht von einem durchschnittlichen Rückgang des US-BIP im zweiten Quartal von fast 25% aus, während JP Morgan Chase & Co. einen Rückgang von 14% prognostiziert.

Für China sei hingegen nur das erste Quartal ein großes Problem. JP Morgan Chase erwartet für das erste Quartal einen Rückgang des chinesischen Bruttoinlandsprodukts um 40% gegenüber dem vierten Quartal 2019, was der größte Rückgang seit 50 Jahren wäre.

Chinesisch Beamte, darunter auch Ministerpräsident Li Keqiang, glauben den Ausbruch des Coronavirus unter Kontrolle zu haben und erwarten bald eine Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivität. „Die Wirtschaftsindikatoren werden sich wahrscheinlich im zweiten Quartal deutlich verbessern und die chinesische Wirtschaft wird ziemlich schnell wieder ihr volles Produktionsniveau erreichen“, sagte der stellvertretende Gouverneur der Volksbank von China, Chen Yulu, am Sonntag gegenüber Reportern in Peking.

Für China mag diese Erwartung zutreffen, für die USA hingegen weniger, da dort lange nicht auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert wurde, viele US-Bürger erst spät ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und die Dunkelziffer der Infizierten infolge dessen entsprechend hoch sein dürfte.

Coronavirus: Menschen schützen oder Depression

Eine Erholung der US-Wirtschaft im dritten Quartal 2020, wie von den Großbanken erwartet, würde voraussetzen, dass es entweder nur eine Welle der Ausbreitung des Coronavirus gibt, oder die Regierung auf weitere Wellen mit nicht mehr so drastischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung reagiert, um die Wirtschaft auf Kosten von Menschenleben wieder hochzufahren. Und das ist das Dilemma in dem sich viele Regierungen des Westens befinden, denn zu häufige Kontaktbeschränkungen oder Ausgangssperren wären zusätzliches Gift für jede Wirtschaft, die sich schon in eine Rezession befindet, weil dadurch die Verunsicherung massiv zunimmt, während gleichzeitig Produktivität, Investitionen und Konsum abnehmen.

Es ist die berühmte „Wahl zwischen Pest und Cholera“: die Wirtschaft wieder hoch zu fahren und eine Depression gerade noch abzuwenden, oder die Menschen zu schützen aber eine Depression möglicherweise nicht mehr verhindern zu können!

Einen goldenen Mittelweg für Deutschland ohne Depression schlägt der Ökonom Dr. Daniel Stelter vor, der die Wirtschaft durch Steuerrückerstattungen der Finanzämter, für  begrenzte Zeit in ein künstliches Koma versetzen  würde.